Nichts fürchtet Donald Trump (73) so sehr wie Kritik aus den eigenen Reihen. Vor allem die Republikaner, die sich im sogenannten «Lincoln Project» zusammengeschlossen haben, bereiten ihm Bauchschmerzen.
Das «Lincoln Project» ist ein politisches Aktionskomitee, das Ende 2019 von mehreren Republikanern gegründet worden war und das nach dem ersten republikanischen US-Präsidenten Abraham Lincoln (1809–1865) benannt ist. Sein Ziel: Trumps Wiederwahl am 3. November zu verhindern.
Die Gründer: Anwalt George Conway (56), Kommunikationsstratege Steve Schmidt (49), Politberater John Weaver (61), Politstratege Rick Wilson (56) und die Journalistin Jennifer Horn (55). Pikant: George Conway ist der Ehemann von Trumps ehemaliger Wahlkampfmanagerin und heutigen Beraterin Kellyanne Conway (53).
Kritisches Video
Das Komitee hat ein Video veröffentlicht, das Trumps nachlässigen Umgang mit der Corona-Krise kritisiert. Der Spot unter dem Titel «Mourning in America» (Trauer in Amerika) bezieht sich bewusst auf den Slogan «Morning in America» (Morgen in Amerika), mit dem Ronald Reagan (1911–2004) 1984 in den Wahlkampf um die US-Präsidentschaft gezogen war.
Im Video wird die Frage gestellt: «Wenn es vier Jahre so weitergeht, wird es dann überhaupt noch ein Amerika geben?»
Jennifer Horn vom «Lincoln Project»: «Das Video zeigt die Auswirkungen des Versagens von Trump als Präsidenten und wie er die Nation schwächer, kränker und kurz vor einer neuen Weltwirtschaftskrise stehen lässt.» Und weiter: «Trump und seine Regierung versäumten es auf Schritt und Tritt, die Reaktion auf Covid-19 ernst zu nehmen, bis es zu spät war. Jetzt stehen wir vor einer kollektiven Trauer um das Amerika, das wir einst kannten.»
Trump schäumt
Trump reagierte auf das Video gereizter als auf alle Kritik aus demokratischen Reihen. «Alles Loser», wetterte er auf Twitter. Dann listet er wahllos wirkende Fakten auf, für die sich diese «Verlierertypen» nicht interessieren würden: «... 252 neue Bundesrichter, zwei grosse Richter am Obersten Gerichtshof, ein wiederaufgebautes Militär, die grössten Steuer- und Regulierungskürzungen».
Trump über das Komitee: «Sie sollten es nicht ‹Lincoln Project› nennen. Es ist nicht fair gegenüber Abraham Lincoln, einem grossen Präsidenten. Sie sollten es das Verliererprojekt nennen.»
Weitere Republikaner wenden sich ab
Auch unter «Republican Voters Against Trump» (republikanische Wähler gegen Trump) vereinen sich inzwischen Republikaner, ehemalige Republikaner und Konservative, die Trump die Freundschaft gekündigt haben und bei den Wahlen den demokratischen Joe Biden (77) unterstützen wollen.
Sogar der frühere republikanische Aussenminister Colin Powell (83), der unter Präsident George W. Bush (73) wirkte, distanziert sich vom «gefährlichen Trump» und unterstützt Biden. Ex-Präsident Bush selber hat angekündigt, Trump bei den Wahlen nicht zu unterstützen.
Twitter-Schwall an letzte Freunde
Für Trump wird die Luft dünn. Erst recht nach dem Tod von George Floyd (†46), der Hunderttausende auf die Strassen treibt, um gegen Polizeigewalt und Rassismus zu demonstrieren. Statt zu vermitteln, drohte Trump mit dem Einsatz der Armee.
Vergangene Nacht verschickte Trump ein Dutzend Tweets, in denen er einzeln Politiker und Funktionäre über den grünen Klee lobte: «Admiral Jackson ist ein spektakulärer Mann», «der Kongressabgeordnete Jeff Van Drew ist ein mutiger Führer», «Gouverneur Doug Burgum macht einen phänomenalen Job», «die Kongressabgeordnete Carol Miller ist eine wunderbare Anwältin».
Diese in einem Tweet-Feuerwerk abgeschossene Lobhudelei wirkt wie ein Versuch Trumps, seine letzten Freunde bei Laune zu halten. Tatsache ist aber: Trump wird immer einsamer.
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