Keine Lust mehr auf Sex?
Vorsicht, diese Medikamente können deine Libido senken

Bestimmte Medikamente können das Sexualleben beeinträchtigen. Welche das sind und warum man nicht auf Sex verzichten muss, erklärt ein Experte.
Publiziert: 26.02.2024 um 10:45 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2024 um 15:17 Uhr
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Bestimmte Medikamente können sich negativ auf das Sexualleben auswirken.
Foto: Shutterstock
Margaux Sitavanc

Kopfschmerzen, Schwindel oder Verdauungsstörungen: Die Beipackzettel von Medikamenten warnen vor unerwünschten Nebenwirkungen. Was viele nicht wissen: Bestimmte Wirkstoffe können auch das Sexualleben beeinträchtigen. 

Dies betrifft laut dem Experten für Sexualmedizin Lorenzo Soldati beide Geschlechter gleichermassen. «Man denkt öfter an Männer, aber zahlreiche Studien haben gezeigt, dass diese Auswirkungen auch Frauen betreffen.» Der Mediziner Lorenzi ist Leiter der Abteilung für Sexualmedizin und Sexologie am Universitätsspital Genf (HUG). Er erklärt, welche Medikamente das Sexualleben negativ beeinflussen können. 

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Medikamente für das Herz-Kreislauf-System

Blutdrucksenker wie Thiaziddiuretika (Esidrex, Atacand plus) können zu einem Rückgang des Verlangens oder einer Störung der erektilen Funktion führen. «Ein typischer Fall, bei dem lange argumentiert wurde, dass Männer aufgrund der sichtbareren Natur des Erektionsmechanismus vorrangig betroffen sind», sagt Soldati. Obwohl Frauen ebenfalls unerwünschte Nebenwirkungen haben können, etwa mit dem Vaginalsekret.

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Die Antibabypille

Manche Frauen vermuten, dass die hormonelle Verhütung einen negativen Einfluss auf ihre Libido hat. Laut Soldati gibt es jedoch keine signifikanten Daten zu diesem Thema: «Die wahrscheinlichste Hypothese ist, dass es Fälle gibt, bei denen die Pille eher zu solchen Effekten führt.» Oft kann der Wechsel der Pille das Problem lösen. 

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Psychotrope Medikamente

Die Nebenwirkungen von Psychopharmaka sind gut dokumentiert. Insbesondere Antidepressiva aus der Klasse der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Deroxat, Cipralex, Fluctin) können ein vermindertes Verlangen, Erektionsstörungen oder auch einen verzögerten oder verhinderten Orgasmus verursachen. Auch weniger häufig verschriebene Neuroleptika, Antipsychotika genannt (Risperdal, Haldol, Zyprexa), können sich auf das Sexualleben auswirken.

Soldati betont jedoch, dass es bei psychischen Störungen oft schwierig ist, zwischen den Symptomen und den Auswirkungen der Behandlung zu unterscheiden: «Bei einer Depression verliert man Freude und Interesse. Darum muss man unterscheiden, ob die Krankheit oder die Behandlung die sexuellen Funktionsstörungen verursacht hat», erklärt der Experte. Die Medikamente sollte man jedoch nicht ohne vorherige Rücksprache mit dem Arzt abbrechen: «Nach einigen Wochen können Antidepressiva die Lebensfreude zurückbringen, was eine Voraussetzung für eine erfüllte Libido ist.»

Was können Betroffene tun?

Bevor man ein Medikament absetzt oder ändert, ist laut Soldati eine ausführliche Untersuchung ratsam. Damit wird abgeklärt, ob es sich um Nebenwirkungen des Medikamentes, um Auswirkungen der Krankheit selbst oder psychologischen Auswirkungen der Krankheit handelt. Ohnehin ermutigt Soldati seine Patienten, zu einigen Tagen oder Wochen Geduld, da die Nebenwirkungen manchmal nur vorübergehender Natur sind.

Tritt keine Besserung ein, senkt Soldati zunächt die Dosis: «Sofern es mit der Therapie vereinbar ist, reicht dies oft aus, um die Nebenwirkungen zum Verschwinden zu bringen.» Eine weitere Möglichkeit ist, das Medikament zu ersetzen, sofern es eine Alternative gibt. Zudem kann der Arzt auch Mittel verschreiben, welche die Nebenwirkungen verringern oder die sexuelle Funktion verbessern. 

Verzicht auf Sex muss nicht sein

Oft ist eine psychologische Begleitung angezeigt, allenfalls gemeinsam mit ihrem Partner: «Niemand soll auf sein Sexualleben verzichten müssen. Es erfüllt unser Grundbedürfnis, zu lieben und geliebt zu werden. Und es kann für den Betroffenen wie auch für den Partner verletzend sein, wenn in dieser Hinsicht etwas nicht stimmt», sagt Soldati, der regelmässig Paare in seiner Beratungsstelle betreut. 

Ein begleitendes Gespräch führt zu einer besseren Akzeptanz der Situation und mehr Gelassenheit. Zudem kann es neue Möglichkeiten von Sexualpraktiken eröffnen, von Masturbation des Partners bis zur Verwendung von Sexspielzeug. 

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