Nach dem gescheiterten Feldzug auf Moskau verbannte der russische Präsident Wladimir Putin (70) Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (62) und seine Leute nach Belarus. Nun sind tausende Wagner-Soldaten in dem Land stationiert – und sorgen dort offenbar für grosse Probleme.
Der belarussische Oppositionspolitiker Pawel Latuschka (50) berichtet im Interview mit der «Frankfurter Rundschau», wie es seit dem Einzug der Wagner-Söldner in dem diktatorisch geführten Land zu- und hergeht.
«Unsere belarussischen Quellen teilen uns mit, dass die Wagner-Söldner mit Waffen in Geschäften herumlaufen und, verzeihen Sie diese Wortwahl, weissrussische Mädchen belästigen», so Latuschka. Der Oppositionelle lebt seit Jahren in der polnischen Hauptstadt Warschau im Exil.
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Viele Weissrussen würden den Krieg kritisch sehen. Deswegen sorge sich die Bevölkerung auch um die öffentliche Sicherheit, die viele Einwohner mit der Ankunft der Wagner-Söldner gefährdet sehen würden. «Dies wird durch die Tatsache bestätigt, dass Lukaschenko praktisch dazu gezwungen ist, ständig bei jeder öffentlichen Rede den Weissrussen zu erklären, warum die Gruppe Wagner in unserem Land ist», sagt Latuschka.
15'000 weitere Wagner-Söldner?
Laut den Quellen des belarussischen Oppositionellen habe auch der belarussische Sicherheitsapparat Mühe mit den Wagner-Truppen. Vielmehr seien die Söldner «ein Problem, eine Herausforderung für die Sicherheit der Gesellschaft». Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben des Oppositionspolitikers nicht.
Wie Latuschka ausführt, gerate Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko (68) in Bezug auf die Wagner-Söldner zwischen die Fronten. Einerseits müsse er seinen Freund Putin unterstützen, andererseits kämpfe er gegen den Widerstand der eigenen Bevölkerung.
Wie viele Wagner-Kämpfer sich genau in Belarus befinden, ist nicht bekannt. Laut dem Oppositionspolitiker mehren sich nun aber auch Gerüchte, dass weitere 15'000 Wagner-Soldaten in Belarus stationiert werden sollen. Das sorge innerhalb des Landes für Unruhe.
Der belarussische Nachbar Polen hat bereits reagiert. Über 1000 polnische Soldaten wurden zusätzlich an die Grenze zu Belarus verlegt. Laut offiziellen Angaben soll so auf die «Destabilisierungsversuche an den Grenzen» reagiert werden. (zis)