Ein Puppenhaus, drei Flaschen Kuhmilch, vier Sorten Müesli, Lachsfilets. Und mittendrin: Donald Trump (78), ehemaliger US-Präsident und republikanischer Präsidentschaftskandidat. Es ist ein merkwürdiges Bild, das sich am Donnerstagabend den Zuschauern seiner Pressekonferenz in New Jersey bietet. Auch die Inhalte von Trumps einstündigem Monolog könnten merkwürdiger nicht sein.
«Ich hoffe, ihr geniesst die Sonne. Wir leben in einem zerstörten Land.» So beginnt Trumps zweiter Auftritt vor der Presse seit Anfang August. Wie bereits bei seinen vorherigen öffentlichen Auftritten wendet Trump einen Grossteil seiner Zeit dafür auf, gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris (59) zu schiessen.
Trump schiesst gegen Harris – alles beim Alten
Die Demokratin wolle eine «kommunistische Politik nach dem Vorbild Venezuelas» aufbauen. Zudem wolle sie «fremde Migranten auf die amerikanische Bevölkerung loslassen». Keine seiner Aussagen stimmen.
Es sind Vorwürfe, die man bereits mehrfach von ihm gehört hat. Doch Trump hat an dieser Pressekonferenz auch Neues auf Lager: So warf er Harris vor, sie habe in Kalifornien das Ausrauben von Geschäften legalisiert – solange sich der Warenwert unter 950 US-Dollar befinde. Laut US-Sender CNN stimmt aber auch das nicht. 2014 wurde in Kalifornien lediglich das Strafmass für Diebstähle unter 950 US-Dollar gemildert. Harris hatte mit dem Thema nichts zu tun.
Der eigene Wahlkampf ist kein Thema
Nur ganz kurz kommt Trump auf seinen eigenen Wahlkampf und seine Wahlversprechen zu sprechen. Er wolle die Inflation in den Griff kriegen, Miet- und Lebensmittelpreise senken. Ins Detail geht Trump dabei nicht.
Allem voran will er aber natürlich: «Die kriminellen Migranten aus unserem Land verbannen!» Er erklärt, dass diese Migranten «über 100 Prozent der neuen Jobs übernehmen». Tatsächlich konnte die US-Regierung nach eigenen Angaben im Juli 114'000 neue Jobs schaffen. Welche demografische Gruppe am häufigsten angestellt wurde, ist aber nicht bekannt. Wie Trump auf «über 100 Prozent» kommt, auch nicht.
Trump wirkt verwirrt
Generell wirkt seine Rede wirr. Immer wieder springt er von Migration zu Inflation, vom Golf zu seinen Gerichtsprozessen. «Ach, was ich auch noch sagen wollte...» – ihm zu folgen, fällt schwer. Trump liest ganze Sätze aus einem Ordner ab, nur um sich dann selbst immer wieder zu unterbrechen.
CNN beendete die Liveübertragung der Pressekonferenz bereits nach rund einer halben Stunde, im zeitgleichen Faktencheck heisst es: «Das haben wir alles bereits analysiert.»
Journalisten kommen kaum zu Wort
Als die Fragerunde für die anwesenden Reporter eröffnet wird, fällt Trump den Fragenden immer wieder ins Wort. Nach seiner Strategie für den weiteren Wahlkampf gefragt, meint er bloss: «Wieso sollte ich etwas ändern? In allen Umfragen liegen wir vor den Demokraten.»
Dass auch diese Aussage nicht stimmt, zeigen die neuesten Umfrageergebnisse: Harris holt in beinahe allen US-Bundesstaaten zu Trump auf. In sechs von sieben «Swing States» liegen die beiden politischen Kontrahenten Kopf an Kopf – oder Harris sogar vor Trump. Seine Strategie geht also nicht auf.
Nach nur knapp 20 Minuten erklärt Trump die Fragerunde für beendet. Was seinen Wahlkampf oder seine Pläne für eine eventuelle Präsidentschaft angeht, sind die Zuschauer nicht viel schlauer geworden. Aber immerhin: Er löst das Rätsel um seine Filmrequisiten auf. «Schaut euch die Preise dieser Produkte an! Die werde ich alle an meinem ersten Tag im Amt senken.» Dann wird er von einer gelben Cornflakes-Box zu seiner Linken abgelenkt. «Oh, Cheerios – meine Lieblings-Cornflakes. Die nehme ich mit heim.» Na, immerhin.