«Natürlich ist es peinlich für Putin»
Russen-Armee muss Taktik ändern – weil Soldaten fehlen

Eigentlich ist das Manöver Zapad die wichtigste Militär-Übung. Flugzeuge, Panzer und Tausende Soldaten nehmen in der Regel daran teil. Doch Putin muss es vermutlich absagen, weil Soldaten und Ausrüstung fehlen – und wohl auch seine Taktik ändern.
Publiziert: 29.08.2023 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 29.08.2023 um 16:07 Uhr
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Mit Plakaten wirbt das russische Verteidigungsministerium um neue Soldaten für den Krieg. Denn: Putin fehlen Leute.
Foto: keystone-sda.ch

Die Ukraine-Offensive macht Wladimir Putins (70) Armee schwer zu schaffen. Am Montag gelang es ukrainischen Truppen, das wichtige Dorf Robotyne zu erobern. Das ist womöglich erst der Anfang. Denn Robotyne ist der Schlüssel zu vielen Gebieten von Saporischschja. Russland könnte so auch die Kontrolle über die Krim verlieren. Und das, während in der Oblast Donezk ebenfalls bittere Kämpfe stattfinden. Die Schlinge um das russische Militär zieht sich zu.

Es steht offenbar schlechter um Putins Armee als gedacht, denn es fehlt an Soldaten. Vor allem an Elite-Truppen, die in der Ukraine derzeit von einer Kampfzone in die nächste verlegt werden, mangelt es. «Natürlich ist es peinlich und demoralisierend für Putin, wenn die Ukraine Territorium zurückgewinnt», sagt Militär- und Russlandexperte Gustav Gressel zu «T-Online». Aber er habe keine Ressourcen, um dagegen vorzugehen.

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Laut dem britischen Verteidigungsministerium will Russland deswegen auch die im September geplante Militärübung «Zapad» (auf Deutsch: Westen) abblasen – und das, obwohl diese der Höhepunkt des militärischen Ausbildungsjahres sein sollte. Auch das zeigt, wie knapp es um russische Kämpfer und Militärausrüstung steht.

Putin hat effektiv kaum Geräte

Denn eigentlich ist die Zapad-Übung eine, die sich Putin nicht entgehen lässt. Bei dem Manöver, das seit 1981, der Hochphase des Kalten Krieges, stattfindet, geht es darum, der Bedrohung der Nato entgegenzuwirken. Die Übung findet auf belarussischem und russischem Territorium statt. 2017 etwa nahmen 12'700 Soldaten am Manöver teil. 25 Flugzeuge und 680 Kampffahrzeuge wurden genutzt, um für den Ernstfall – einem Angriff aus dem Westen – zu proben.

Nach Angaben des Oryx-Zentrums wurden vergangenes Jahr 2082 russische Panzer zerstört, beschädigt, aufgegeben oder erbeutet. 40 Prozent der sowjetischen Panzer sind auf dem Schlachtfeld im Einsatz. Putin hat also kaum Geräte, die er den Soldaten für eine Übung zur Verfügung stellen kann.

Mit Zapad wollte Putin Russland die starke Kraft des Militärs zeigen, wie schon zu Zeiten der Sowjetunion. Ohne Truppen und Panzer keine Show. Schlimmer noch: Russische Führungskräfte könnten bei einer weniger pompösen Militärübung das Vertrauen in das Militär verlieren, wenn sie vom mangelhaften Bestand wüssten – und das kommt im Kreml nicht gut an.

Russland setzt erneut auf Kraft von Drohnen

Putin muss seine bewährte Militärtaktik ändern, ist Wadim Skibitskij, Vertreter des Verteidigungsgeheimdienstes der Ukraine, überzeugt. Die Russen haben nach seiner Einschätzung ihre Trefferquote verbessert und können der ukrainischen Luftverteidigung besser ausweichen.

Gressel ist überzeugt, dass Putin darauf wartet, dass die Unterstützung für die Ukraine aus dem Westen irgendwann einbricht. Er sagt: «Dann hätte Putin gewonnen.» Also greift Putin zu einer Taktik, die ihm bereits im vergangenen Winter Zeit gegeben hat: Drohnenangriffe auf Energiestrukturen. Laut Skibitskij sollen bei den kommenden Attacken nur noch zehn bis 30 Raketen zum Einsatz kommen und von iranischen Shahed-Drohnen begleitet werden. Neuerdings stellt Russland seine eigenen Kamikaze-Drohnen nach iranischem Vorbild her.

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Laut dem Institude for the Study of War (ISW) handelt es sich bei den Drohnen um Putins erfolgreichste Präzisionswaffe. Die Kombination von Drohnen und Raketen nutzte Putin bereits vergangenen Winter, um die Ukraine in Dunkelheit und Kälte zu stürzen. (jwg)

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