Auf einen Blick
- Béatrice Keul traf Donald Trump 1993 in New York
- Trump wollte Keul privat sehen und soll sie belästigt haben
- Sie sei naiv gewesen, sagt sie heute
Als junge Frau träumte die Bernerin Beatrice Keul (53) vom Rampenlicht, einer Karriere in den USA als Model – dem «American Dream». Stattdessen durchlebte sie eines der dunkelsten Kapitel ihres Lebens. Der heutige US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump (78) soll sie gegen ihren Willen geküsst und begrapscht haben. Trotz Widerstand soll Trump nicht locker gelassen haben – rund 40 Minuten dauerte dieser Horror für Keul, sagt sie heute. Nach drei Jahrzehnten bricht sie ihr Schweigen und sorgt damit für weltweite Schlagzeilen.
Blick trifft Beatrice Keul in der Stadt Bern, auf ihren Wunsch im noblen Hotel Bellevue. Für den Blick-Fotografen posiert die 53-Jährige, als wäre sie noch heute Model. Doch damit habe sie abgeschlossen, erzählt sie – nur knapp 24 Stunden nachdem eine britische Zeitung als Erstes über ihre Erlebnisse mit Trump berichtete.
An den Miss-Schweiz-Wahlen 1992 gewann sie Bronze und stand so in der Endrunde des Miss-Europa-Wettbewerbs. Ein Jahr darauf erhielt sie eine Einladung. Niemand geringerer als der vermögende Unternehmer Donald Trump (78) habe sie sehen wollen. Also packte Keul ihre Sachen und flog am 14. November 1993 nach New Jersey.
Trump promotete in Atlantic City demnach sein Casino. Dann ging es nach New York ins Plaza Hotel. «Wir waren an einem Presselunch mit etwa 60 Gästen», sagt Keul zu Blick. Auch Jeffrey Epstein (†66) sei anwesend gewesen. Der Fall des Investmentbankers rund um die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen sorgte weltweit für Aufsehen.
Trump hatte eine spezielle Aura
An dem Anlass habe sie ein Cocktailkleid mit Pailletten getragen, das ihr bis knapp über die Knie ging. «Plötzlich kam ein Mitarbeiter auf mich zu und sagte mir, dass Trump mich gerne privat sehen würde», schildert die Vize-Miss-Schweiz die Situation. Da sie sich bereits zuvor länger mit dem damals 47-Jährigen gut unterhalten hatte, dachte sich Keul nichts Böses dabei. «Trump war damals ein Begriff, ich traute den Menschen um ihn herum und war blind.» Trump habe in seinem Anzug gepflegt gewirkt und auch eine spezielle Aura ausgestrahlt. Also ging es zum Lift.
«Ich dachte mir, ganz Schweiz-Like, es geht zu Kaffee und Kuchen. Im Ernst.» Im Zimmer angekommen sei sie «geflasht» gewesen von der «Mega-Suite». Doch Kaffee und Kuchen habe es keinen gegeben. «Ich drehte mich zu ihm um und da ging es auch schon los. Er betatschte und küsste mich», erzählt die Schweizerin. Sie habe ihm dann deutlich zu verstehen gegeben, dass das für sie «ein No-Go ist». Auch Jahrzehnte danach kämpft sie immer wieder mit den Tränen.
«Ich musste noch eine Woche überleben»
Als Trump von ihr abliess, soll der berühmte Geschäftsmann Keul mehrfach gefragt haben, ob sie böse auf ihn sei. Sie habe verneint und auch sonst nicht mehr darüber gesprochen. «Schliesslich musste ich noch eine Woche überleben. Also habe ich geantwortet, was man hören wollte.» Bis zu ihrer Abreise habe Trump noch mehrmals den Kontakt zu ihr gesucht und sich nach ihrem Befinden erkundet, erinnert sich Keul. «Ich tat so, als wäre nichts gewesen. Dann war ich weg.»
Jetzt ist sie zurück im Scheinwerferlicht, nach Jahrzehnten des Schweigens. Die Schweizerin schrieb während den letzten Monaten mit einem Westschweizer Journalisten an ihren Memoiren. Wann das Buch erscheine, sei noch unklar. Dass Beatrice Keul ausgerechnet eine Woche vor den US-Wahlen mit ihren Missbrauchsvorwürfen an Trump an die Öffentlichkeit ging, sorgte für viele hochgezogene Augenbrauen. Sie sei weder für Trump noch für Harris, sagt sie. Weder beratend noch finanziell stand ihr eine US-Partei bei der Aufarbeitung zur Seite, versichert sie. «Ich wünsche Trump alles, was er sich wünscht», so Keul.
Trumps Pressesprecherin Karoline Leavitt bestreitet die Vorwürfe und sagt zur «Daily Mail», dass die Behauptungen «falsch sind». Diese Anschuldigungen seien platziert worden, um von jenen gegen Kamala Harris' Ehemann Doug Emhoff (60) abzulenken. «Falsche Anschuldigungen wie diese sind ein Bärendienst für Frauen, die wirklich Opfer von Übergriffen sind, wie die Frauen in Doug Emhoffs Vergangenheit», so Leavitt. Dem 60-Jährigen wird vorgeworfen, im Mai 2012 seine damalige Freundin ins Gesicht geschlagen zu haben.