Auf einen Blick
- Alexander M. verurteilt zu lebenslanger Haftstrafe
- M. gab sich online als junges Mädchen aus
- Er manipulierte weltweit schätzungsweise 3500 Kinder
- Anruf von Teenagerin überführte ihn
Der Fall des 26-jährigen Nordiren Alexander M.* und von seinen Opfern schockiert die Welt. Wie BBC berichtet, gab M. sich auf sozialen Medien, vor allem Snapchat, als junges Mädchen aus. Er freundete sich weltweit mit Kindern an und lockte sie so in seine perfide Falle.
Er manipulierte sie so, dass sie ihm anstössige Bilder schickten oder sich sexuell vor der Computer- oder Handykamera zeigten. Ermittler sprechen von schätzungsweise 3500 Opfern in Amerika, Neuseeland und in mindestens 28 weiteren Ländern. Aktiv war der Nordire zwischen 2013 und 2019.
Am Freitag wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe mit einer Mindeststrafe von 20 Jahren verurteilt, wie Blick bereits berichtete. Das Gericht verurteilte den 26-Jährigen wegen Kindesmissbrauch, Erpressung und einem Fall von Totschlag. Beamte beschrieben ihn als «widerlichen Kinderschänder».
Telefonat überführt Täter
Die nordirische Polizei wurde im März 2019 auf den damals 21-Jährigen aufmerksam, nachdem die schottische Polizei einen Telefonanruf von einem 13-jährigen Mädchen weitergeleitet hatte. Sie sei von einem Nordiren angelockt worden. Nach der Kontaktaufnahme durch die Polizei in Schottland wurde in Nordirland eine dringende Untersuchung eingeleitet. Die Beamten ermittelten die Privatadresse von M., führten insgesamt vier getrennte Razzien in seinem Haus durch und nahmen ihn fest.
Auf 64 Geräten, die in der Wohnung des Nordiren beschlagnahmt wurden, fanden die Ermittler Hunderttausende anstössige Fotos und Videos von minderjährigen Mädchen. Nach Angaben der Polizei baute er «ein pädophiles Unternehmen auf» und habe seinen Opfern «die Kindheit geraubt».
Die stellvertretende Leiterin der Abteilung für Schwerkriminalität Catherine Kierans sagt, einige der ausgebeuteten Kinder hätten zuvor über den Missbrauch gesprochen, andere hätten geschwiegen. Viele seiner Opfer konnten noch nicht identifiziert werden. Die Ermittlungen zeigten, dass der 26-Jährige erbarmungslos vorging.
Zwölfjährige nimmt sich das Leben
Viele der jungen Mädchen, die er in die Falle lockte, hatten ihn angefleht aufzuhören, erklärt Kierans weiter. Er habe «rücksichtslos weitergemacht und die Opfer manchmal gezwungen, jüngere Kinder mit einzubeziehen, von denen einige gerade einmal vier Jahre alt waren.»
So war es auch bei der 12-jährigen Cimarron T.* aus West Virginia (USA). Der Nordire wollte sie dazu zwingen, ihr jüngeres Geschwisterchen miteinzubeziehen. Noch während Cimarron mit M. im Jahr 2018 online in Kontakt stand, erschoss sich die 12-Jährige mit einer Waffe. Der Vater des toten Mädchens nahm sich 18 Monate nach dem Tod seiner Tochter ebenfalls das Leben.
Seine Anklageerhebung, die im Jahr 2021 angesetzt war, wurde aufgrund des Bekanntwerdens des Suizids des Mädchens verschoben. M. wurde wegen Totschlags angeklagt. Kierans betont, dass es sich wohl um das erste Mal weltweit handle, dass ein Täter wegen Totschlags zur Verantwortung gezogen wird, ohne dass sich Opfer und Täter je persönlich begegnet waren.
Umfangreichste Anklage Nordirlands
«Am Ende gab es etwa 200 Anklagen, in Bezug auf etwa 70 Opfer», so Kierans. Dies sei wohl eine der umfangreichsten Anklagen, die man in Nordirland je gesehen habe. Während den Ermittlungen sei klar geworden, dass M. «sehr gewissenhaft beim Aufbewahren der Bilder war», heisst es.
In manchen Fällen soll er Karten gespeichert haben, worauf zu sehen war, wo sich die Kinder aufhielten. So konnte die Polizei die Kinder orten, erklärt Kierans. Obwohl die Opferzahl noch viel höher sei, war es nicht möglich, der Anklage 3000 Punkte hinzuzufügen.
«Ich spüre keine Reue oder Scham»
Eine Quelle sagte zu BBC News: «Er war introvertiert und sozial unbeholfen. Er interagierte nicht viel mit Leuten ausserhalb seines Freundeskreises.» Andere Quellen beschrieben ihn als eine ruhige Person. Bei seiner Festnahme 2019 studierte der Nordire Informatik an der Ulster University in Belfast.
«Ich spüre keine Reue oder Scham», sagte der 26-Jährige vor Gericht am Freitag. Richter O'Hara sagte, er könne sich keinen schlimmeren Sexualstraftäter vorstellen als den Angeklagten. Die Chatverläufe mit den jungen Mädchen untermauern dies: Ein Mädchen schrieb «Ich kann nicht aufhören zu zittern, ich glaube, ich werde sterben.» M. antwortete: «Das ist mir egal.»
* Namen der Redaktion bekannt
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net