Die diesjährige Fussball-Weltmeisterschaft in Katar ist kontrovers. Menschenrechtsorganisationen kritisieren das Emirat schon lange wegen seines Umgangs mit Frauenrechten. Auch das Leben der Gastarbeiter ist ein trauriges Thema. Während des Baus der Stadien sollen Tausende von ihnen gestorben sein. Auch Blick machte sich ein Bild von den Zuständen vor Ort.
Um dem schlechten Ruf entgegenzuwirken, haben sich die Kataris nun etwas ganz Spezielles einfallen lassen. Ende September verschickten sie einigen bekannten Fans Einladungen zur Weltmeisterschaft. Darin enthalten waren kostenlose Flüge nach Katar, Freikarten für die Spiele, eine kostenlose Unterkunft und sogar etwas Taschengeld – alles vom Wüstenstaat finanziert, wie die «New York Times» schreibt.
«Meinen Werten treu bleiben»
Doch beim traumhaften Angebot gibt es einen Haken. Denn die glücklichen Fans müssen sich an Verträge halten. So werden sie beispielsweise dazu verpflichtet, das zu singen, was ihnen gesagt wird. Ausserdem müssen sie in den sozialen Medien die Beiträge anderer Fans melden, die Katar gegenüber kritisch eingestellt sind.
Trotz dieser Anforderungen sollen sich laut «New York Times» schon hunderte Fans angemeldet haben. So reisen 50 Niederländer auf Kosten der Kataris an die Weltmeisterschaft, wie der Sender «NOL» berichtet. Auch ein US-amerikanischer Fan soll dem Angebot zugestimmt und sich bereit dazu erklärt haben, weitere US-Fans für die Reise zu suchen.
Die Fussball-WM in Katar
Andere Fans hingegen sollen der umstrittenen Einladung nicht gefolgt sein. So erklärte Joseph Delage, ein französischer Fan, gegenüber «Le Parisien»: «Trotz der appetitlichen Seite dieses Gerichts zog ich es vor, meinen Werten treu zu bleiben.» Ob auch Schweizer Fans eine Einladung erhalten haben, ist nicht bekannt.
Ähnliches Angebot bei Leichtathletik-WM
Auf die Fan-Einladungen angesprochen, erklärten Vertreter des katarischen WM-Organisationskomitees diese Woche: «Es gibt keine Verpflichtung, für irgendetwas zu werben oder irgendetwas zu tun.» Dokumente, die von der «New York Times» eingesehen wurden, sollen jedoch das Gegenteil beweisen.
Das WM-Angebot ist nicht der erste Versuch Katars, die Stadien mit freundlich gesinnten Fans zu füllen. Bereits bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2019 in Doha, der Hauptstadt des Emirats, wurden Gastarbeiter und Schulkinder angeworben. (obf)