Verteidigung im Landesinnern geschwächt
Putin schickt Flugabwehr an die Front

Aufwendig hatte der russische Machthaber Wladimir Putin Anfang 2023 die Luftabwehrsysteme im Land ausgebaut. Jetzt werden sie aber plötzlich an die Front verlegt. Dort scheint ein massiver Material-Mangel zu herrschen.
Publiziert: 15.11.2023 um 21:33 Uhr
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Im Januar 2023 wurden in Russland Wälder gerodet, um für den Ausbau der Luftverteidigungssysteme Platz zu machen.
Foto: Telegram / ВЧК-ОГПУ

Aus Angst vor ukrainischen Drohnenangriffen hat der russische Präsident Wladimir Putin (71) Anfang Jahr die Flugabwehrsysteme im Land massiv ausgebaut.

Dafür scheute der Kremlmachthaber keinen Aufwand: In und um die russische Hauptstadt Moskau wurden ganze Wälder gerodet, um für weitere Luftabwehrsysteme Platz zu machen. Auch in der russischen Exklave Kaliningrad wurde die Luftverteidigung ausgebaut.

Um sich vor einem ukrainischen Angriff in Sicherheit zu wiegen, musste Putin ganz schön tief in die Tasche greifen: Jedes System kostete ihn 15 Millionen Franken.

Der ganze Aufwand scheint nun aber für die Katze gewesen zu sein. Nicht einmal ein Jahr später werden die Luftverteidigungssysteme in Russland offenbar bereits wieder abgebaut – und an die Front in die Ukraine verfrachtet. Das belegen aktuelle Satellitenbilder, die von der Investigativ-Plattform Bellingcat analysiert wurden. 

User auf Social Media hatten Unregelmässigkeiten bemerkt

Der Recherche zufolge soll der Kreml seine wertvollen S-400 Triumph-Luftabwehrsysteme aus dem Kaliningrader Gebiet verlegt haben, um sie im blutigen Krieg gegen die Ukraine einzusetzen. «Wohin genau sie gegangen sind, bleibt ungewiss», so die Quelle gegenüber dem Portal «Newsweek».

Bei der S-400 handelt es sich dem US-Thinkthank Center for Strategic and International Studies (CSIS) zufolge um ein von Russland entwickeltes mobiles Boden-Luft-Raketensystem, das Flugzeuge, unbemannte Luftfahrzeuge sowie Marschflugkörper bekämpfen und Luftziele mit einer Reichweite von bis zu 250 Kilometern treffen kann.

Die Analysten von Bellingcat seien erst auf den Abbau der Luftverteidigung aufmerksam geworden, nachdem Nutzer auf den sozialen Medien einen Anstieg russischer Militärfrachtflüge aus der strategisch wichtigen Hafenstadt festgestellt hatten.

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Daraufhin starteten die Investigativ-Journalisten ihre Recherche und konnten schliesslich tatsächlich eine deutliche Veränderung an zwei Luftverteidigungsstandorten nachweisen. Das deutet darauf hin, dass zumindest einige der russischen S-400-Systeme verlagert worden sind.

«Russisches Militär ist mit Krieg überfordert»

Doch wie kommt es, dass die Russen auf einmal ihre Luftverteidigung verlegen? Putins Truppen scheint es offenbar an der Front massiv an Material zu fehlen. 

Zu diesem Schluss kommt auch das britische Verteidigungsministerium, das sich auf neue Analysen beruft. So erklärte das Ministerium in einer Mitteilung vom 9. November, dass Russland die Langstrecken-Boden-Luft-Raketensysteme umverteilen muss, um die Deckung in der Ukraine aufrechtzuerhalten.

Eins ist für die Briten aber klar: «Die Umverteilung strategischer Luftabwehrsysteme zeigt, wie der Ukraine-Konflikt das russische Militär überfordert und seine Fähigkeit zur Aufrechterhaltung einer Basisverteidigung in seinem riesigen Gebiet strapaziert». (dzc)

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