Panama-Kanal, Grönland und Kanada im Visier
Trump will die Grenzen Amerikas neu definieren

Donald Trump sorgt mit kühnen Plänen für Aufsehen: Er will Kanada, Grönland und den Panama-Kanal kaufen. Hinter den provokanten Ideen steckt eine klare Strategie zur Stärkung der US-Vormachtstellung. Eine Analyse.
Publiziert: 24.12.2024 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 04:31 Uhr
Donald Trump hat ambitionierte Expansionsziele. Was steckt dahinter?
Foto: AFP

Auf einen Blick

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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Die USA sollen Kanada, Grönland und den Panama-Kanal kaufen. Mit dieser Idee sorgte der designierte US-Präsident Donald Trump (78) in den letzten Tagen für Schlagzeilen. Auf den ersten (und vielleicht auch den zweiten) Blick mag dieser Plan absurd wirken. Doch dahinter steckt auch strategisches Kalkül, um Trumps «America First»-Motto in die Tat umzusetzen. Was plant der nächste US-Präsident genau?

Panama-Kanal soll zurück in amerikanische Hände

Aber erstmal der Reihe nach. Am Sonntag hielt Trump beim rechtskonservativen «America Fest» eine Rede, in der er die «lächerlich hohen» Gebühren, die Panama den USA für die Nutzung des Panama-Kanals abverlange. Denn er sieht den Kanal als amerikanisches Erbe, das «niemals hätte weggegeben werden dürfen.» Schliesslich waren die USA massgeblich am Bau beteiligt. Trumps Botschaft an Panama: Entweder es senkt die Gebühren, oder die USA holen sich die Kontrolle zurück. Dieser Vorschlag wurde von Panamas Regierung scharf kritisiert.

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Donald Trump möchte die USA vergrössern.
Foto: AFP

Hinter der scharfen Rhetorik Trumps steckt ein strategisches Ziel. Der Panama-Kanal verbindet die Weltmärkte und ist für die globale Handelsinfrastruktur von entscheidender Bedeutung. Dass Trump ausgerechnet jetzt den Fokus darauf lenkt, mag kein Zufall sein. In Zeiten wachsender Konkurrenz mit China und anderen Mächten sieht er den Kanal als Hebel, um Amerikas geopolitische Stellung zu festigen und einen wirtschaftlichen Vorteil auszuarbeiten.

Was will Trump mit Grönland?

Auch Grönland steht wieder auf Trumps Wunschliste. Die Idee, die riesige Insel von Dänemark zu kaufen, hatte er bereits 2019 vorgebracht – damals wurde sie belächelt. Doch jetzt bringt er das Thema erneut auf die politische Bühne. Warum? Zum einen ist Grönland durch seine geografische Lage strategisch wichtig. Zum anderen birgt das Gebiet unter seiner Eisdecke enorme Vorkommen an seltenen Erden, die für die Technologie der Zukunft unverzichtbar sind.

Trump bezeichnete am Sonntagabend den Besitz Grönlands als «absolute Notwendigkeit» für «Zwecke der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt». Mit der schmelzenden Arktis wird Grönland zudem zum Schlüssel für neue Handelsrouten. Trump scheint überzeugt: Wenn jemand von diesen Entwicklungen profitieren sollte, dann die USA. Doch seine Forderungen bergen auch diplomatische Risiken – nicht zuletzt, weil sie die Souveränität Dänemarks infrage stellen. Am Dienstag gab Dänemark bekannt, in die Sicherheit Grönlands zu stecken – ein zweistelliger Milliardenbetrag sei dafür vorgesehen. Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen nannte es «Ironie des Schicksals», dass seine Regierung die Militärinvestitionen einen Tag nach Trumps Äusserungen machte.

In der vergangenen Woche machte sich der künftige US-Präsident zudem über seinen nördlichen Nachbarn Kanada lustig. Er sagte mehrmals, die USA könnten Kanada zum 51. Bundesstaat machen. Trumps Übergangsteam lehnte es gegenüber dem US-Sender CNN ab, zu erklären, ob diese jüngsten Äusserungen echte Ambitionen widerspiegeln. Bei Trump sind die Unterschiede zwischen ernsthaften politischen Vorschlägen und reiner Provokation nicht immer klar.

Pure Provokation oder handfester Plan?

Doch was Trump hier präsentiert, ist weit mehr als Provokation. Seine «America First»-Agenda hat in diesen Ideen eine klare Richtung: Es geht darum, die globale Führungsrolle der USA zu stärken, auch wenn das bedeutet, alte Grenzen zu überschreiten: Trumps «America First» ist kein isolationistisches Credo. Die historischen Parallelen zur Doktrin des «Manifest Destiny», die im 19. Jahrhundert die globale Expansion der USA rechtfertigte, sind unverkennbar. Trump positioniert sich als Anführer, der keine Kompromisse macht, wenn es um Amerikas Interessen geht.

Natürlich bleibt die Frage: Meint Trump das ernst? Viele seiner schlagzeilenträchtigen Ideen aus der Vergangenheit wurden nie umgesetzt. Doch sie zeigen, wie er politische Diskussionen dominiert und seine Gegner immer wieder in die Defensive zwingt. Ob der Panama-Kanal oder Grönland jemals unter amerikanischer Kontrolle stehen werden, ist zweifelhaft. Aber eines hat Trump bereits erreicht: Er bringt sich selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit – und das, noch bevor er überhaupt wieder ins Weisse Haus eingezogen ist.

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