Falls bei einer Invasion die ukrainische und die russische Armee aufeinanderprallen, wird es zu einem Kampf David gegen Goliath. Die Übermacht der russischen Armee ist rein zahlenmässig mit 900'000 Soldaten gegen 209’000 ukrainische Soldaten erdrückend.
Auch die Ausbildung ist unterschiedlich: Russlands Truppen bestehen zu zwei Dritteln aus Berufssoldaten, die Ukraine hat 50'000 Kämpfer in paramilitärischen Einheiten.
Krass sind die Verhältnisse bei der Anzahl der Atomwaffen: Russland 6255, Ukraine 0! Jedoch dürften diese kaum zum Einsatz kommen.
Fakt ist auch, dass Russlands Verteidigungsbudget gemäss dem International Peace Research Instituts mit 61,7 Milliarden US-Dollar rund zehnmal grösser ist als das der Ukraine, das mehr oder weniger mit jenem der Schweiz verglichen werden kann.
Allein für die Beschaffung neuer Waffen bezahlt Russland jährlich rund 25 Milliarden Dollar, die Ukraine hingegen kann sich Neuanschaffungen im Wert von lediglich einer Milliarde Dollar leisten.
Nicht alle Russen an einem Ort
Nebst der Stärke ist aber auch entscheidend, wie flexibel eine Armee eingesetzt werden kann. Heinrich Brauss (68), sicherheitspolitischer Experte in der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und früher Bundeswehr-Generalleutnant, sagt gegenüber focus.de: «Der Verlauf eines Krieges dürfte entscheidend davon abhängen, wie die einzelnen Truppenverbände auf beiden Seiten disloziert sind, wo sich die Reserven befinden, wie schnell Truppen und Nachschub ins Kampfgebiet verlegt werden könnten und ob sich die Ukraine gegen grossflächige Cyber-Angriffe schützen kann.»
Dass die Russen ihre rund 120'000 Soldaten im Norden, Osten und Westen der Ukraine stationiert haben, erschwert die Verteidigung enorm. Die ukrainische Armee muss dadurch ihre Verteidigungslinie weit auseinander ziehen.
Doch so ganz verloren stünden die Ukrainer nicht da. Besonders deutlich werde dies bei einer angenommenen Invasion der gesamten Ukraine. Brauss: «Ein solches Ziel wäre auch für Putins Armee mit hohen Verlusten und Kosten verbunden, denn die ukrainischen Streitkräfte sind, anders als 2014, vorbereitet und besser ausgerüstet.» (gf)