Trotz explodierender Zahlen
China hat plötzlich keine Corona-Toten mehr – das steckt dahinter

Auf einmal gibt es in China keine Corona-Toten mehr. Das sagen zumindest die offiziellen Zahlen der chinesischen Behörden. Der Grund dafür: Diese haben angesichts explodierender Fallzahlen die Berechnungsmethode geändert.
Publiziert: 21.12.2022 um 16:54 Uhr
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Diese Bilder zeigen Gänge voller Leichen in einem Spital in Nordostchina. Dicht an dicht liegen Corona-Patienten in einem Zimmer, manche gar auf dem Boden. Alle sind an Beatmungsgeräte angeschlossen.

Von Null-Covid zu planloser Lockerung: Seit der Explosion der Corona-Fälle und dem abrupten Ende der rigorosen Null-Toleranz-Strategie in China vor zwei Wochen verbreitet sich das Virus mit hoher Geschwindigkeit im Milliardenvolk.

Vielerorts sind die Krankenhäuser voll. In Peking kommen die Krematorien mit der Einäscherung der Toten nicht mehr nach. Nach Schätzungen muss mit Hunderttausenden Toten gerechnet werden. Doch die Regierung möchte am liebsten nur noch von einer harmlosen «Corona-Erkältung» sprechen.

Offiziell gibt es keine neuen Corona-Toten. Aber wie kann das ein? Die Regierung hat die Kriterien geändert. Am Vortag hatten die Behörden erklärt, künftig werde nur noch als Corona-Toter gezählt, wer direkt an durch das Virus verursachtem Atemversagen gestorben sei.

Zuvor waren wie in anderen Ländern rund um die Welt alle Menschen als Corona-Tote gezählt worden, die während einer Infektion mit dem Corona-Virus an einer Erkrankung starben.

In China grassiert gerade die Omikron-Variante

«Die Haupttodesursache nach einer Infektion mit der Omikron-Variante sind nach wie vor Grunderkrankungen», hatte der Gesundheitsbeamte Wang Guiqiang am Dienstag bei einer Pressekonferenz der nationalen Gesundheitskommission erläutert. «Alte Menschen haben andere Grunderkrankungen, nur sehr wenige sterben direkt an einem durch Corona verursachten Atemversagen.»

Die neue Zählmethode führe dazu, dass in China künftig eine Vielzahl der Corona-Toten nicht mehr gezählt würden, sagte der Gesundheitsexperte Yanzhong Huang vom US-Council on Foreign Relations der Nachrichtenagentur AFP. Grund sei, dass die derzeit herrschende Omikron-Virusvariante die Lunge weniger stark belaste und also weniger häufig zu Atemversagen führe.

Gemäss «internationaler Norm» würden dagegen weiterhin alle Menschen als Corona-Tote gezählt, die während einer Covid-19-Erkrankung sterben, sagte der Experte. Es sei schwer vorstellbar, dass Chinas Abweichen von dieser Norm «nicht politisch motiviert ist».

Die Volksrepublik hatte in diesem Monat nach landesweiten Protesten überraschend das Ende der umstrittenen Null-Covid-Politik eingeläutet. Seither schnellen die Infektionszahlen in die Höhe. Wegen des Endes der Testpflicht ist es nach Behördenangaben inzwischen unmöglich, die Zahl der Corona-Fälle abzuschätzen.

Zuletzt hatten die Krematorien des Landes einen starken Anstieg der Sterbezahlen gemeldet – ohne dass ein offizieller Zusammenhang mit dem Coronavirus gemacht wurde. (SDA)

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