Der italienischen Mafia geht es an den Kragen! Ein Gericht in der süditalienischen Stadt Catanzaro beschloss am Donnerstag die Eröffnung eines Mega-Prozesses für Mitte Januar, wie italienische Nachrichtenagenturen meldeten.
Das Verfahren gegen über 350 mutmassliche Mitglieder der 'Ndrangheta soll in einem extra dafür hergerichteten Gebäude in Lamezia Terme in Kalabrien am 13. Januar starten, wie die Agentur Adnkronos schrieb. Für rund 90 weitere Angeklagte, die sich für ein Schnellverfahren entschieden hatten, sei der Prozessstart für Ende Januar vorgesehen. Den Beschuldigten werden Mafia-Zugehörigkeit, Mord, illegaler Waffenbesitz und Drogenhandel vorgeworfen.
Frauenfelder Zelle dank Gratteri zerschlagen
Die 'Ndrangheta gilt aktuell als die brutalste und mächtigste Mafia-Organisation in Italien. Sie hat ihre Heimat in der süditalienischen Region Kalabrien. Die Untersuchung läuft seit mindestens 2019. Sie wird vom prominenten Mafia-Jäger, dem leitenden Staatsanwalt von Catanzaro, Nicola Gratteri, geführt.
Gratteri ist dafür bekannt, Mafiosi hinter Gitter zu bringen. Vor einigen Jahren wurde dank ihm die Frauenfelder Zelle des Mancuso-Clans, einem 'Ndrangheta-Ableger, zerschlagen. Verhaftungen in Kalabrien und der Schweiz folgten. 2019 wurden dann der Pate der Thurgauer Mafia, und sein Vize R. A.* (74) in zweiter Instanz zu zwölf und acht Jahren verurteilt. Neun weitere Personen bekamen Haftstrafen von bis zu 13 Jahren.
Mit dem Mord bedroht
Im Dezember 2019 hat es den Clan erneut erwischt. In einer koordinierten Aktion mit dem Namen «Rinascita-Scott» schlugen die Polizisten in Italien, der Schweiz, Deutschland und Bulgarien zu. Verhaftet wurden die Köpfe der Gruppe ebenso wie ihre Helfer.
Der Mancuso-Clan nutzte Bankkonten in der Schweiz, um sein illegal erworbenes Geld zu deponieren. Der ehemalige Spitzenpolitiker Giancarlo Pittelli spielte dabei eine wichtige Rolle.
Im Sommer erhielt der berühmte Mafia-Jäger deswegen Morddrohungen, berichtet der «Tages-Anzeiger». Der Mancuso-Clan hatte «einen vertrauenswürdigen Mann mit der Durchführung des Mordplans beauftragt», hiess es in einem Schreiben. Die Ermittlungen wurden aufgenommen und Gratteris Personenschutz verstärkt. (SDA/man)
A. N. und R. A. wurden vom Kassationsgericht in Rom am 29.11.2019 letztinstanzlich vollumfänglich freigesprochen.
*Namen geändert