USA schiessen weiteres UFO ab – die wichtigsten Antworten
Worauf haben es die Flugobjekte abgesehen?

Unruhe am Himmel: In Nordamerika versetzen unbekannte Flugobjekte die US-Regierung in Alarmbereitschaft. Was steckt dahinter? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Publiziert: 13.02.2023 um 14:17 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2023 um 15:21 Uhr
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Nach dem Abschuss eines mutmasslichen chinesischen Spionageballons kam es in Nordamerika zu drei weiteren Abschüssen von mysteriösen Flugobjekten.
Foto: keystone-sda.ch
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Fabian BabicRedaktor News

Innerhalb einer Woche knallte es am nordamerikanischen Himmel viermal. Der Grund: unbekannte Flugobjekte. Nach dem Abschuss eines mutmasslichen chinesischen Spionageballons über dem Atlantik sind innert kurzer Zeit drei weitere Flugobjekte abgeschossen worden. Die Hintergründe sind unklar. Viele Fragen sind offen.

Was ist passiert?

Der erste Abschuss hat hohe Wellen geschlagen: Nach tagelanger Beobachtung schoss das US-Militär auf Befehl von Präsident Joe Biden (80) einen chinesischen Ballon vor der Küste des Bundesstaats South Carolina ab. Die USA gehen von einem Spionageversuch aus. China bestreitet den Vorwurf und sagt, es habe sich um einen vom Kurs abgekommenen Wetterballon gehandelt.

Am vergangenen Wochenende kam es zu drei weiteren Abschüssen: Am Freitag schoss das US-Militär ein unbekanntes Flugobjekt über Alaska ab. Am Samstag holten die USA in einer gemeinsamen Operation mit Kanada ein weiteres Flugobjekt über dem kanadischen Yukon-Territorium vom Himmel. Der jüngste Abschuss ereignete sich am Sonntag über dem Huronsee im Bundesstaat Michigan. Jetzt laufen die Bergungsarbeiten: Die Trümmerteile sollen Aufschluss über die Hintergründe geben.

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Was ist über die Flugobjekte bekannt?

Die mysteriösen Flugobjekte sind gemäss der US-Regierung unbemannt und auf geringer Höhe unterwegs gewesen. Das Flugobjekt über Alaska habe die Grösse eines Kleinwagens gehabt und sei silbergrau gewesen. Über das in Kanada abgeschossene Flugobjekt ist bekannt, dass es eine zylindrische Form gehabt haben und klein gewesen sein soll. Der US-Senator Chuck Schumer (72) sagte gegenüber dem Sender ABC, dass es sich bei diesen beiden Fällen um Ballons gehandelt haben soll.

Über das zuletzt abgeschossene Objekt ist neben einer «achteckigen Form», wie das Pentagon es beschreibt, derzeit nur die Flughöhe bekannt: sechs Kilometer. Neben der geringen Höhe habe die Flugbahn Anlass zur Sorge gegeben, dass das Objekt eine Gefahr für die zivile Luftfahrt sein könnte. Die Flugobjekte aus Alaska und Kanada waren auf je zwölf Kilometer Flughöhe unterwegs – auch sie wurden als Gefahr für die zivile Luftfahrt eingeschätzt.

Steckt wieder China hinter den jüngsten Vorfällen?

Kurze Antwort: Man weiss es nicht. Über die Herkunft der drei Objekte, die am Wochenende abgeschossen wurden, wisse die US-Regierung noch nichts. Aktuell schliesse sie nichts aus – nicht einmal Aliens. Glen VanHerck (60), Befehlshaber des nördlichen US-Kommandos, sagte nach dem jüngsten Abschuss: «Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts ausgeschlossen.»

Ob es einen Zusammenhang zwischen den vier mysteriösen Flugobjekten gibt, könne von offizieller Seite noch nicht beantwortet werden. Im Gegensatz zum mutmasslichen chinesischen Spionageballon, der am Anfang der Ereignisse steht, halten sich die USA derzeit mit konkreten Anschuldigungen zurück. Allerdings unterscheiden sich die neusten Vorfälle vom ersten Abschuss: Der mutmassliche Spionageballon war auf einer Höhe von etwa 18 Kilometern unterwegs und damit weit über der Höhe, in dem der zivile Flugverkehr operiert. Er hatte demnach die Grösse von zwei bis drei Bussen und war mit blossem Auge zu sehen.

Durch den ersten Vorfall litt die ohnehin schon angespannte Beziehung zwischen China und den USA. Washington beschuldigt die Chinesen, mit Ballons ein grosses Überwachungsprogramm zu betreiben, mit dem sie mehr als 40 Länder auf fünf Kontinenten ins Visier genommen hätten. Derweil hat Peking am Montag gekontert: Die USA sollen im vergangenen Jahr über zehn Spionageballons in grosser Höhe über China fliegen gelassen haben.

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Was könnte das Ziel der Flugobjekte sein?

Zur jeweils angepeilten Richtung der Flugobjekte hat weder die kanadische noch die US-amerikanische Regierung etwas gesagt. Wie der britische «Independent» schreibt, gibt es allerdings gerade in Alaska mehr als genug potenzielle Überwachungsziele. Gemäss Indizien habe der Abschuss vom Samstag in der Nähe von Deadhorse in Alaska stattgefunden – unweit der Ölfelder von Prudhoe Bay. Neben den grössten Ölfeldern Nordamerikas befindet sich dort die Trans-Alaska-Ölpipeline.

Neben der sensiblen Öl-Infrastruktur ist Alaska militärisch für die USA wichtig. Im Bundesstaat befinden sich neun Militärstützpunkte, verschiedene Radar- und Frühwarnsysteme, die auf das nahe gelegene Russland ausgerichtet sind, sowie ein Raketenabwehrsystem, das ankommende Atomsprengköpfe abwehren kann.

Warum werden auf einmal so viele Flugobjekte gesichtet?

Seit dem ersten Abschuss sind die USA vorsichtiger geworden. Das Militär werte die Radardaten noch akribischer aus, schreibt die «Washington Post». Man habe die Filter, mit denen die Radardaten analysiert werden, angepasst. Damit sollen unbekannte Bewegungen im Luftraum genauer beobachtet werden können.

Dass gerade dadurch der Norden Alaskas und Kanadas ins Visier gerate, liege am vorherrschenden Wind, sagt David Martin, Korrespondent für nationale Sicherheit bei CBS News. Vieles, was sich im Luftraum bewegt, werde durch den Wind dorthin transportiert. «Und dort oben gibt es eine Menge von dem, was die Behörden ‹Himmelsmüll› nennen», so Martin.

Zu diesem «Himmelsmüll» gehören verschiedenste Arten von «Ballons, die von Regierungen, von Unternehmen, von Forschungsinstituten und wahrscheinlich auch von Privatpersonen aufsteigen gelassen werden, und zwar nicht zu schändlichen Zwecken», erklärt Martin. In der Vergangenheit hätten die USA solchen Flugobjekten nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Der China-Ballon habe das geändert und die US-Regierung in Alarmbereitschaft versetzt.

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