Starke Wirkung, kein Risiko
Forscher tüfteln an neuem Wunder-Schmerzmittel

Schmerzmittel lindern das Leiden, können aber auch schnell abhängig machen. Besonders in den USA gibt es viele Süchtige. Darum tüfteln Forscher an einem neuen Stoff, der schon bald auf den Markt kommen könnte.
Publiziert: 18.03.2024 um 16:21 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2024 um 18:06 Uhr
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Bei Kopfschmerzen hilft oft ein Aspirin. Bei grösserem Leiden braucht es schon stärkere Schmerzmittel. (Symbolbild)
Foto: Shutterstock
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Johannes HilligRedaktor News

Sie betäuben den Körper und machen schnell süchtig: Schmerzmittel helfen nicht nur, sondern können auch schaden. In den USA und Europa schlagen die Behörden Alarm. Interpol warnte erst Anfang Februar vor einer Fentanyl-Krise in Europa. Die Zahl der Abhängigen steigt.

Fentanyl ist ein starkes Schmerzmittel, das unter anderem Krebspatienten erhalten, mit dem aber auch illegal gehandelt wird. Das synthetische Opioid wirkt 50-mal stärker als Heroin. Die Schmerzmittel Tilidin und Morphium haben ebenfalls eine starke Wirkung, bringen aber auch das Risiko mit, süchtig zu werden.

Stoff blockiert die sogenannten Porenproteine im Körper

Darum arbeiten Forscher weltweit daran, ein Schmerzmittel zu entwickeln, das zwar das Leiden lindert, aber nicht abhängig macht. Die Firma Vertex Pharmaceuticals in den USA steht mit dem Stoff VX-548 offenbar kurz vor dem Durchbruch, wie die «Welt» berichtet. Im Sommer will das Unternehmen die Zulassung beantragen.

Wie genau das Medikament aufgebaut ist, dazu hält sich Vertex Pharmaceuticals bedeckt. Klar ist nur: Der Stoff blockiert die sogenannten Porenproteine im Körper. Diese Proteine fehlen bei «Fakirmenschen», also Personen, die keinen Schmerz verspüren. Und das machen sich die Forscher weltweit zunutze, um ein neues Mittel zu entwickeln, das das Schmerzsignal unterbricht, aber für keine Abhängigkeit im Gehirn sorgt.

Besonders gut bei chronischen Nervenschmerzen

VX-548 wurde bereits in mehreren Studien getestet. Und die Ergebnisse klingen vielversprechend. Eine Gruppe von Patienten bekam zum Beispiel nach einer Operation VX-548, andere eine übliche Schmerzmittel-Mischung. Das Ergebnis: VX-548 wirkte bei einigen Patienten schneller. Die Wirkung blieb aber hinter den Erwartungen der Forscher. Sie war schwächer als die übliche Schmerzmittel-Mischung.

In weiteren Studien schnitt VX-548 besser ab, insbesondere bei Patienten mit chronischen Nervenschmerzen. Rund 200 Patienten bekamen den neuen Stoff verabreicht. Mit dem Ergebnis: gute Verträglichkeit und teilweise stärkere Wirkung als herkömmliche Medikamente. 

Swissmedic beobachtet die Situation und die bevorstehende Zulassung in den USA, wie das Schweizerische Heilmittelinstitut auf Anfrage von Blick mitteilt. Zum Medikament selber gibt die Behörde keine Einschätzung ab. Ob und wann das Mittel auch in der Schweiz zugelassen werden könnte, ist unklar. «Wir haben bisher keinen Zulassungsantrag erhalten», so Swissmedic. Jetzt gilt es für VX-548 ohnehin einmal die erste Hürde zu überwinden: die Zulassung in den USA.

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