Wer in der Schweiz gut versichert ist, ist das nicht automatisch auch im Ausland. Gerade ein Unfall oder eine Krankheit kann selbst unweit der Schweizer Grenze sehr schnell ein schmerzhaftes Loch ins Portemonnaie reissen. Das musste vor kurzem auch Heinrich Fasel (65) aus Tafers FR erfahren.
In seinen Skiferien im österreichischen Kühtai vergangenen Dezember stürzt Fasel und bricht sich dabei die Schulter. Glücklicherweise wird er noch im Tirol operiert und kann schon kurz nach seiner Heimkehr in die Schweiz wieder arbeiten. Doch dann der Schock: Seine Unfallversicherung übernimmt nur gut 530 der rund 7200 Franken der Operationskosten – und das nur, weil Fasel sich nicht in einem Listenspital behandeln liess. Er sagt: «Niemand hat mich darauf hingewiesen! Im Gegenteil: Man sagte mir, es gab zuvor nie Probleme mit der Suva!»
10 Prozent der Kosten
Fasel ist über seinen Arbeitgeber bei der Suva unfallversichert. In einer Verfügung begründet diese die mickrige Kostenübernahme mit einem Abkommen zwischen der Schweiz und Österreich. Dieses garantiert Bürgern des Partnerstaats dieselbe Standard-Unfallversicherung wie den eigenen Bürgern. In Fasels Fall heisst das: Nicht mal 10 Prozent seiner OP-Kosten werden zurückerstattet. Fasel: «Es ist eine Sauerei, was die mit mir machen!»
Und das, nachdem sich Fasel noch in Österreich operieren liess, um seine Heilungszeit so kurz und damit auch die Krankentaggeld-Zahlungen der Suva so niedrig wie möglich zu halten. «Die Schmerzen waren erträglich. Aber mein Arzt meinte, dass ich nach meiner Rückkehr in die Schweiz wohl mindestens zwei Wochen auf einen Operationstermin warten müsste.»
Wie die Suva auf nicht mal 10 Prozent Kostenübernahme gekommen ist, weiss Fasel nicht. Trotz mehrfacher Anfrage bekam er darauf keine Antwort. Er sagt ironisch: «Wenn sie mir beweisen können, dass dieselbe Operation in der Schweiz nur 530 Franken gekostet hätte, entschuldige ich mich und berappe den Rest gern selbst. Aber das wird nicht passieren.» Er habe einen befreundeten Schweizer Arzt gefragt und dieser schätze die Kosten hierzulande auf mindestens 11'000 Franken.
Versicherungen halten Detail-Rechnung zurück
Auch Blick erhält trotz Entbindung von der Schweigepflicht keine detaillierte Berechnung von der Suva. Eine solche hätte die Suva selbst nicht, da diese von der Österreichischen Gesundheitskasse ÖGK aufgestellt worden sei. Doch auch die ÖGK will trotz Schweigepflicht-Entbindung keine genaue Abrechnung herausgeben. Sie schreibt aber, dass Fasels Kostenerstattung den Tarifen entspreche. Und: «Hätte Fasel seine Operation bei einem ÖGK-Vertragspartner (etwa einem öffentlichen Spital) durchführen lassen, wäre die Behandlung (mit Ausnahme etwaiger Selbstbehalte) direkt verrechnet worden.»
Die Klinik sei ihm vom erstbehandelnden Arzt empfohlen worden, so Fasel. «Die Medalp Sportclinic ist auf Ski-Unfälle spezialisiert. Sogar Ski-Profis werden dort operiert.» Und tatsächlich: Fünf Monate nach dem Unfall sieht man nur eine kleine Narbe auf Fasels Schulter. Auch über seine Versicherung hätte er mit dem österreichischen Arzt vorgängig gesprochen, so Fasel. «Er meinte, dass er noch nie Probleme bei der Kostenübernahme mit der Suva hatte.»
Monatelanges Warten und Missinformationen
Das Endresultat der Abrechnung ist nicht der einzige Grund, wieso Fasel von der Suva enttäuscht ist. «Der ganze Prozess hat sich über Monate hinweggezogen und immer musste ich selbst wegen Updates nachhaken.» Zudem hätte man ihn mehrfach falsch informiert. «Sie sagten, sie übernehmen die Kosten – dann doch nicht. Sie sagten, sie bezahlen die Rechnungen vor – dann kamen plötzlich die Mahnungen.»
Laut der Suva ist wiederum die ÖGK schuld an der langen Bearbeitungsdauer. «Darauf haben wir leider keinen direkten Einfluss.» Dennoch gibt sie eine Pauschal-Entschuldigung: «Falls uns Fehler unterlaufen sind und sich verunfallte Personen nicht optimal unterstützt fühlen, bedauern wir das.» Nicht genug für Fasel. Er fragt sich: «Wofür wird meinem Lohn eigentlich so viel Geld abgezogen?»