Nachverfolgung «unmöglich»
China hat Corona-Überblick verloren

China ist überfordert mit der aktuellen Corona-Welle. Seit den Lockerungen der Null-Covid-Politik spitzt sich die Lage zu. Nun hat man den Überblick über die Infektionen verloren.
Publiziert: 14.12.2022 um 06:40 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2022 um 08:11 Uhr
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China am Limit: Wie die Behörden mitteilen, sei es inzwischen unmöglich geworden, die Infektionen nachzuverfolgen.
Foto: AFP

Eine Woche nach der Lockerung der strikten Corona-Politik in China schaffen es die Behörden des Landes nicht mehr, die Ausbreitung des Virus genau zu verfolgen. Die wahre Zahl an Infektionen könne nicht mehr angegeben werden, erklärte am Mittwoch die nationale Gesundheitsbehörde. «Viele asymptomatische Menschen machen keine PCR-Tests mehr, deshalb ist es unmöglich, die aktuelle Zahl von asymptomatisch Infizierten akkurat zu benennen.»

Vize-Regierungschefin Sun Chunlan (72) gab laut Medienberichten an, dass die Zahl der Infektionen in der Hauptstadt Peking «rasant steigt». Angesichts dieser Entwicklung bevorraten sich viele Menschen mit Medikamenten, in Online-Netzwerken wird über ausverkaufte Arzneimittel und lange Schlangen vor Apotheken in der Hauptstadt berichtet.

Regierung verspricht bessere Hilfe

Derweil verspricht die Regierung bessere medizinische Behandlung und Versorgung mit Medikamenten. Sun Chunlan rief dazu auf, einen «reibungslosen Übergang» von der bisherigen Vorbeugung gegen das Virus zur jetzt nötigen medizinischen Behandlung der Infizierten zu gewährleisten.

Spitäler müssen einen Ansturm von Covid-Patienten bewältigen, während sich auch das Gesundheitspersonal reihenweise ansteckt. Die Behörden riefen die Bevölkerung dazu auf, die Krankheit möglichst zu Hause auszukurieren und nicht in die Kliniken zu strömen.

Die Vize-Regierungschefin unterstrich auch die Notwendigkeit, die Reaktion auf das Virus «wirksam» mit der wirtschaftlichen Entwicklung zu koordinieren – was als Hinweis auf einen der Beweggründe hinter der Null-Covid-Wende gewertet wurde. So hatten die vielen Lockdowns, Bewegungsbeschränkungen und anderen Zwangsmassnahmen das Wachstum der zweitgrössten Volkswirtschaft stark beeinträchtigt.

Nicht nur die Spitäler sind überlastet, viele Apotheken haben auch keine Medikamente gegen Erkältungen und Fieber mehr. Sun Chunlan betonte deshalb, es brauche zusätzliche Fieberkliniken und mehr Personal. Vor allem Ältere, Kinder, Patienten mit Vorerkrankungen, Schwangere und andere besonders gefährdete Gruppen müssten besser geschützt werden, sagte die Politikerin bei ihrem Besuch in Gesundheitseinrichtungen am Dienstag.

Corona wirft China aus der Bahn

Nach landesweiten Protesten sowie einem Einbruch des Aussenhandels im November hatte die Volksrepublik vor einer Woche mit einer Abkehr von ihrer strikten Null-Covid-Politik begonnen. Landesweit wurden zunächst Quarantäneregeln und Testpflichten gelockert oder sogar abgeschafft, und die Massenabriegelungen beendet. Am Montag kündigten die Behörden zudem das Ende der staatlichen Corona-App an, die zweieinhalb Jahre lang die Bewegungsfreiheit der Menschen stark einschränkte.

Die abrupte Kehrtwende der chinesischen Führung bedeutet, dass das Land nun mit einer Welle von Corona-Fällen konfrontiert sein wird, auf die es schlecht vorbereitet ist: Millionen ältere Menschen sind noch immer nicht vollständig geimpft, und den unterfinanzierten Spitälern fehlen die Kapazitäten, um eine grosse Zahl von Patienten aufzunehmen. (AFP/SDA)

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