Xi tiefenentspannt, Putin verkrampft: So sassen der chinesische Parteichef Xi Jinping (69) und Kremlchef Wladimir Putin (70) die letzten zwei Tage in Moskau nebeneinander.
Am Dienstagmittag stellten die beiden Machthaber dann das Ergebnis ihrer zweitägigen Sitzung vor: Die Länder wollen ihren Handel massiv ausbauen. Was beide als innige Freundschaft inszenieren, kann hinter den Kulissen nur als Chinas Machtausbau über Russland bezeichnet werden.
Putin bereitet Zusammenarbeit vor, Xi profitiert
Brian Carlson (44), Sicherheitsexperte an der ETH Zürich, betont im Gespräch mit Blick die Abhängigkeit Russlands von China: «Diese Abhängigkeit ermöglicht es China, eine Reihe von Forderungen an Russland zu stellen – und diese auch erfüllt zu bekommen.»
So gab Putin bekannt, dass man gemeinsam eine neue Gas-Pipeline bauen wolle und es soll einen Landkorridor für Getreide geben. Laut Putin wurde der Umsatz, der mit chinesischem Handel betrieben wurde, bereits 2022 um 30 Prozent gesteigert – und er soll noch höher werden.
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Xi profitiert dabei von billigen Preisen. Ein Beispiel: Rohöl aus Russland kann China laut Reuters aktuell 2 US-Dollar pro Barrel günstiger kaufen als etwa Öl aus dem Oman. China importierte im Januar laut dem Wirtschaftsmedium «Bloomberg» 1,66 Millionen Barrel Rohöl und Heizöl von Russland – pro Tag.
Dass Russland kaum mehr andere Handelspartner hat und China der einzige Ausweg ist, Exportgüter zu verkaufen, wird mit keinem Wort erwähnt. Ebenso wenig der Fakt, dass auch China, zumindest politisch, von Russland abhängig ist. Carlson erklärt: «Die chinesische Führung ist der Ansicht, dass sie ohne die Unterstützung Russlands in der Welt isoliert wäre.» Gleichzeitig sendet Xi eine wichtige Botschaft an den Westen: «Ich bin nicht alleine.»
Spagat zwischen Machtdemonstration und Freundschaft
Xi ist laut Carlson aber gleichzeitig darauf bedacht, Putin nicht zu stark in seinen Schatten zu stellen. «Xis Reise nach Moskau soll zeigen, dass Russland für China weiterhin wichtig ist. Aus diesem Grund wird China wahrscheinlich vorsichtig sein, sein Druckmittel gegenüber Russland auszunutzen.»
Sergej Markow, ein ehemaliger Kreml-Berater, betonte am Dienstag: «Russland und China sind gleichberechtigte Partner und fast Verbündete.» Gerüchte, dass China Russland unterjochen würde, seien «westliche Propaganda».
Bestreiten kann man Xis subtile Machtspiele allerdings nicht. «The Guardian» berichtet davon, Xi sei Putin um den Bruchteil einer Sekunde zuvorgekommen, als er ihm die Hand zum Handschlag reichte. Dieser Schritt deutet darauf hin, dass «obwohl Xi derjenige ist, der Moskau besucht, er derjenige ist, der die Führung in dieser Beziehung übernehmen wird».
Der chinesische Machthaber verfolgt mit seiner innigen Zweckfreundschaft zu Russland aber nicht nur wirtschaftliche Vorteile. «Die Schwächung Russlands könnte es China ermöglichen, seinen Einfluss auf Eurasien auszuweiten», erklärt Carlson. So mausert sich der chinesische Parteichef zum König von Eurasien – und macht Putin zu seinem willigen Untertanen.