Trump äfft bei Rede «bettelnde Länder» nach
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Nach Kritik wegen Zöllen:Trump äfft bei Rede «bettelnde Länder» nach

Verdacht auf Insiderhandel
Will sich Trump mit seiner Zollpolitik bereichern?

Nach Trumps überraschender Zoll-Pause und einer Kaufempfehlung auf Truth Social stiegen die Börsenkurse wieder. Demokraten wittern Insiderhandel und fordern umfassende Aufklärung. Das Weisse Haus verteidigt den Präsidenten: Er wollte nur die Öffentlichkeit «beruhigen».
Publiziert: 10.04.2025 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2025 um 21:21 Uhr
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Nutzt Donald Trump sein Zoll-Chaos um Insiderhandel zu betreiben?
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Trump überrascht mit Zoll-Pause für 75 Länder. Aktienkurse steigen
  • Vorwürfe der Marktmanipulation und des Insiderhandels gegen Trump
  • Elon Musk soll Vermögen um 20 Milliarden Dollar gesteigert haben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Am Mittwochabend überraschte der US-Präsident mit einer erneuten Kehrtwende im weltweiten Handelskrieg: 90 Tage Zoll-Pause für «mehr als 75 Länder». So schrieb es Donald Trump auf seiner Plattform Truth Social. Nur China muss bisher weiter in die Zoll-Röhre schauen. Ausgang ungewiss.

Doch bevor Trump die Welt mit seiner 180-Grad-Wende überraschte, postete der Republikaner in den von ihm gewohnten Grossbuchstaben: «THIS IS A GREAT TIME TO BUY!!! DJT.» Eine grossartige Zeit zum Kaufen sei es jetzt also. Sozusagen: eine Kaufempfehlung von oberster Stelle. 

Zuvor schickte Trump die globalen Aktienkurse mit seinen Zoll-Beschlüssen tagelang auf Talfahrt. Mit einer Kursänderung rechnete bis gestern keines der betroffenen Länder. Aussagen wie «My policies will never change», ebenso auf Truth Social, liessen zudem kaum Hoffnung auf Besserung aufkommen. Und dann kam sie doch, die Umkehr. Die Kurse schossen wieder nach oben. Anleger konnten an diesem Tag richtig Geld verdienen.

Ein «regelrechtes Gangsterregime»

Nur zehn Minuten vor Trumps Rückzieher bei Zöllen stiegen in New York die sogenannten «SPY Calls» sprunghaft an. Diese Kaufbefehle für den S&P-500-Gesamtmarkt lösten international Spekulationen aus. Der australische Anti-China-Aktivist Drew Pavlou teilte laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland Schaubilder mit seinen 157'000 Followern und bezeichnete die US-Regierung als «regelrechtes Gangsterregime», das von selbst erzeugten Börsenturbulenzen profitiere.

In den USA richtete sich der Fokus schnell auf mögliche Nutzniesser in Trumps Umfeld. Elon Musk soll sein Vermögen um 20 Milliarden Dollar gesteigert haben. Auch Trump Media, unter Leitung von Donald Trump Jr., verzeichnete angeblich einen Wertzuwachs von 415 Millionen Dollar.

Was war da passiert?

Die Opposition spricht von Insiderhandel: «Wer in der Regierung wusste von Trumps Kurswechsel bei den Zöllen im Voraus? Hat jemand Aktien gekauft oder verkauft und auf Kosten der Öffentlichkeit profitiert?», schrieb der demokratische Senator Kaliforniens, Adam Schiff, am Mittwoch auf X. Er kündigte an, dem Weissen Haus zu schreiben, um Antworten zu erhalten.

Auch die demokratischen Mitglieder des Ausschusses für Finanzdienstleistungen kritisierten das Vorgehen des US-Präsidenten scharf. Trump sei «buchstäblich in das grösste Marktmanipulationsprogramm der Welt» verwickelt, erklärten sie auf X. 

«Präsidenten sind keine Anlageberater»

Der ehemalige Anwalt des Weissen Hauses, Richard Painter, ist ebenfalls der Ansicht, dass es Grund für Untersuchungen gibt: «Präsidenten sind keine Anlageberater», sagte Painter im Onlinedienst X. Der Präsident könnte sich deshalb mit dem Vorwurf der Manipulation konfrontiert sehen, sagte er dem Sender NBC.

Doch könnten dem US-Präsidenten dadurch Konsequenzen drohen? Wohl eher nicht. Seit seiner zweiten Amtszeit im Januar hatte die Trump-Regierung viele Mitarbeitende der US-Börsenaufsicht entlassen. Auch, um die Behörde handlungsunfähiger zu machen. Ermittlungen sind aufgrund der aktuellen politischen Stimmung im Land deshalb eher unwahrscheinlich. 

Das Weisse Haus gibt sich deshalb gelassen und erklärte, Trump habe die Öffentlichkeit lediglich «beruhigen» wollen. Es liege in der Verantwortung des Präsidenten, dies «angesichts der ständigen Panikmache der Medien» zu tun, sagte Sprecher Kush Desai der «Washington Post».

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