Die US-Strafverfolgungsbehörde FBI hat Vladislav Osipov (52) im Februar per Haftbefehl ausgeschrieben. Für Hinweise, die zur Festnahme führen, sind eine Million Dollar – rund 900'000 Franken – als Belohnung ausgesetzt. Osipov soll seinem Vertrauten, dem Oligarchen Viktor Vekselberg (66), geholfen haben, Sanktionen der USA zu umgehen sowie Geld gewaschen haben, so der Vorwurf.
Osipov wurde nie von der US-Justiz kontaktiert
Die Fahndung nach Osipov sei eine Farce, sagt dessen Anwalt David Zollinger – Osipovs Aufenthaltsort sei der US-Justiz bekannt, und er nehme über seine Anwälte am Verfahren in den Vereinigten Staaten teil. Osipov habe sich schon mehrfach zu den Vorwürfen geäussert. Diese seien publik gemacht worden, bevor eine Strafuntersuchung eröffnet worden sei. «Von einem Abschluss ist das Verfahren derzeit weit entfernt», sagt Zollinger.
Besonders absurd sei das Kopfgeld von einer Million Dollar, denn es gehe in der Untersuchung um ein Viertel dieses Betrags als angebliche Deliktsumme. In der Schweiz ist Osipov laut Zollinger nie von der US-Justiz kontaktiert worden, obwohl er sich vor einem Jahr beim Bundesamt für Justiz meldete, nachdem er aus den Medien von den Vorwürfen erfahren hatte.
Bei Einbürgerung russischen Pass abgegeben
Der gebürtige Russe Vladislav Osipov, der sein Herkunftsland bereits vor mehr als 24 Jahren verlassen hatte, wurde vor einigen Jahren in Herrliberg ZH eingebürgert und gab in der Folge seinen russischen Pass ab. Anwalt Zollinger sagt, die Offensive der US-Justiz gelte eigentlich Viktor Vekselberg. Dieser steht seit 2018 auf der Sanktionsliste der USA. Osipov sass seit 2012 im Verwaltungsrat der Immobilienfirma Züblin, an der eine Gesellschaft Vekselbergs Mehrheitsaktionärin ist. Osipov trat Anfang 2023 aus dem Züblin-Verwaltungsrat zurück, nachdem das Verfahren gegen ihn publik geworden war.
Angebliche Vertuschung
Warum der Fahndungsaufruf des FBI erfolgte, obwohl die Strafverfolgungsbehörde angeblich Osipovs Aufenthaltsort kennt, bleibt offen. Doch Sprecherin Diana Freedman sagt zu Blick: «Im Zusammenhang mit dem Betrieb der Yacht Tango des sanktionierten Eigentümers Viktor Vekselberg hält das US-Justizdepartement Vladislav Osipov 17 Punkte vor.» Diese seien Gegenstand der eingeleiteten Untersuchung, führt die FBI-Sprecherin aus.
Osipov soll versucht haben, den wahren Eigentümer der 90 Millionen Franken teuren Yacht Tango, zu kaschieren, so der Vorwurf.
Osipov das Bauernopfer
Dass dieser haltlos sei, zeige sich darin, dass ein angeblicher britischer Mittäter nach der Verhaftung in Spanien gleich wieder freigelassen und nicht wie von den USA beantragt an diese ausgeliefert worden sei, sagt Zollinger. Doch das Vorgehen des FBI habe gravierende Folgen für Osipov: Banken und sogar Vorsorgestiftungen hätten mit Verweis auf ihre Geschäftspolitik die Beziehungen mit seinem Mandanten und auch dessen Familie aufgelöst. Zollinger sieht Osipov als «Bauernopfer», das die USA benötigten, um ihre politische Agenda durchzusetzen. «Deshalb muss sich nun ein Schweizer Bürger gegen den stärksten Staat der Welt verteidigen.»