Die USA erheben gegen Russland schwere Vorwürfe. Vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York warf US-Aussenminister Antony Blinken (59) den Russen vor, einen Vorwand zu suchen, um die Ukraine «in den nächsten Tagen» angreifen zu können.
Und er wurde ungewöhnlich konkret darüber, wie der Anfang des Krieges aussehen könnte. «Russische Raketen und Bomben werden auf die Ukraine fallen», beschrieb Blinken, «was die Welt erwarten kann». Kommunikationsnetze würden blockiert werden und Cyberattacken zentrale ukrainische Institutionen lahmlegen.
«Danach werden russische Panzer und Soldaten auf Schlüsselziele vormarschieren, die bereits identifiziert und in ausführlichen Plänen skizziert sind.» Eines dieser Ziele: «Kiew, eine Stadt mit 2,8 Millionen Einwohnern.»
Erfundener Terroranschlag
Auch wie die Russen den Krieg anzetteln könnten, beschrieb Blinken. «Dies könnte ein gewaltsames Ereignis sein, das Russland gegen die Ukraine vorbringt, oder eine unerhörte Anschuldigung, die Russland gegen die ukrainische Regierung erhebt.»
Möglich seien ein vermeintlicher Terroranschlag in Russland, die «erfundene Entdeckung eines Massengrabes» und Vorwürfe eines Völkermordes, ein inszenierter Drohnenangriff auf Zivilisten oder ein vorgetäuschter oder echter Angriff sogar mit Chemiewaffen.
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Als Erstes würden dann «die höchsten Ebenen der russischen Regierung theatralisch Krisensitzungen einberufen» und proklamieren, «dass Russland antworten muss, um russische Bürger zu verteidigen».
«Bin hier, um Krieg zu verhindern»
Blinken erklärte, mit der Offenlegung dieser Informationen Russland von einer kriegerischen Eskalation abbringen zu wollen. «Ich bin heute hier, nicht um einen Krieg zu verursachen, sondern um einen Krieg zu verhindern», sagte Blinken. Sollte Russland nicht angreifen, würden die USA erleichtert sein und jede Kritik an ihren Aussagen akzeptieren.
Der amerikanische Aussenminister verkündete, er habe seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow (71) ein persönliches Gespräch in der kommenden Woche angeboten. Ausserdem forderte er die russische Regierung auf, sich mit den Ukrainern und den europäischen Verbündeten zu treffen. Man solle diskutieren, wie das Minsker Abkommen, das eine Lösung des Konflikts beschreibt, umgesetzt werden könne.
Am Freitag nahm Blinken an der Münchner Sicherheitskonferenz teil. Hauptthema auch hier: der Ukraine-Konflikt. Der US-Aussenminister betonte einmal mehr, dass die grösste Stärke der westlichen Partner in der Krise ihre Zusammenarbeit und Solidarität seien. Er glaube, Putin sei «etwas überrascht» darüber, wie eng die Nato-Staaten und die Europäische Union in der Krise zusammenstünden. «Solange wir diese Solidarität aufrechterhalten, werden wir so oder so – egal, welchen Weg Präsident Putin wählt – bereit sein zu reagieren», sagte er. (gf)