Verbrechen gegen Uiguren
Aktivistin fordert internationalen Haftbefehl gegen Xi Jinping

Die Uiguren-Aktivistin Rushan Abbas fordert nach dem internationalen Haftbefehl gegen Kremlchef Wladimir Putin eine ähnliche Behandlung für Chinas Staatschef Xi Jinping. Die Verschleppung uigurischer Kinder geschehe in weit grösserem Ausmass, argumentiert sie.
Publiziert: 02.04.2023 um 09:17 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2023 um 09:22 Uhr
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Ziemlich beste Freunde: Wladimir Putin (r.) und Xi Jinping.
Foto: keystone-sda.ch

Der Internationale Strafgerichtshof hat Mitte März einen Haftbefehl gegen Wladimir Putin (70) und seine Kinderbeauftragte erlassen. Ihnen wird vorgeworfen, Kinder aus den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine zu verschleppen. In Russland würden die Kleinen dann umerzogen und von russischen Familien adoptiert. Ähnliche Vorwürfe werden jetzt auch gegen Chinas Staatschef Xi Jinping (69) laut.

In der chinesischen Provinz Xinjiang wird die Minderheit der Uiguren mit äusserst harten Methoden unterdrückt. Uigurische Kinder werden ihren Familien weggenommen und kommen in Umerziehungslager. «Die Behörden zielen auf Kinder im Kindergartenalter», sagt die in den USA lebende Uiguren-Aktivistin Rushan Abbas (55) der «Bild». Schon im Alter von vier, fünf oder sechs Jahren würden die Kinder von ihren Familien getrennt.

Im Anschluss an die Verschleppung würden die Eltern nicht darüber informiert, wo ihre Kinder seien. In den Lagern lernen die Kinder Hochchinesisch. Ziel der Umerziehung: Die Kinder sollen ihre eigene Sprache vergessen. Sie würden auch gezwungen, traditionell chinesische Kleidung zu tragen, so Abbas.

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Die Umerziehungslager werden streng bewacht. Kontakte zur Aussenwelt sind so gut wie unmöglich. Nur für Zwangsarbeiten dürfen die Kinder die Lager verlassen. «Sie werden vor allem in der Landwirtschaft als billige Arbeitssklaven eingesetzt», berichtet Abbas. Einige Kinder würden nach der Umerziehung in andere Teile Chinas verschleppt und dort adoptiert. Eine Praxis, die die Russen auch im Ukraine-Krieg anwenden.

Der Menschenrechtskommission der Uno sind die Zustände in Xinjiang bekannt. Ein Bericht bestätigt die Aussagen von Abbas zum Teil. Die Repression der Uiguren komme «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» gleich. Es gebe Zeugenberichte von «Muster von Folter und anderen Formen grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung». Schätzungen zufolge sind rund eine Million Uiguren – Kinder sowie Erwachsene – in Lagern eingesperrt.

China behauptet, der Besuch der Lager sei freiwillig, spricht von Fortbildungsstätten. Ein Argument, das sich auch Kremlchef Putin zunutze macht. Im Kreml ist stets von Rettungs- und Evakuierungsaktionen die Rede.

Die Parallelen zwischen der Verschleppung ukrainischer Kinder durch Russland und der Uiguren-Unterdrückung in China sind kaum zu übersehen. «Diese Verbrechen an den uigurischen Kindern werden seit mehreren Jahren in noch grösserem Ausmass begangen», betont Rushan Abbas. Sie fordert: Wenn ein Haftbefehl gegen Putin ausgestellt werden kann, dann muss auch Xi für seine Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden.» (nad)

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