Auf einen Blick
- Union gewinnt Bundestagswahl, AfD zweitstärkste Kraft im Bundestag
- Schwarz-rote Koalition wahrscheinlich, Merz will bis Ostern Regierung bilden
- Wahlbeteiligung bei knapp 83 Prozent, höchste seit über 30 Jahren
Um kurz vor 2 Uhr am frühen Montagmorgen ist klar: Die Union gewinnt die Bundestagswahl in Deutschland. Friedrich Merz (69) konnte mit seiner CDU/CSU 28,6 Prozent der Wähler überzeugen. Die AfD fuhr derweil ein historisches Ergebnis ein: Noch nie war die Zustimmung für die rechte Partei so hoch. Sie ist neu zweitstärkste Kraft im Bundestag. Wie geht es jetzt weiter? Die wichtigsten Fragen im Überblick.
Das sind die grössten Gewinner und Verlierer
Die grösste Gewinnerin der Bundestagswahl ist die rechtspopulistische AfD. Mit 20,8 Prozent landet die Partei auf Platz 2. Bei Partei-Chefin Alice Weidel (46) löste das Ergebnis grossen Jubel aus. Die AfD bezeichnet sich bereits als neue «Volkspartei». Besonders im Osten des Landes schneiden die Rechten stark ab. Mitregieren wird die AfD zwar nicht, da alle anderen Parteien eine Zusammenarbeit mit ihr ausschliessen, sie wird im Parlament aber neu stärkste Oppositionspartei sein.
Mit 16,4 Prozent fuhr die SPD am Sonntag das schlechteste Ergebnis der Geschichte ein. Die Ampel-Koalition ist definitiv Geschichte, und Bundeskanzler Olaf Scholz verzeichnet eine eindeutige Schlappe. Die SPD-Vorsitzenden kündigten derweil Veränderungen an. Zu Rücktritten ist es jedoch noch nicht gekommen.
Diese Koalitionen kann Merz jetzt schmieden
Bis Ostern will Friedrich Merz eine neue Regierung bilden. Zunächst muss er jedoch eine Koalition schmieden. Nach den Wahlergebnissen deutet alles auf eine schwarz-rote Koalition (Union/SPD) hin. Noch am Sonntagabend rief Merz laut der ARD den SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil (47) an und bot Verhandlungsgespräche an. Einzelne SPD-Politiker haben jedoch bereits offengelassen, ob eine Regierungsbeteiligung eine sinnvolle Lösung für die Sozialdemokraten darstelle. Aus diesem Grund dürfte die Koalitionsbildung kein Kinderspiel werden.
Das Szenario einer Dreier-Koalition mit den Grünen konnte die Union derweil abwenden. Aufgrund der Zahlen braucht Merz für eine Regierungsmehrheit nur die SPD.
Wer die Überraschung schaffte
Einen Überraschungserfolg konnte Die Linke verzeichnen. Knapp neun Prozent schaffte die Partei. Noch vor wenigen Wochen hatte damit niemand gerechnet. Damit schafft die Partei die Fünf-Prozent-Hürde locker.
Das Gesicht des Erfolgs: Co-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek (36). Die junge Politikerin schaffte es, in den sozialen Medien viele junge Leute zu mobilisieren. Eine Rede, die Reichinnek im Bundestag hielt, nachdem Merz mit der AfD gestimmt hatte, stiess auf grosse Zustimmung.
Wohin die Stimmen gewandert sind
Die Bundestagswahl 2025 legt gleich mehrere Phänomene offen: Die jungen Wähler (18-24) orientierten sich in diesem Jahr vor allem an den politischen Rändern. So war Die Linke bei den 18- bis 24-Jährigen mit Abstand stärkste Kraft. Das zeigen Daten von Infratest dimap, die für die ARD gesammelt wurden. Somit vervierfachte Die Linke ihr Wahlergebnis im Vergleich zu 2021 deutlich.
Mehr als 3,5 Millionen Nichtwähler entschieden sich bei der diesjährigen Bundestagswahl dazu, ihre Stimme abzugeben. Rund die Hälfte davon wanderten zur AfD. Auch darunter finden sich viele junge Stimmen, und die Partei landet bei den 18- bis 24-Jährigen ebenfalls auf Platz zwei.
Wie verschiedene Wanderungsmodelle zeigen, verlagerten sich im Vergleich zu 2021 rund 1,8 Millionen Stimmen von der Wahlverliererin SPD in Richtung CDU/CSU. Besonders bei den über 70-Jährigen setzte sich die Wahlgewinnerin Union durch.
Die FDP verlor Stimmen an alle Parteien, insbesondere an CDU/CSU und AfD. Das «Bündnis Sahra Wagenknecht» ist die einzige Partei, an die die AfD Stimmen verlor. Da die Partei aber zum ersten Mal an einer Bundestagswahl teilnahm, verzeichnete man Zugewinne aus allen Lagern.
Grosse geschlechterspezifische Unterschiede gab es bei der Bundestagswahl nicht. Leicht mehr Männer stimmten für die AfD, Grüne und Linke schnitten bei Frauen anteilig etwas besser ab.
So hoch war die Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung am Sonntag war fast so hoch wie seit über 30 Jahren nicht mehr. Knapp 83 Prozent der Deutschen schritten zur Urne. Zum Vergleich: 2021 waren es über acht Prozent weniger. Bereits vor der Wahl zeichnete sich in vielen Bundesländern eine hohe Wahlbeteiligung ab.