Dr. Angelique Coetzee, Vorsitzende der nationalen Ärztekammer Südafrikas, hatte im November als Erste Alarm geschlagen. An der Südspitze des Kontinents griff die neue Corona-Virusvariante Omikron um sich. Dabei beschwichtigte Coetzee auch. Symptome der meisten Patienten seien «ungewöhnlich, aber mild».
Zahlreiche Regierungen erliessen notfallmässig neue Reise- und weitere Massnahmen. Coetzee zeigte sich verwundert über die scharfen Reaktionen angesichts der vorwiegend milden Krankenverläufe. Über die Mutante müsse man erst mehr erfahren, sagte sie, und sprach von einem «Sturm im Wasserglas».
Knapp einen Monat später bestätigt Coetzee, was vergangene Woche bereits Südafrikas Gesundheitsminister sagte. Es gebe zwar mehr Fälle, aber weniger Tote. Im Omikron-Epizentrum seien die Zahlen nach etwas mehr als einem Monat Infektionsgeschehen bereits rückläufig. Demnach liegt auch der Anteil der Patienten, die auf Sauerstoff angewiesen sind, deutlich tiefer als bei der Delta-Welle.
Omikron «viel, viel» weniger schwerwiegend als Delta
Die Gesamtzahl der Covid-19-Fälle in Südafrika sei rückläufig, so Coetzee. «Was wir derzeit sehen, ist, dass unsere Fälle sozusagen über den Berg sind – sie gehen irgendwie zurück», sagte Coetzee am Montag zu CNN. «In Gauteng, dem Epizentrum, sind die Zahlen viel niedriger.»
Das Schlimmste sei überstanden. Die Positivitätsrate liege mit 30 Prozent noch immer hoch. Wegen der Feiertage würde sich Omikron auch in anderen Landesteilen ausbreiten. Aber «wenn man sich unsere Zahlen ansieht, geht es insgesamt zurück».
Der Rückgang werde durch «sehr viele Tests» bestätigt. Die Omikron-Variante habe laut der Ärztin nicht zu einem Anstieg der Sterberate geführt. Die Fälle seien «viel, viel» weniger schwerwiegend als Delta-Fälle. In dieses Bild passt, dass Südafrikas 69-jähriger Präsident Cyril Ramaphosa nach einer Ansteckung Mitte Dezember am Montag bereits wieder genesen schien und zur Arbeit ging. Sein Covid war mild.
Viele offene Fragen
Dass die Omikron-Welle in Südafrika gebietsweise bereits abflacht und weniger gesundheitliche Schäden angerichtet hat als die vorherigen Wellen könnte daran liegen, dass die Impfung nicht vor einer Infektion, aber vor schwerem Verlauf schützt.
Es ist unklar, ob die Abflachung der Kurve auch mit klimatischen Verhältnissen zu tun hat. Auf der südlichen Halbkugel herrscht derzeit Sommer. Tiefere Temperaturen und das sich Aufhalten in Innenräumen begünstigen die Ausbreitung des Virus.
Einer Studie zufolge könnten die milderen Omikron-Verläufe damit zu tun haben, dass die Variante zwar weit ansteckender ist, aber eher die Bronchien als das Lungengewebe befällt. (kes)