Was will Trump mit HIV-Schwurbler, Putin-Freundin und Hitzkopf?
Sein Kabinett ist eine Kampfansage!

Trump setzt auf treue Anhänger für sein Kabinett. Die kontroversen Nominierungen, darunter Verschwörungstheoretiker und Putin-Sympathisanten, signalisieren eine klare Botschaft: Keine Abweichler mehr, sondern totale Loyalität und Kampf gegen das «verrottete System».
Publiziert: 15.11.2024 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2024 um 18:09 Uhr
Donald Trump baut sein zweites Kabinett auf. Es ist radikaler als das letzte.
Foto: imago/UPI Photo

Auf einen Blick

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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Donald Trump (78) ist zurück – mächtiger, provokativer und entschlossener als je zuvor. Kaum hatte er die Wahl für seine zweite Amtszeit als US-Präsident gewonnen, begann er, sein Kabinett zusammenzustellen. Definitiv sind die Ernennungen noch nicht – sondern, Stand jetzt, Trumps Ideen und Wünsche. Ganz in seiner Manier sorgte dieser Prozess für mehr als eine Schlagzeile. Kritiker tun seine Personalentscheidungen als «Gruselkabinett» ab, seine Anhänger jubeln: Für sie ist Trumps Team der endgültige Beweis für eine «Revolte gegen das System». Aber wer sind diese Menschen – und warum hat Trump ausgerechnet sie ausgewählt?

Ein bunter Haufen soll Trump dienen

Es sind Namen, die im Kontext mit wichtigen Regierungsämtern durchaus Unbehagen auslösen können. 

Robert F. Kennedy Jr. (70) soll US-Gesundheitsminister werden. Der Spross der traditionell demokratischen Kennedy-Dynastie vertritt einige wissenschaftlich unbegründete Thesen: Impfungen sollen bei Kindern Autismus auslösen, bestimmte Pflanzenschutzmittel mache die Kinder dann auch noch trans. Ausserdem sei laut ihm HIV gar nicht die Ursache für Aids, die Corona-Pandemie von langer Hand durch «die Elite» geplant und bestimmte Antidepressiva seien schuld an Schulmassakern in den USA.

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Kaum hat Donald Trump die Wahl für seine zweite Amtszeit gewonnen, sorgt er mit einer spektakulären Auswahl für sein Kabinett für Schlagzeilen.
Foto: keystone-sda.ch

Als Geheimdienst-Direktorin möchte Trump Tulsi Gabbard (43), ehemaliges Mitglied des Repräsentantenhauses. Gabbard machte sich in den letzten Jahren einen Namen als Putin-Freundin – laut ihr ist die Nato am Ukraine-Krieg schuld. Sie liess sich unter anderem 2017 vom syrischen Diktator Bashar al-Assad (59) einladen. Wofür sich Gabbard keinen Namen machte: als erfahrene Sicherheitspolitikerin – eigentlich eine Voraussetzung für ihren neuen Job. Ähnliches lässt sich über Pete Hegseth (44) sagen, den Trump zum Verteidigungsminister küren möchte. Er verfügt über keinerlei politischer Erfahrung – aber zumindest ist er ein glühender Verfechter der «Make America Great Again»-Politik Trumps.

Für besonders viel Kritik – auch aus den eigenen Reihen – sorgte Trumps Wahl des Generalstaatsanwaltes. Diesen mächtigen Posten soll Matt Gaetz (42), Kongressabgeordneter aus Florida, ab Januar 2025 besetzen. «Florida Man. Built for the Battle», heisst es in Gaetz' X-Profil. Im Kongress kultivierte er das Image eines Hitzkopfs und eines Hardliners. 2018 wurde er verurteilt, weil er einen Holocaust-Leugner zu Trumps Rede zur Lage der Nation einlud. Gaetz wird zudem vorgeworfen, Sex mit einer Minderjährigen gehabt zu haben – entsprechende Verfahren wurden 2023 eingestellt. Die Liste seiner moralischen und rechtlichen Vergehen ist lang. Und ausgerechnet er soll als Generalstaatsanwalt eine mächtige Position innehaben – das stösst selbst Republikanern sauer auf.

Loyalität steht für Trump über allem

Die Liste der exzentrischen Trump-Nominierungen könnte noch lange so weitergeführt werden. Was bleibt, ist die Frage, weshalb Trump ausgerechnet diese Personen in seinem Kabinett sehen möchte. Der bunte Haufen hat keinerlei Gemeinsamkeiten – bis auf eine: Sie alle sind treue Anhänger Trumps. Und damit ist die Frage nach dem «Warum» eigentlich schon beantwortet.

Trumps Botschaft ist klar: Dieses Mal duldet er keine Abweichler. Gegenüber CNN erklärte ein langjähriger Trump-Begleiter anonym: «Das ist genau das, was die MAGA-Bewegung will – totale Loyalität und ein Angriff auf das System.» Der Präsident scheint fest entschlossen, sich von den Enttäuschungen seiner ersten Amtszeit zu befreien. Damals hatten ihn vermeintliche Verbündete wie seine Verteidigungsminister oder Justizbeamte wiederholt blockiert. Das soll sich nicht wiederholen.

Die Strategie dahinter ist klar: Trump sieht sich als Kämpfer gegen ein «verrottetes System», das ihn und seine Anhänger angeblich jahrelang verfolgt hat. Nun sollen Leute an die Macht kommen, die nicht zum bisherigen «Establishment» gehören. Und für Trump selbst ist die Auswahl seiner Getreuen ein Mittel, sich selbst abzusichern: Viele seiner Kandidaten haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie bereit sind, ihre Positionen für seinen Schutz und gegen seine Feinde zu nutzen.

Trumps Wunsch-Kabinett für die zweite Amtszeit ist mehr als nur eine Ansammlung treuer Verbündeter – es ist eine Kampfansage an die Institutionen der USA. Während Trump 2016 noch auf die Expertise etablierter Republikaner zurückgriff, setzt er 2024 auf jene, die die MAGA-Ideologie kompromisslos vertreten. «Trump ist nicht länger ein Aussenseiter», kommentierte «The Economist». «Nach acht Jahren haben die wahren Gläubigen der MAGA-Bewegung die Oberhand.»

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