Hunderttausende sind am Weltfrauentag auf der Flucht
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Hunderttausende auf der Flucht:Mutige Ukrainerinnen verlieren trotz Krieg die Hoffnung nicht

Diese Ukrainerinnen verteidigen ihre Heimat mit Worten, Wut und Waffen
Heldinnen der Freiheit

Blick stellt zum Weltfrauentag sechs besonders starke Ukrainerinnen vor.
Publiziert: 08.03.2022 um 08:41 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2022 um 10:19 Uhr
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Kira Rudik (36) ist Politikerin, Unternehmerin und gilt als Tech-Wunderkind. Während des Ukraine-Kriegs veröffentlicht sie auf Twitter ein Bild mit Kalaschnikow. Das ging um die halbe Welt.
Foto: Twitter
Rebecca Wyss, Vanessa Nyfeler, Lea Ernst, Karin A. Wenger, Jonas Dreyfus

Normalerweise erhalten Frauen in der Ukraine am 8. März einen Strauss Frühlingsblumen geschenkt, in vielen Geschäften gibt es für sie Rabatte, Familien gehen gemeinsam ins Restaurant. Der Internationale Frauentag ist in der Ukraine ein gesetzlicher Feiertag. Doch dieses Jahr ist alles anders, es herrscht Krieg. Blick stellt zum Weltfrauentag sechs besonders starke Ukrainerinnen vor.

Kira Rudik (36): Tech-Wunderkind mit der Kalaschnikow

Kira Rudik (36) ist Politikerin, Unternehmerin und gilt als Tech-Wunderkind. Während des Ukraine-Kriegs veröffentlicht sie auf Twitter ein Bild mit Kalaschnikow. Das ging um die halbe Welt.

Sie gilt als Wunderkind: Kira Rudik. Mit 30 gründete sie das Start-up «Doorbot», später «Ring» genannt, das 2018 von Amazon für mehr als eine Milliarde Dollar gekauft wurde. Dann stieg sie an die Spitze der Partei Glos auf – liberal, pro-ukrainisch, pro-europäisch. Kira Rudik (36) hat es weit gebracht. Und dann kam der Krieg. Und während viele Frauen und Kinder die Ukraine verlassen haben, blieb sie. Und startete eine Social-Media-Offensive. Ihr Twitter-Bild mit Kalaschnikow ging um die halbe Welt. Seither ist sie im Westen eines der weiblichen Gesichter des ukrainischen Widerstands. Im ARD-Morgenmagazin sagte sie: Sich mit einer Waffe zu zeigen, sei ein sehr seltsames Gefühl, «das fällt mir schwer». Sie sei aber wütend auf Russland. «Diese Wut, die tötet die Angst.»

Olga Feldmeier (44): Schweizer «Krypto Queen» kämpft für die Ukraine

Unternehmerin Olga Feldmeier (44), bekannt als Schweizer «Krypto Queen», ist Ukrainerin mit russischen Wurzeln. Sie engagiert sich stark für die Ukraine und gilt als Stimme ihrer russischen Bekannten.
Foto: RnD photography

«Wir sind Brüder. Ukrainer und Russen. Wir können uns nicht gegenseitig töten», sagt Olga Feldmeier (44). Feldmeier, dank «Forbes» auch bekannt als «Krypto Queen», ist Ukrainerin mit russischen Wurzeln und seit 2010 in der Schweiz. Der Ukraine-Krieg trifft sie besonders hart. Olga Feldmeier engagiert sich daher stark. Sie organisierte die Demonstration am Zürcher Münsterhof mit und war auch eine der Sprecherinnen. Feldmeier gibt aber auch anderen eine Stimme – zum Beispiel Russen, die gegen den Krieg sind, aus Angst vor Repressionen nicht öffentlich reden können.

«Junge, sportliche Ukrainerinnen ziehen in den Krieg»
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Unternehmerin Olga Feldmeier:«Junge, sportliche Ukrainerinnen ziehen in den Krieg»


Marija Prymatschenko (1909–1997): Sogar Picasso fand sie herausragend

Malerin Marija Prymatschenko (1909-1997) liess Tierwesen durch eigenartige Pflanzenwelten streifen. Bei einem russischen Angriff auf das Ivankiv-Museum wurden zahlreiche ihrer Gemälde zerstört. Sie stellten Frieden, Unabhängigkeit und Widerstand dar.

«Ich verneige mich vor dieser brillanten Ukrainerin», soll Pablo Picasso (1881–1973) nach ihrer Ausstellung in Paris gesagt haben: Malerin Marija Prymatschenko (1909–1997), die fantasievolle Tierwesen durch eigenartige Pflanzenwelten streifen liess. Die Autodidaktin, die in bestechend reinen Farben ukrainische Volkskunst mit naiver Malerei verband, die unter anderem mit dem Nationalen Kunstpreis der Ukraine sowie 1937 mit der Goldmedaille der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet wurde. Nachdem Prymatschenko im Zweiten Weltkrieg ihren Bruder sowie ihren Ehemann verloren hatte, tauchten in vielen ihrer Werke die Themen Frieden, Unabhängigkeit und Widerstand auf. Letzten Montag wurden bei einem russischen Angriff auf das Ivankiv-Museum nahe Kiew zahlreiche ihrer Gemälde zerstört.


Olesya Khromeychuk (39): Ihr Bruder fiel an der Ostfront

Historikerin Olesya Khromeychuk (39) forscht zu Krieg und seinen Auswirkungen. Ihren Bruder verlor sie im Jahr 2017 als Soldat an der Ostfront der Ukraine. Darüber schrieb sie ein Buch.

Historikerin Olesya Khromeychuk (39) lebt in England und forscht zu Krieg und seinen Auswirkungen. Diese musste sie auf schmerzliche Weise selber erfahren, als ihr Bruder im Jahr 2017 als Soldat im Donbass fiel. Was das mit ihr machte – darüber schrieb sie ein Buch mit dem Titel «A Loss: The Story of a Dead Soldier Told by His Sister». (Ein Verlust: Die Geschichte eines toten Soldaten, erzählt von seiner Schwester). Sie habe ihren Bruder davon abbringen wollen, sich freiwillig zu melden, sagt sie dem Londoner Magazin «Metro». Ob sie nicht realisiere, dass das ein europäischer Krieg sei, der zufälligerweise in der Ukraine seinen Anfang nehme, habe er ihr geantwortet. Khromeychuk: «Diese Worte gehen mir jetzt nicht mehr aus dem Kopf.» Ihr Bruder hat recht behalten.


Olena Kurilo (53): Das Foto ging um die Welt

Das Foto von Olena Kurilo (53) wurde weltweit in Zeitungen abgedruckt. Der Wohnblock der verheirateten Lehrerin wurde am ersten Tag des Krieges von einer russischen Rakete getroffen.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images

Verzweifelte grüne Augen, rund um den Kopf ein Verband, Blut im Gesicht: Das Foto von Olena Kurilo (53) wurde zum Symbol des Angriffskriegs auf die Ukraine. Zeitungen rund um den Globus druckten es am 25. Februar auf ihren Titelseiten. Der Wohnblock der verheirateten Lehrerin, die eine Tochter hat, wurde am ersten Tag des Krieges von einer russischen Rakete getroffen. Wenige Tage nach dem Angriff kam für sie ein weiterer Schock hinzu: Russische Propaganda verbreitete die Meldung, sie sei eine Schauspielerin und ihr Foto bloss gestellt. Eine Behauptung, die von Faktenprüfern widerlegt wurde.

Unbekannte Frau: Neues Leben in einer Kiewer Metrostation

Eine Ukrainerin (23), deren Name nicht bekannt ist, brachte ihr Töchterchen Mia in der Kiewer U-Bahn, die aktuell ein Luftschutzbunker ist, zur Welt.
Foto: Twitter

Der Name Mia bedeutet «Geschenk Gottes». Und das könnte in diesem Fall wohl kaum passender sein. Denn diese Geburt grenzt an ein kleines Wunder: Mia kam in der Nacht vom 25. Februar in der Kiewer U-Bahn, die aktuell als Luftschutzbunker genutzt wird, zur Welt. Rundherum sind Explosionen und Schüsse zu hören. Laut «Daily Mail» soll die Mutter (23) während der Wehen so laut geschrien haben, dass Polizisten zu Hilfe kamen. Trotz der tragischen Umstände ist das Mädchen gesund. Und seine Mama, deren Name unbekannt ist, entpuppt sich als echte Kämpferin.

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