Noch ist nicht klar, wer der nächste US-Präsident werden wird. Zumindest offiziell. Denn für Donald Trump (74) war bereits am Mittwoch klar, dass er der klare Sieger ist. Stolz verkündete er vor seiner Anhängerschaft seinen Wahlsieg, während die Stimmen in mehreren Bundesstaaten noch gezählt werden.
Auf der einen Seite erklärte sich Trump zum Sieger, auf der anderen Seite sprach er von einem angeblichen Betrug und reichte Klage ein, um in die Auszählung der Stimmen in mehreren Staaten einzugreifen. Streitpunkt: die Stimmen der Briefwahl.
‹Seht, ich habe euch gesagt, dass es Betrug ist›
Sich zum US-Präsidenten krönen und gleichzeitig von Betrug faseln. Keine Überraschung für Bernie Sanders (79). Der demokratische Senator hatte diesen Ablauf der US-Wahlen haargenau vorhergesagt und davor gewarnt – und zwar bereits Tage zuvor.
«In der Nacht wird Trump in Michigan, in Pennsylviana, in Wisconsin vorne sein und stolz vor die Kameras treten und verkünden, dass er gewonnen hat. Aber am nächsten Tag werden sie alle Stimmen der Briefwahl auszählen und die Ergebnisse werden sich drehen. Und Trump wird sagen: ‹Seht, ich habe euch gesagt, dass es Betrug ist›, und dagegen vorgehen», erklärte Sanders im Gespräch mit Jimmy Fallon (46) in dessen Sendung «The Tonight Show».
Der Demokrat erklärte auch gleich den Grund für das Hin und Her. Republikaner, und damit Trump-Wähler, würden tendenziell zur Urne gehen. Viele Demokraten hätten dagegen per Briefwahl gewählt. Daher würde es zunächst nach einem Sieg für Trump aussehen. Solange bis die Stimmen der Briefwahl gezählt werden und Joe Biden (79) nach und nach an Boden gewinnt. Und das Szenario traf ein. Trump versucht nun, gegen die Briefwahl-Stimmen vorzugehen.
Stimmzettel nur gültig, wenn sie vor Schliessung der Wahllokale eintrafen
Der Präsident und die Republikanische Partei reichten am Mittwoch eine Klage im Chatham County des Bundesstaates ein. Darin forderten sie, das Gericht solle in dem Bezirk für eine strikte Abtrennung von Briefwahlunterlagen sorgen, die nach dem Ende der Stimmabgabe am Dienstagabend eintrafen.
Trumps Wahlkampfteam begründete den Schritt damit, dass laut einem Beobachter 53 Stimmzettel illegal zum Stapel rechtzeitig eingetroffener Wahlunterlagen hinzugefügt worden seien. In Georgia dürfen – anders als in mehreren anderen Bundesstaaten – per Post verschickte Stimmzettel nur ausgezählt werden, wenn sie vor Schliessung der Wahllokale eintrafen.
Trump und die Republikaner hatten am Mittwoch bereits Klagen in anderen umkämpften Bundesstaaten eingereicht. Unter anderem forderten sie, in Pennsylvania und Michigan die weitere Auszählung der Stimmen auszusetzen, bis ihre Wahlbeobachter besseren Zugang zu dem Verfahren bekommen. In Wisconsin wollen sie eine Neuauszählung. (jmh/SDA)