Hier schiessen die USA den Ballon ab
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Pentagon erbeutet Ausrüstung
China geht nach Ballon-Abschuss auf USA los!

Die Bergung des vor der US-Atlantikküste abgeschossenen chinesischen Spionageballons ist beendet. Das Pentagon freut sich über die Erbeutung «sensibler Ausrüstung». China verurteilt den Abschuss als «Überreaktion».
Publiziert: 05.02.2023 um 00:42 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2023 um 22:24 Uhr
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Nach tagelanger Beobachtung vor der US-Küste abgeschossen: ein chinesischer Spionageballon, der für neue Spannungen zwischen Washington und Peking sorgt.
Foto: KEYSTONE

Ein F-22-Kampfjet hat am Samstag einen chinesischen Überwachungsballon abgeschossen. Dieser war bereits am 28. Januar über Alaska aufgetaucht und seither ostwärts über die nördlichen USA und Kanada gezogen. Die Bergung des Ballons in Küstengewässern vor dem US-Bundesstaat South Carolina wurde mittlerweile abgeschlossen.

Die Trümmer lagen in relativ flachem Wasser verteilt, was die Bergung vereinfachte. Die US-Luftwaffe präzisierte dazu in einer Erklärung: «Der Ballon stürzte knapp zehn Kilometer vor der Küste in eine Wassertiefe von etwa 14 Metern. Es wurde niemand verletzt.»

Mit dem Abschuss war bewusst gewartet worden, bis der Spionageballon US-Festland überquert hatte, sich aber noch innerhalb des US-Hoheitsgebiets befand. Ein Risiko für die Menschen am Boden sollte ausgeschlossen werden. Der Abschuss war in Zusammenarbeit mit Kanada durchgeführt worden. US-Präsident Joe Biden (80) hatte bereits am Mittwoch den Befehl für den Abschuss erteilt. US-Medienberichten zufolge feuerte die F-22 dabei auf einer Flughöhe von etwa 17'000 Metern eine Rakete vom Typ AIM-9 Sidewinder auf den Ballon, der rund 1000 Meter höher als der Jet flog.

«Ich habe den Befehl gegeben»
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Biden zum Abschuss:«Ich habe den Befehl gegeben»

Wertvolle Beute für Pentagon

Der Ballon mit noch nicht näher bezeichneter chinesischer Spionagetechnologie an Bord war nach Alaska und Kanada auch über dem US-Bundesstaat Idaho gesichtet worden. In Montana überquerte er später eine US-Luftwaffenbasis, wo mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen lagern. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (69) sprach dazu von einer «inakzeptablen Verletzung» der Souveränität der USA.

Die US-Militärs machen auch kein Geheimnis daraus, wie sehr sie an der erbeuteten chinesischen Spionagetechnologie interessiert sind. Aus dem Pentagon verlautete, dass die Bergung des Ballons es US-Spezialisten ermögliche, «sensible chinesische Ausrüstung zu untersuchen», zitiert die Webseite der US-Luftwaffe einen hohen Beamten im Verteidigungsministerium. «Der Überflug des Überwachungsballons über amerikanisches Territorium war für uns von nachrichtendienstlichem Wert. Ich kann nicht mehr ins Detail gehen», so der Beamte, «aber wir konnten den Ballon und seine Ausrüstung studieren und untersuchen, was sehr wertvoll war.»

Was sind Spionageballons?

Der Einsatz von Spionageballons geht auf die frühen Tage des Kalten Krieges zurück. Sie können grosse Höhen erreichen und ausserhalb des Radars operieren.

Die Ballons werden durch den Wind getragen. Sie werden in der Regel so konstruiert, dass eine Kamera an der Unterseite befestigt wird. Zur Ausrüstung können auch Radarsysteme gehören.

Seit der Einführung von Satelliten sind Spionageballons weitgehend überflüssig geworden, werden aber wegen ihrer geringen Kosten bevorzugt. Spionageballons werden in der Regel in Höhen zwischen 24'000 und 37'000 Metern eingesetzt.

Der Einsatz von Spionageballons geht auf die frühen Tage des Kalten Krieges zurück. Sie können grosse Höhen erreichen und ausserhalb des Radars operieren.

Die Ballons werden durch den Wind getragen. Sie werden in der Regel so konstruiert, dass eine Kamera an der Unterseite befestigt wird. Zur Ausrüstung können auch Radarsysteme gehören.

Seit der Einführung von Satelliten sind Spionageballons weitgehend überflüssig geworden, werden aber wegen ihrer geringen Kosten bevorzugt. Spionageballons werden in der Regel in Höhen zwischen 24'000 und 37'000 Metern eingesetzt.

Blinken sagt Peking-Reise ab, China protestiert

US-Aussenminister Antony Blinken (60) hatte als Reaktion seinen für Sonntag erwarteten Besuch in Peking bereits am Freitag abgesagt. Er verurteilte das Eindringen des Ballons in den Luftraum der USA als «inakzeptabel» und «unverantwortlich». Es wäre der erste Besuch eines US-Aussenministers in China seit 2018 gewesen. Nach Medienberichten hätte Blinken auch von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping (69) empfangen werden sollen. Zwar waren die Erwartungen an den Besuch nicht gross, doch gab es Hoffnungen, dass er zu einer Beruhigung in den turbulenten und schwierigen Beziehungen führt.

Während die USA die Chinesen der Spionage bezichtigten, sprach China von einem Forschungsballon, der durch «höhere Gewalt» vom Kurs abgekommen sei. Peking äusserte «starke Unzufriedenheit» über den Einsatz von Gewalt durch die USA gegen ein «ziviles, unbemanntes Luftschiff». Die chinesische Regierung verurteilte den Abschuss als eine «überzogene Reaktion, die ernsthaft gegen internationale Konventionen verstösst».

Ballon-Affäre: Kolumbiens Luftwaffe informiert über Objekt-Sichtung

Inmitten des Streits zwischen Washington und Peking über einen mutmasslichen chinesischen Spionageballon, der tagelang über die USA flog, hat nun Kolumbien über ein Objekt mit «ähnlichen Eigenschaften» in seinem Luftraum informiert. Am Morgen des 3. Februar habe das nationale Luftverteidigungssystem in rund 17'000 Metern Höhe ein Objekt entdeckt, das im nördlichen Sektor des Landes in den Luftraum eingedrungen sei, teilte die kolumbianische Luftwaffe am Samstag (Ortszeit) mit. Das Objekt habe sich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 Knoten bewegt und dabei «ähnliche Eigenschaften wie ein Ballon» gezeigt.

Die kolumbianische Luftwaffe habe das Objekt durch seine Verteidigungssysteme verfolgt, bis es den Luftraum verlassen habe, hiess es weiter. Es habe «keine Gefahr für die nationale Sicherheit und Verteidigung sowie die Flugsicherheit» dargestellt. Die Luftwaffe arbeite nun mit anderen Ländern zusammen, um die Herkunft des Objekts festzustellen.

Inmitten des Streits zwischen Washington und Peking über einen mutmasslichen chinesischen Spionageballon, der tagelang über die USA flog, hat nun Kolumbien über ein Objekt mit «ähnlichen Eigenschaften» in seinem Luftraum informiert. Am Morgen des 3. Februar habe das nationale Luftverteidigungssystem in rund 17'000 Metern Höhe ein Objekt entdeckt, das im nördlichen Sektor des Landes in den Luftraum eingedrungen sei, teilte die kolumbianische Luftwaffe am Samstag (Ortszeit) mit. Das Objekt habe sich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 Knoten bewegt und dabei «ähnliche Eigenschaften wie ein Ballon» gezeigt.

Die kolumbianische Luftwaffe habe das Objekt durch seine Verteidigungssysteme verfolgt, bis es den Luftraum verlassen habe, hiess es weiter. Es habe «keine Gefahr für die nationale Sicherheit und Verteidigung sowie die Flugsicherheit» dargestellt. Die Luftwaffe arbeite nun mit anderen Ländern zusammen, um die Herkunft des Objekts festzustellen.

Ballons gelten als wichtige Beobachtungsplattformen. Anders als Satelliten können sie laut Experten an einer Stelle bleiben und müssen nicht eine neue Runde um die Erde drehen, um weitere Bilder zu machen. Sie können aus grösserer Nähe beobachten und sind per Radar schwer zu entdecken. Einige können auch Kommunikation abfangen. Die Navigationsmöglichkeiten für Ballone sind heute deutlich verbessert, so dass sie nicht mehr allein vom Wind abhängen. (SDA/kes)

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