Was steckt dahinter?
Die lange Waffenwunschliste der Ukraine überrascht

Regelmässig fordert die Ukraine vom Westen mehr Waffen. Doch die Wunschliste ist mittlerweile so lang, dass selbst die US-Armee kaum liefern kann. Brauchen die Verteidiger wirklich so viel Kriegsmaterial – oder steckt etwas anderes dahinter?
Publiziert: 15.06.2022 um 20:40 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2022 um 15:07 Uhr
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Die Ukraine hat deutlich weniger Kriegsmaterial...
Foto: keystone-sda.ch

Seit bald vier Monaten verteidigen die Ukrainer ihr Land gegen die Invasoren aus Russland. Doch Putins Truppen sind militärisch klar besser aufgestellt. Immer wieder treffen neue Kriegsgeräte aus Russland in der Ukraine ein. Erst vor kurzem wurde im Oblast Moskau ein endloser Zug mit T-80-Panzern gesehen, die wohl in die Ukraine unterwegs waren, wie der «Spiegel» berichtet.

Die Ukraine hingegen ist auf Waffenlieferungen aus dem Westen angewiesen, um kampffähig zu bleiben. Immer wieder fordert die Regierung um Präsident Wolodimir Selenski (44) neue Kriegsgeräte an. Und die Waffenwunschliste der Verteidiger wird nicht kleiner. Im Gegenteil.

300 Artilleriesysteme zugesichert

Zuletzt stellte Mykhailo Podolyak (50), Berater von Präsident Selenski, eine bemerkenswerte Liste vor: 1000 Haubitzen vom Kaliber 155 Millimeter, 300 Mehrfachraketenwerfer, 500 Kampfpanzer, 2000 bewaffnete Fahrzeuge und 1000 Drohnen forderte er vom Westen.

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Die Wunschliste dürfte selbst die ranghohen Militärs der US-Armee beeindruckt haben. Bisher sicherten die USA der Ukraine 108 M777-Haubitzen und 200'000 Schuss zu. Zusammen mit anderen westlichen Ländern wie Kanada und Australien wurden den Verteidigern insgesamt 300 Artilleriesysteme versprochen. Also weit entfernt von den 1000 geforderten Haubitzen.

Nato-Länder können kaum liefern

Auch die 300 geforderten Mehrfachraketenwerfer wird der Westen wohl nicht liefern können. 50 solcher Raketenwerfer wurden bisher zugesichert. Auch bei den Panzern muss die Ukraine wohl Abstriche machen. Statt der 500 wollen die westlichen Länder nur rund 270 Kampfpanzer ins Kriegsland schicken. Auch 2000 bewaffnete Fahrzeuge und 1000 Drohnen wird die Ukraine wohl kaum bekommen.

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Wie Berater Podolyak auf die enorme Menge an gefordertem Kriegsmaterial kam, ist nicht klar. Klar ist hingegen, dass die Nato-Mitglieder wohl kaum so viele Waffen liefern werden. Nicht nur, weil sie nicht wollen, sondern auch, weil die Zahlen die Möglichkeiten der meisten westlichen Länder übersteigen.

Selbst US-Armee ist überfordert

Am Beispiel der Kampfpanzer wird klar, wie hoch die ukrainischen Forderungen sind. 500 Kampfpanzer will die Ukraine vom Westen. Doch Deutschland selbst verfügt nur über rund 250 Kampfpanzer, und auch Frankreich hat nur etwas mehr als 200 Kampfpanzer. Übrigens: Die Schweiz verfügt derzeit über 134 Kampfpanzer des Typs Leopard 2.

Auch die 300 geforderten Mehrfachraketenwerfer sind eine Menge. Sie würden nämlich gut die Hälfte des Bestands der US-Armee ausmachen. Auch durch gemeinsame Anstrengungen wird so eine Lieferung wohl kaum zustande kommen.

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Überhöhte Forderungen als Verhandlungstaktik

Dass die Ukraine das geforderte Kriegsmaterial tatsächlich erhalten wird, ist somit sehr unrealistisch. Die Verteidiger dürften aber auch mit weniger westlichen Waffen auskommen. Grund für die überhöhten Zahlen könnte somit die Verzweiflung der Ukrainer sein.

Die enormen Forderungen könnten aber auch als Verhandlungsmasse dienen. Am Mittwoch tagen nämlich die Nato-Verteidigungsminister in Brüssel, und beim Treffen soll es auch um weitere Waffenlieferungen an die Ukraine gehen. Das Ziel der riesigen Forderungen könnte somit sein, dass bei den Verhandlungen höher angesetzt wird. (obf)


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