Wegen Ukraine-Krieg begnadigt
Schnürsenkel-Killer tötet Vermieterin bei Besichtigung

Vom Knast in den Krieg und zurück in den Knast. Ein Wagner-Söldner, der wegen Mordes hinter Gittern sass, wurde von Jewgeni Prigoschin aus der Haft geholt und in die Ukraine geschickt. Wieder daheim, mordete der von Putin begnadigte Russe aber gleich wieder.
Publiziert: 15.09.2023 um 09:25 Uhr
|
Aktualisiert: 15.09.2023 um 14:39 Uhr
1/8
Sergej R. war bei der Wagner-Truppe. Prigoschin hatte ihn aus dem Knast rekrutiert.
Foto: Telegram

Als Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (†62) noch lebte, rekrutierte er zahlreiche Kriminelle aus Russlands Gefängnissen für den Ukraine-Krieg. Als Gegenleistung durften die Söldner nach ihrer Dienstzeit als freie Männer nach Hause kehren. Der russische Präsident Wladimir Putin (70) bestätigte, dass er die entsprechenden Begnadigungsdekrete unterschreibe.

Davon profitierte auch Sergej R.* (34). Doch offenbar hat der Mann aus seinen Fehlern nichts gelernt. Kaum vom Krieg zurück, landet er erneut hinter Gittern. Und zwar wegen derselben Straftat. Mord!

Chef der Wagner-Gruppe rekrutiert Söldner in Straflagern
0:41
Aus dem Gefängnis an die Front:Chef der Wagner-Gruppe rekrutiert Söldner in Straflagern

Frau wegen Mietzins erwürgt

Nach seiner Rückkehr von der Front Ende April war R. auf der Suche nach einer Wohnung in Rostow am Don. Im Internet wurde er fündig und vereinbarte mit der 52-jährigen Eigentümerin einen Besichtigungstermin. Dabei kam es offenbar zum Streit zwischen den beiden, weil sie sich über die Höhe der Miete nicht einig wurden.

Daraufhin verprügelte der Mann die Frau und erwürgte sie mit einem Schnürsenkel. Zudem fügte er ihr zahlreiche Messerstiche im Halsbereich zu, so die Ermittler. Die 52-Jährige erlag ihren Verletzungen noch vor Ort. Der Täter steckte das Handy der Frau ein und machte sich vom Acker. Dann wurde er verhaftet und jetzt verurteilt.

Am Dienstag wurde ihm der Prozess gemacht. Er wurde wegen Mordes zu 11½ Jahren Knast verurteilt. R. hatte die Tat eingeräumt.

Erste Haftstrafe wegen Rekrutierung nur zur Hälfte abgesessen

Im Oktober 2017 hatte er seine Freundin getötet. Bei einem Streit warf er sie zu Boden und erwürgte sie mit einer Schnur und einem Gürtel. Genau wie im neusten Fall hatte der spätere Wagner-Söldner nach der Tat das Handy seiner Freundin mitgehen lassen.

Dann versuchte er, die Tat als Selbstmord zu inszenieren. Ohne Erfolg. Damals wurde er wegen Mordes zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach fünf Jahren kam er aber – wegen Prigoschin – wieder raus und fuhr in den Krieg.

Kein Einzelfall

Wagner-Kämpfer, die vom Krieg zurückkommen, verbreiten in Russland immer öfter Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung. In der Region Kirow hat Iwan R.* (28) Ende März eine 85-jährige Rentnerin getötet. Prigoschin hatte sich sogar zu dem Fall geäussert: «Das ist sehr schlecht, dass er diese Straftat begangen hat.»

In Karelien, an der finnischen Grenze, hat Igor S.* (38) letzten Monat sechs Menschen erstochen. In Tschuwaschien hat Nikita L.* (23) im Suff seinen 56-jährigen Nachbarn zu Tode geprügelt. Im Mai wurde ein 42-jähriger Ex-Wagner-Soldat in Nowosibirsk festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, zwei Mädchen vergewaltigt zu haben. (man)

* Namen bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden