Vor rund einem Jahr veranstalteten etwa 90 Corona-Skeptiker im Restaurant Älpli in Gommiswald SG ein Fest. Wegen des Verstosses gegen die damaligen Corona-Massnahmen rückte die Polizei aus und verteilte Bussen. Die Veranstaltung wurde aus Gründen der Verhältnismässigkeit aber nicht aufgelöst. Es folgten Gerichtsprozesse und weitere Bussen gegen diverse Älpli-Gäste.
Und trotzdem kam es zu weiteren Verstössen gegen die Corona-Massnahmen. Deshalb beschloss der Gommiserwalder Gemeinderat Ende März, der Älpli-Wirtin das Patent für ihr Restaurant zu entziehen. Ein rotes Tuch für Corona-Skeptiker und Freiheitstrychler. Sie gingen auf die Strasse, um gegen den Patententzug zu protestieren.
Mit Kuhglocken und Plakaten bewaffnet, zogen die Demonstrierenden so letzten Samstag durch Gommiswald. Ihr Ziel: das Haus von Peter Hüppi (50, SP), dem Gemeindepräsidenten von Gommiswald. Dort angekommen, wollten die Trychler und Skeptiker ihn wegen des Älpli-Patententzugs zur Rede stellen.
«Es gibt eine Grenze, und diese Grenze wurde klar überschritten»
Hüppi war zu dieser Zeit aber gar nicht zu Hause, sondern nahm an einer Fraktionssitzung des Kantonsrats teil. «Als ich von dem Aufmarsch erfuhr, habe ich meine Familie zum Schutz gebeten, von zu Hause fernzubleiben», sagt er zu Blick.
Normale Demonstrationen seien für ihn kein Problem. Hüppi: «Vor dem Gemeindehaus können sie meinetwegen jeden Tag eine Belagerung machen, aber es gibt eine Grenze, und diese Grenze wurde mit dieser Belagerung für mich und meine Familie klar überschritten.»
Ausserdem hätte er allfällige Fragen bereits beantwortet. «Ich hatte im vergangenen Jahr mit verschiedenen Leuten telefonisch und schriftlich Kontakt gehabt. Jedes Mail, dass einigermassen anständig und mit etwas Niveau geschrieben wurde, habe ich beantwortet», stellt der Gemeindepräsident klar.
Freiheitstrychler planen bereits nächste Aktion
Den Demonstrierenden hat das aber scheinbar nicht gereicht. Bei ihrem Protest-Marsch hielten die Corona-Skeptiker ein Plakat mit der Aufschrift «Hüppi, huppets eigentlich???» in die Luft. Zudem wurde vor dem Haus des SP-Politikers eine Grabkerze abgestellt. Offenbar eine Art Warnung. Aber Hüppi lässt sich nicht einschüchtern. Der Patententzug wird dadurch nicht rückgängig gemacht.
Die Älpli-Wirtin selbst war beim Protestmarsch und der Belagerung nicht dabei. Sie hat aber angekündigt, dass sie Einspruch gegen den Patententzug einlegen wird.
Peter Hüppi leitet keine rechtlichen Schritte gegen die Freiheitstrychler und Corona-Skeptiker ein. Er sagt: «Ich habe verschiedene Rückmeldungen aus dem ganzen Kanton und der Gemeinde erhalten, die mich unterstützen.» Ausserdem hoffe er, dass es keine weitere Belagerung mehr vor seinem Haus geben wird. Für die nächste Bürgerversammlung hätten die Freiheitstrychler aber bereits weitere Aktionen angekündigt. (obf)
Mehr zum «Älpli»