Macht Russlands Präsident Wladimir Putin (70) jetzt etwa auch seine Marine bereit für einen Grossangriff? Die russische Marine hat in den letzten Wochen plötzlich eine Vielzahl von Schiffen und Unterwasserbooten aufs Schwarze Meer entsandt. Das zeigen Beobachtungen des amerikanischen Marineexperten H I Sutton.
Laut Angaben des US-Verteidigungsministeriums sind derzeit mehr als 25 russische Schiffe und Unterwasserboote in der Region stationiert – so viele wie noch nie zuvor. Unter anderem hat Russland die «Piotr Morgunow» ins Schwarze Meer verlegt. Das Landungsschiff der Iwan-Gren-Klasse wurde im vergangenen Oktober nach dem Angriff der Ukraine auf die Krim-Brücke zum Warentransport zwischen Russland und der Krim-Stadt Sewastopol eingesetzt.
In den vergangenen Wochen lag die «Piotr Morgunow» mehrheitlich in der südrussischen Stadt Noworossijsk vor Anker. Nun aber hat sie am Dienstag völlig unerwartet den Hafen verlassen und bewegt sich in Richtung Sewastopol – zusammen mit drei U-Booten des Typs Kilo. Laut Sutton sollen auch andere, bislang unbekannte Kriegsschiffe den Hafen von Noworossijsk verlassen haben. Nur noch ein paar wenige Kriegsschiffe sollen im Hafen verblieben sein.
Übung oder Militäroperation?
Experten warnen vor einer möglichen Eskalation der Spannungen in der Region. Gemäss Sutton beobachtet auch das ukrainische Verteidigungsministerium die plötzliche Zunahme der russischen Aktivitäten im Schwarzen Meer. Von ukrainischer Seite wurden diese Angaben nicht bestätigt.
Laut Sutton gibt es verschiedene Varianten für die plötzliche Bewegung der Schiffe. Zum einen könnte es sich um eine Übung handeln. Russland führte in den vergangenen Wochen immer wieder Manöver im Schwarzen Meer durch. Weil sich Putins Kriegsschiffe ausserhalb des Hafens allerdings in Gefahr begeben, von ukrainischen Drohnen getroffen zu werden, hat die russische Marine Sicherheitsmassnahmen ergriffen. So bewegen sich die U-Boote und Kriegsschiffe normalerweise nur in kleinen Gruppen. Laut Sutton ist es unwahrscheinlich, dass sich drei U-Boote und ein Kriegsschiff gleichzeitig dieser Gefahr aussetzen.
Dem Experten zufolge ist es daher wahrscheinlicher, dass die Marine eine Operation durchführt. Nach den letzten grossen Bewegungen kurz vor Weihnachten liess Putin einen Raketenschauer über der Ukraine niedergehen. Allerdings wurden damals nur zwei U-Boote im Schwarzen Meer gesichtet, die Kriegsschiffe blieben im sicheren Hafen. Weshalb sich nun auch das Kriegsschiff in Richtung Krim bewegt, ist unklar.
Immer wieder Meldungen
Nicht zuletzt ist auch die Möglichkeit eines Landmanövers nicht ausgeschlossen, berichtet Sutton. So könnte Russland im Südwesten der Ukraine Aufklärungsarbeit betreiben, um dort künftig möglicherweise Truppen abzusetzen. Dass Russland die Ukraine bereits jetzt mit Truppen aus dem Schwarzen Meer angreift, erscheint angesichts der aktuellen Kriegssituation unwahrscheinlich.
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In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Meldungen über Manöver und Truppenbewegungen in der Region, die als Provokationen aufgefasst werden können. Die russische Marine hatte jedoch stets betont, dass die jüngsten Manöver lediglich Teil einer regelmässigen Übung sind und keine Bedrohung darstellen. Zu den neusten Manövern hat sich der Kreml noch nicht geäussert.
Es bleibt abzuwarten, ob die jüngsten Entwicklungen tatsächlich Teil einer regulären Übung sind oder ob mehr dahinter steckt. Die Lage im Schwarzen Meer bleibt angespannt. (zis)