Vorladungen aufgetaucht
Läuft in Russland schon die nächste Mobilisierungswelle?

Erste Anzeichen deuten auf eine neue Mobilisierungswelle in Russland hin. In St. Petersburg bekommen Wehrpflichtige Vorladungen mit der Androhung «restriktiver Massnahmen» bei Nichterscheinen. Gleichzeitig werden offenbar auch Moskauer Studenten eingezogen.
Publiziert: 27.04.2023 um 15:58 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2023 um 08:42 Uhr
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Hat in Russland eine neue Mobilisierungswelle begonnen? Die Anzeichen verdichten sich.
Foto: IMAGO/SNA
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Marian NadlerRedaktor News

«Es kann ein langer Prozess werden»: Das sagte Kremlchef Wladimir Putin (70) im Dezember über den Krieg in der Ukraine.

So sieht es derzeit aus: Seit Monaten haben die Russen keine nennenswerten Geländegewinne verzeichnen können. Täglich sterben unzählige Soldaten an der Front. Putin gehen allmählich die Kämpfer aus.

Nun verdichten sich die Anzeichen einer weiteren Mobilmachung in Russland. Vorladungen wurden an Wehrpflichtige in St. Petersburg ausgehändigt. In der russischen Hauptstadt Moskau sollen Studenten dem unabhängigen russischsprachigen Nachrichtenportal Meduza zufolge ebenfalls für die Armee eingezogen werden.

«Restriktive Massnahmen»

In der ersten Mobilisierungswelle wurden die Wehrpflichtigen in den grossen Städten im Westen Russlands aus politischen Gründen weitestgehend verschont, stattdessen wurde in armen Gegenden wie dem ostrussischen Burjatien überproportional eingezogen. Dies scheint sich jetzt zu ändern.

Den Vorgeladenen wird in St. Petersburg ausdrücklich mit ernsthaften Konsequenzen bei Nichterscheinen gedroht. Das berichtet Grigory Swerdlin (43), Leiter der Antikriegsinitiative Go by the Forest, am Mittwoch auf Facebook.

Swerdlin hatte eine Vorladung gepostet, die an einen Einwohner St. Petersburgs adressiert war. «Achtung! Wenn Sie sich nicht innerhalb der angegebenen Frist bei einem Militärrekrutierungsamt melden, werden restriktive Massnahmen gegen Sie verhängt», heisst es in dem Schreiben.

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Im Visier sind Studenten in Wohnhäusern

Zeitgleich veröffentlichte Meduza einen Bericht, in dem geschildert wird, wie ein Student in Moskau von drei Polizisten direkt in die Einberufungsstelle gebracht wurde. Der Student soll seinen Bekannten nach dem Vorfall nur geschrieben haben: «Ich werde zur Armee eingezogen.» Seitdem ist der Kontakt abgebrochen.

Kein Einzelfall, wie eine anonyme Menschenrechtsaktivistin berichtet. So sollen die Behörden vor allem die Studenten, die in Wohnheimen leben, im Blick haben. Polizisten und Beamte würden von Tür zu Tür gehen und Vorladungen aushändigen.

Vorladungsempfänger dürfen Russland nicht verlassen

Die Vorladungen tauchen nur rund zwei Wochen, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin (70) ein Gesetz zum elektronischen Versand von Militärvorladungen unterzeichnet hatte, auf. Das Gesetz schränkt die Rechte von Wehrpflichtigen massiv ein. Vorladungsempfänger dürfen Russland nicht mehr verlassen, bis sie sich bei einer Einberufungsstelle gemeldet haben.

Im Rahmen vorheriger Mobilisierungswellen waren einige Zehntausend Wehrpflichtige eingezogen worden. Viele von ihnen haben ihr Leben inzwischen verloren oder wurden im Kampf verwundet.

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