Hier verbrennen Chinesen ihre Familienmitglieder
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Krematorien sind voll:Hier verbrennen Chinesen ihre Familienmitglieder

Spitäler sind überfordert, die Wirtschaft wankt
Jetzt müssen sogar Leichen auf der Strasse verbrannt werden

Nach den Lockerungen herrscht Ausnahmezustand in China. Die Spitäler und Krematorien sind überlastet. Zu viele Kranke, zu viele Tote. Trotzdem hält die Regierung an ihrem Kurs fest.
Publiziert: 04.01.2023 um 17:30 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2023 um 21:58 Uhr
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Ausnahmezustand in China: Familien müssen tote Angehörige auf den Strassen verbrennen. Die Krematorien kämpfen mit zu vielen Corona-Toten.
Foto: Twitter
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Es sind schreckliche Szenen, die sich aktuell in den chinesischen Städten abspielen. Familienangehörige müssen die Leichen ihrer Liebsten auf den Strassen verbrennen. Die Krematorien sind überlastet. Es gibt zu viele Corona-Tote.

Beinahe über Nacht wurde die «Zero Covid»-Politik der Regierung aufgehoben – und seither herrscht Chaos im Land. Die von Machthaber Xi Jinping (69) auferlegten Massnahmen haben viel Schaden angerichtet – gesellschaftlich wie wirtschaftlich. In manchen Branchen wie in der Gastronomie sind landesweit über eine Million Unternehmen in Konkurs gegangen. Unter jungen Menschen liegt die Arbeitslosigkeit bei beinahe 20 Prozent. Eine Folge der knallharten Corona-Politik – mit Ausgangssperren, Kontaktverboten und harten Quarantänemassnahmen für Besucher. Ganze Städte wurden abgeriegelt.

«Durch derartig tiefe Einschnitte in den geschäftlichen und persönlichen Alltag werden der Gesellschaft enorme Schäden zugefügt, unter der die Wirtschaft und die Bevölkerung noch lange Zeit leiden», sagt Yufan Jiang (66), China-Experte an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), zu Blick. Er vergleicht die Massnahmen und die plötzliche Lockerung mit einem hohen Damm, der zuerst mühsam aufgebaut wurde und dann plötzlich bricht.

Das ist ein Infektions-Tsunami

Allerdings blieb der Regierung nichts anderes übrig. «Die Öffnung war unumgänglich», erklärt der China-Experte weiter. Der Druck wurde zu gross, zu wütend waren die Chinesen. Es kam landesweit zu Protesten. Tausende gingen auf die Strasse. Eine Seltenheit in China. Zuerst versuchte Xi, gegen die Aufstände vorzugehen. Und schliesslich wurden Lockerungen zugestanden. Seitdem verbreitet sich Corona wie ein Lauffeuer.

Trotz der prekären Situation im eigenen Land. Präsident Xi selbst redet sich die Situation schön. Die Präventions- und Kontrollmassnahmen träten in eine «neue Phase», «jeder arbeitet entschlossen» bei der Bekämpfung des Virus, betonte er.

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Jiang bezeichnet die «neue Phase» als Dammbruch, die einen Infektions-Tsunami ausgelöst hat: In der massiven Infektionswelle haben sich nach internen Schätzungen in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. In der offiziellen Statistik ist für die gleiche Periode landesweit aber nur von 62'000 Infektionen die Rede. Anfang Januar hat das Land mit Zählen gar aufgehört.

«Die verlorene Zeit wieder zurückholen»

Die Anzahl Fachkräfte, die dadurch auf der Arbeit fehlen, ist ähnlich hoch wie während der Zwangsisolation der letzten drei Jahre. «Sicherlich belasten die covidbedingten Ausfälle die Wirtschaft sehr, vor allem Produktionen oder Dienstleistungen, wo Präsenz unbedingt verlangt wird.»

Für Yufan Jiang ist klar: Eine nachhaltige Lösung muss her – nicht nur Schadensbegrenzung.

Für die chinesischen Unternehmer jedoch gilt es jetzt, «die verlorene Zeit wieder zurückzuholen». Kaum wurden die Corona-Massnahmen gelockert, wurden schon Handelsdelegationen von den Küstenprovinzen nach Europa und Japan gesandt, in der Hoffnung, «noch Aufträge für inzwischen hungernde Betriebe nach Hause zu bringen».

Kein Wunder, denn hilfreich waren die Massnahmen für die wirtschaftliche Zielsetzung Chinas nicht, die nach dem Motto «Aufstieg im Osten und Niedergang im Westen» ins Auge gefasst wurde – eine These, die sich am Lauf der Sonne orientiert und im übertragenen Sinn auf den Aufstieg Chinas hinweist. Der FHNW-Dozent zu Blick: «Dieses Ziel ist in weite Ferne gerückt.»

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