Oft abgeschrieben und jetzt in Pole-Position: Immer mehr Anzeichen deuten darauf hin, dass US-Präsident Joe Biden (81) für die Wahlen im Herbst auf eine Kandidatur verzichten und seiner Vizepräsidentin Kamala Harris (59) Platz machen könnte. Sogar Donald Trump (78) rechnet damit, dass er bald eine neue Gegnerin bekommen wird. Und die könnte ihm tatsächlich gefährlich werden.
Das sind die Anzeichen, dass Kamala Harris das Zepter von Joe Biden übernehmen könnte:
Trumps Gepolter: Diese Woche ging ein Video viral, in dem Donald Trump (78) über Joe Biden lästert. «Er hat einfach aufgegeben, er gibt das Rennen auf», sagte er. Und weiter: «Das bedeutet, dass wir Kamala haben.»
Angriffe der Republikaner: Auch Trumps Partei beginnt, auf Harris einzudreschen – ein Zeichen dafür, dass sie mit ihrer Nomination rechnen. In den sozialen Medien höhnen sie über den sogenannten «KHive», was Bienenstock heisst und die Anhänger der Vizepräsidentin auf den sozialen Medien bezeichnet. In einer Mail schrieben die Republikaner: «Die Demokraten beginnen, sich hinter Kamala Harris zu versammeln, da es nicht mehr zu leugnen ist, dass Joe Biden ungeeignet für das Amt ist.»
Kritik aus den eigenen Reihen: Die Stimmung bei den Demokraten wird seit Bidens verpatztem TV-Auftritt immer kritischer. Der Abgeordnete Lloyd Doggett (77) fordert Biden zum Rückzug auf, der ehemalige Abgeordnete Tim Ryan (50) schrieb auf «Newsweek»: «Kamala Harris sollte 2024 die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten sein.»
Umfragen: Bei einem Teil der Umfragen schneidet Harris inzwischen besser ab als Biden. Bei einem Duell gegen Trump käme sie auf 45 Prozent, Trump auf 47 Prozent. Im Duell Biden gegen Trump kommt Biden nur auf 43 Prozent, Trump auf 49 Prozent.
Spenden übernehmen
Falls Biden einen Rückzieher macht, so würde sein Ersatz mit hoher Wahrscheinlichkeit Kamala Harris sein. Sie hat den höchsten Bekanntheitsgrad sowie die höchsten Umfragewerte unter den Demokraten. Zudem könnte sie, da sie als Vizepräsidentin bereits auf dem Wahlticket steht, die gesamte Wahlkampfinfrastruktur sowie die gesamten Spendengelder in der Höhe von rund 400 Millionen Dollar übernehmen.
Von einem «Plan B» spricht auch James W. Davis, USA-Experte an der Uni St. Gallen. In einem Beitrag in der «Frankfurter Rundschau» schreibt er, wie man Biden zum Aufgeben motivieren könnte: «Zuerst müsste eine Gruppe von Parteigrössen dem Präsidenten klarmachen, dass es bei der Wahl nicht um eine Person, sondern um das Schicksal des Landes geht.»
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Zudem müssten sie ihm versichern, dass er sich seinen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert habe als der Mann, der Trump besiegt und wieder Anstand ins Weisse Haus gebracht hat.
Harris hat ihre Qualitäten
Harris hat zwar als Vize mit ihren schwierigen Dossiers wie der Migration bislang keine gute Falle gemacht. Dennoch hat sie auch ihre Qualitäten. Sie ist nicht nur eine gute Rednerin, sondern hat als ehemalige, erfolgreiche Staatsanwältin ein fundiertes juristisches Wissen, mit dem sie den mehrfach angeklagten Donald Trump in ein schlechtes Licht stellen und ihm so gefährlich werden könnte. Zudem steht sie klar für Abtreibungen ein, was ihr vor allem bei Frauen Punkte bringen könnte.
Inzwischen wird auch darüber gemunkelt, dass Biden sogar als Präsident vorzeitig zurücktreten und seiner Vize noch vor den Wahlen Platz machen sollte. Das brächte Harris den Vorteil, dass sie – obwohl neu im Amt – gegen Trump schon als «Bisherige» antreten könnte.
Insgesamt deuten mehrere Anzeichen darauf hin, dass Kamala Harris in den Startlöchern für eine Kandidatur als Präsidentin steht. Für viele wäre sie die beste demokratische Alternative zu Biden. James W. Davis bilanziert: «Kamala Harris ist weitaus besser als ihr Ruf.»