Ukraine rekrutiert 40'000 Kämpfer
Diese Offensiv-Brigaden sollen die Russen aus der Ukraine vertreiben

Der Zeitpunkt der ukrainischen Gegenoffensive bleibt weiter geheim. Eine zentrale Rolle bei der Rückeroberungsmission sollen acht neu formierte Sturmbrigaden einnehmen.
Publiziert: 27.04.2023 um 14:35 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2023 um 15:39 Uhr
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Mit acht neuen Brigaden will die Ukraine die von Russland besetzten Gebiete zurückerobern.
Foto: AFP
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Marian NadlerRedaktor News

Seit Monaten laufen die Vorbereitungen für die gross angekündigte Gegenoffensive des ukrainischen Militärs. Anfang Jahr wurde die Rückeroberungsmission erstmals thematisiert.

Seitdem wartet die ganze Welt darauf, dass die möglicherweise kriegsentscheidende Offensive beginnt. «Die Gegenoffensive wird ein wahres Feuerwerk, eine heftige Sache für die russischen Besatzer!», sagte Andrij Tschernjak (52), Offizier des ukrainischen Geheimdienstes, in dieser Woche zu Blick. Noch bleibt es ein Geheimnis: Wo und wann die Ukraine zur erwarteten Frühlingsoffensive ansetzen wird, wissen nur eine Handvoll Personen.

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Eine Sache ist aber inzwischen klar: Acht neu formierte Sturmbrigaden mit 40'000 Soldatinnen und Soldaten sollen bei der Gegenoffensive eine zentrale Rolle spielen. Sie sind nicht den regulären ukrainischen Streitkräften zugeordnet und deshalb dem Innenministerium und nicht dem Verteidigungsministerium unterstellt.

Unter ihnen sind Männer und Frauen, ehemalige Polizisten und frühere Soldaten, aber auch Personen ohne Kampferfahrung. Auf der Rekrutierungsseite wird ein eindeutiges Statement gesetzt: «Besatzer, es kommt ein Sturm!» Die Namen klingen auf jeden Fall schon mal martialisch: Hurricane, Spartan, Border of Steel, Asow, Rage, Frontier, Chervona Kalyna und Kara Dag. Blick zeigt, was über die neuen Einheiten bekannt ist:

Hurricane

Die Hurricane-Brigade versteht sich selbst als «Beseitigungsbrigade des russischen Militärs». Sie ist, wie alle anderen Brigaden auch, dem Innenministerium unterstellt.

In den sozialen Medien kursieren einige Videos, die die Brigade bereits bei Fronteinsätzen zeigen soll. Verifiziert sind diese nicht.

Spartan

Am vergangenen Wochenende erschien bei Euronews ein Beitrag, der Mitglieder der Spartan-Brigade in der Region Charkiw bei Vorbereitungen auf die Gegenoffensive zeigt. Auf dem Programm standen Schiess- und Fahrübungen, aber auch die Evakuierung von Schützenpanzern und Erste-Hilfe-Training. Die Einheiten übten mit Maschinen- und Scharfschützengewehren.

Border of Steel

«Ich wollte mitmachen, weil ich Rache will, so hart das im 21. Jahrhundert auch klingen mag», sagte Dmytro, ein Border of Steel-Kämpfer der Nachrichtenagentur Reuters. Bevor er sich für die Brigade meldete, arbeitete er in einer Wechselstube. «Wir müssen Rache nehmen für unser ganzes Volk, für die ermordeten Kinder», ergänzt er.

Auf Fotos, die Reuters veröffentlichte, waren unter anderem Männer zu sehen, die mithilfe von modernen Brillen lernten, wie sie Drohnen steuern. Laut Reuters wurde zudem die Rettung verwundeter Soldaten geübt. «Wir werden ständig trainieren, während die Brigade gebildet wird und wir auf Kampfbefehle warten», versprach Waleriy Padytel, der Kommandeur der Brigade, gegenüber Reuters. Er führte im vergangenen Jahr die Grenzschutztruppen bei der Verteidigung der ukrainischen Stadt Mariupol an und harrte dabei auch im Asowstal-Stahlwerk aus, bevor er von russischen Truppen gefangen genommen wurde.

Das Motto von Border of Steel lautet: «Wir stehen hinter der Grenze wie eine Stahlmauer». Unter ihnen sollen auch Kämpfer sein, die im Februar 2022 als Erstes in Gefechten gegen russische Truppen eingesetzt worden waren.

Asow

Eine weitere der acht Kampfbrigaden trägt den berühmten Namen Asow. Ihr Kommandant heisst Bohdan Krotewitsch. Auch er war schon in russischer Gefangenschaft. «Wir sind bereit, Territorium zurückzugewinnen», sagt er gegenüber der «Washington Post».

Die neu geschaffene Asow-Bridage ist «eine andere Einheit» als das Asow-Regiment, macht er deutlich. Das Asow-Regiment, in dessen Reihen auch ukrainische Nationalisten und einige Rechtsextreme mitmarschierten, musste im vergangenen Jahr nach langem Kampf um Mariupol und das Stahlwerk kapitulieren.

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Noch immer sind 1000 Kämpfer der nationalistischen Bewegung in Gefangenschaft. 6500 Kämpfer sollen jetzt für die neue Asow-Brigade rekrutiert werden, heisst es in der «Washington Post». Dafür wurden auch Teile der Nationalgarde übernommen. So soll die Kampfkraft gestärkt werden. «Unsere Erfahrung in Asowstal zeigt uns, dass es keine ausweglosen Situationen gibt», sagt Krotewitsch zur erwarteten Gegenoffensive.

Rage

Laut der Kyiv Post handelt es sich bei der Rage-Brigade um eine vereinte Angriffsbrigade der Nationalpolizei. «Für die Brigade Rage gibt es eine Prüfung über Rechtskenntnisse. Danach gibt es eine Phase der körperlichen Tests», sagte die Sprecherin des ukrainischen Innenministeriums, Mariana Rewa, in einem Interview mit der Zeitung Mitte Februar.

Frontier

Über diese Brigade ist noch recht wenig bekannt. Bei Teilen der Brigade soll es sich um Kämpfer handeln, die seit Kriegsbeginn mit der Verteidigung des Flughafens in Hostomel nahe Kiew beauftragt waren.

Chervona Kalyna

Ein Video, das vom ukrainischen Militär auf Twitter verbreitet wurde, zeigt, wie neue Rekruten während einer Übung mit Mörsern hantieren. «Chervona Kalyna» ist der Name eines ukrainischen Nationalmarschs.

Der Nationalmarsch wird mit dem Streben der Unabhängigkeit des ukrainischen Volkes von der Sowjetunion assoziiert. Sie soll unbestätigten Informationen zufolge für Luftaufklärungsmissionen zuständig sein. Anfang März soll die Brigade bei Spirne im Oblast Donetsk der ukrainischen Armee dabei geholfen haben, Stellungen von Wagner-Söldnern anzugreifen.

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Kara Dag

Die Kara Dag-Brigade hat das Motto «Lasst uns die Flagge über der Krim hissen» ausgegeben. Passend zum Motto ist «Kara Dag» der Name eines Felsmassivs auf der Halbinsel Krim. Die Brigade besteht zum Teil aus ehemaligen Kämpfern, die den russischen Vorstoss rund um Saporischschja gestoppt haben.

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