Wo sind 300'000 Briefwahlstimmen hin?
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US-Post will nicht suchen:Wo sind 300'000 Briefwahlstimmen hin?

US-Post weigert sich, zu suchen
Wo sind 300'000 Briefwahlstimmen hin?

300'000 Briefwahlstimmen können nicht zurückverfolgt werden. Es ist unklar, ob sie bei den Wahlbehörden angekommen – und gezählt worden sind. Die US-Post wurde gerichtlich aufgefordert, zu erklären, wo die Stimmen sind. Doch man stellt sich quer.
Publiziert: 05.11.2020 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2020 um 09:20 Uhr
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Kritiker warfen Donald Trump und Post-Chef Louis DeJoy (Bild) schon vor den Wahlen vor, die Auslieferung der Wahlzettel absichtlich verlangsamen zu wollen.
Foto: keystone-sda.ch

Die US-Post (USPS) kann nicht genau sagen, wo 300'000 Briefwahlstimmen sind. Laut der «Washington Post» sollen die Umschläge noch am Wochenende in verschiedenen Postämtern gelegen haben – statt den zuständigen Wahlbehörden zur Auszählung zugestellt worden zu sein.

Richter Emmet G. Sullivan (73), Bezirksrichter in Columbia, hat nun verfügt, dass die liegengebliebenen Stimmen umgehend zugestellt werden müssen. Doch die Post hat sich über die Anordnung eines Bundesrichters hinweggesetzt. Zuvor hatte die Post eingeräumt, die Sendungen nicht zurückverfolgen zu können.

Verlorene Stimmen könnten Einfluss auf Wahlergebnis haben

Die Postbezirke, an die die Wahlkuverts gehen sollten, befinden sich in den Bundesstaaten South Carolina, North Carolina, Texas, Pennsylvania, Kentucky, Indiana, Michigan, Vermont, New Hampshire, Maine, Colorado, Wyoming und Oklahoma. Ein Nicht-Auszählen der Stimmen könnte einen Einfluss auf die Ergebnisse der US-Wahl haben.

Die Post sagt jedoch, die Briefe seien versendet worden. Die Erklärung: Der Barcode auf den Umschlägen sei zwar bei der Entgegennahme eingescannt worden, aber nicht bei ihrer Auslieferung an die zuständigen Wahlbehörden. Es sei unwahrscheinlich, dass die 300'000 Stimmen verloren gegangen seien. Das genauer zu untersuchen, hätte laut der Post die Bearbeitung der Wahlzettel am Wahltag behindert. Daher prüfte man nicht weiter.

Schon vor diesem Vorfall geriet die Post im Zusammenhang mit den US-Wahlen in den Fokus. Kritiker warfen Donald Trump (74) vor, die Auslieferung der Wahlzettel absichtlich verlangsamen zu wollen. Postchef Louis DeJoy (63) wurde im Frühjahr dieses Jahres von Trump ernannt und er ist auch einer der grössten Geldgeber der Republikaner.

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Trump will Briefwahlauszählung stoppen

Kurz vor der Wahl hatte DeJoy bei der Post erhebliche Sparmassnahmen veranlasst. Kritiker werfen ihm vor, die US-Post so absichtlich geschwächt zu haben. Donald Trump hat angesichts der Verzögerung beim Wahlergebnis bereits mehrfach von «Betrug» gesprochen. Der US-Präsident will vor das oberste US-Gericht ziehen, um eine weitere Auszählung der Stimmen zu stoppen.

Bisher sind nach wie vor nicht alle Stimmen ausgezählt, das Ergebnis der US-Wahl ist noch unklar und ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Joe Biden (77). Dieses Jahr sind die Briefwahlstimmen besonders wichtig, denn aufgrund der Coronavirus-Pandemie haben Millionen US-Amerikaner per Post abgestimmt. (euc)

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