Biden sieht Wendepunkt in Geschichte der USA
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Wegen Corona und Protesten:Trumps Umfragewerte im freien Fall!

Wegen Corona-Pandemie und Floyd-Protesten
Trumps Umfragewerte im freien Fall!

Donald Trumps Zustimmungswerte sind laut einer aktuellen Umfrage im Keller. Sein Herausforderer im November, Joe Biden, baut derzeit seinen Vorsprung in den wichtigen Swing States weiter aus.
Publiziert: 09.06.2020 um 10:33 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2020 um 14:18 Uhr
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Die Floyd-Proteste und die Corona-Pandemie setzen Donald Trump zu.
Foto: AFP
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

«Trump beliebt wie nie zuvor» lautete ein Titel von BLICK Ende März. Gut zwei Monate später sind die Umfragewerte von Donald Trump (73) im freien Fall – so unbeliebt wie jetzt war der US-Präsident seit fast zwei Jahren nicht mehr. Gerade mal etwas mehr als jeder dritte Amerikaner (38 %) sind mit Trumps Arbeit zufrieden. Hingegen stellen ihm 57 Prozent ein ungenügendes Zeugnis aus, wie eine aktuelle Umfrage von CNN zu Wochenbeginn zeigt. Trump hat also innerhalb von 60 Tagen elf Prozentpunkte verspielt – ein Wert, der seinesgleichen sucht.

Ende März war die Welt für den Mann im Weissen Haus zumindest umfragetechnisch noch in Ordnung. Obwohl er damals die Corona-Krise über Monate hinweg hinunterspielte und das Virus als «Schwindel» bezeichnete, profitierte er vom Krisenbonus. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass auch andere US-Präsidenten zu Zeiten von Tragödien in den Umfragen zulegte – beispielsweise George W. Bush (73) nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Doch bereits einen Monat später, Ende April, hatte Trump diesen Krisenbonus verspielt gehabt. Und seither sind seine Werte im freien Fall.

Amerikaner stellen sich in Rassismus-Frage hinter Biden

Neben der Corona-Pandemie, die mittlerweile über 110'000 Amerikanern das Leben und 40 Millionen den Arbeitsplatz gekostet haben, sind vor allem die Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd (†46) Auslöser für den Unmut im Volk. Laut der CNN-Umfrage finden fast zwei Drittel der Amerikaner (65 %), dass Trump auf die Demonstrationen ungenügend reagiert hatte. Noch schlimmer für den amtierenden Präsidenten: 63 Prozent der Amerikaner glauben, dass sein demokratischer Herausforderer Joe Biden (77) einen besseren Job in der Bekämpfung von Rassismus machen würde.

Robert Erikson, US-Politologe von der Columbia University in New York, sieht Donald Trumps Wiederwahl stark gefährdet: «Wenn die Politik normal verläuft, steckt Trump in grossen Schwierigkeiten. Kein Amtsinhaber, der eine Wiederwahl anstrebte, war zu diesem Zeitpunkt des Wahljahres so weit zurückgefallen.» Tatsächlich hatten die Ex-Präsidenten Jimmy Carter (95) und George Bush senior (1924-2018) ähnlich tiefe Werte im Juni ihres vierten Jahres. Beide unterlagen ihrem jeweiligen Herausforderer, Ronald Reagan (1911-2004) respektive Bill Clinton (73), deutlich.

«Bis im November kann noch viel passieren»

Ob Trump dass gleiche Schicksal droht? Nicht unbedingt, sagt Politologe Robert Erikson. Er würde ihm raten, sich wie ein «normaler Politiker» zu verhalten und das Land in einer Krise zu einen. «Aber andererseits hat Trump 2016 gezeigt, dass er weit verbreitete Ressentiments gegen normale Politik kanalisieren und in den Wahlkampf katapultieren kann. Das könnte ihm wieder gelingen», so Erikson.

Vor dem heissen Wahlkampf im Spätsommer werden jetzt die kommenden zwei Monaten wegweisend sein, ist der Politologe überzeugt. Sie entscheiden, von welcher Position aus die beiden Kandidaten ins Rennen gehen werden. «Aber vergessen wir nicht: Vor zwei Wochen hatte die Proteste noch niemand auf dem Radar. Bis im November kann noch viel passieren.»

Biden national und auch in den Swing States vorne

Klar ist derzeit nur: Joe Biden ist jetzt in der Pole-Position. Er liegt in den nationalen Umfragen deutlich vor Trump. Und vor allem: In den Swing States, also jene Bundesstaaten, die wegen des komplizierten amerikanischen Wahlsystems den Ausgang der Wahlen historisch gesehen entscheiden, liegt Biden ebenfalls überall vorne.

Eine Momentaufnahme – aber sie schmeckt Donald Trump überhaupt nicht. Der Präsident twitterte am Montag: «CNN-Umfragen sind genauso gefälscht wie ihre Berichterstattung.» Dieselben Zahlen, «und schlimmer noch», hätte er auch gegen Hillary Clinton (72) gehabt. Zumindest mit dem zweiten Teil seiner Aussage hat Trump recht.

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