Auf einen Blick
- Sympathie für Rechtspopulisten in China steigt
- Chinesische Bürger loben Trumps Politik und kritisieren Bidens Einwanderungsgesetze
- Alice Weidel wird in China als «Iron Lady» bezeichnet, studierte 6 Jahre dort
Seit Donald Trumps (78) Amtsantritt weht ein eisiger Wind durch die Weltwirtschaft. Insbesondere mit China droht der Handelsstreit angesichts der verhängten Strafzölle zu eskalieren. Wie jedoch jüngst bekannt wurde, will der Republikaner die Eskalation nun stoppen und arbeitet an einem umfassenden Deal mit Peking. Offenbar versucht Trump, sich seinem wirtschaftlichen Hauptgegner anzunähern.
Doch auch umgekehrt scheint die Sympathie füreinander zu steigen. Zumindest, wenn es um die chinesischen Bürger geht. Wie die «Zeit» bereits kurz nach der gewonnenen Wahl zum Präsidenten der USA berichtete, war die Zustimmung für den Republikaner im Gegensatz zu seiner demokratischen Herausforderin Kamala Harris (60) gross. Speziell in den sozialen Medien. Und das, obwohl Trump in seinem Wahlkampf einen strikten Anti-China-Kurs fuhr.
Besonders die grosszügigen Einwanderungsgesetze, die LGBTQ-freundliche Politik und die Inflation, wurden in den chinesischen Communitys beklagt und der demokratischen Politik Joe Bidens (82) angelastet. Trump hingegen wurde als der «nächste grosse Führer» gepriesen.
Viel Lob auch für die «Iron Lady»
Doch Trump ist nicht der einzige westliche Politiker, der mit eiserner Hand mit den Demokratien des Westens abrechnet und dafür in China Zuspruch erhält. Auch der deutschen AfD-Chefin Alice Weidel (46) weht gerade ein Wind der Sympathie aus Fernost entgegen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Angelehnt an Margaret Thatcher wird sie von Chinesen «Iron Lady» genannt, ihre strenge Politik gelobt und als ideale Handelspartnerin mit China gesehen. Grund dafür mag auch sein, dass die rechte Politikerin für sechs Jahre in China studiert und gearbeitet hat.
Doch woher kommt das Faible für westliche Rechtspopulisten in China? Ralph Weber von der Universität Basel erklärt sich das Phänomen so: «Ganz unabhängig davon, inwieweit in den politischen Agenden zwischen Rechtspopulisten und dem Regime in Peking eine inhaltliche Überlappung festzustellen ist, geht es für den chinesischen Parteistaat vor allem auch darum, dass diese politischen Kräfte in Europa für Zwist sorgen und das Vertrauen in die Demokratie schwächen», so der China-Experte zu Blick.
Zudem behaupte die Volksrepublik China ja propagandistisch von sich selbst, dass sie eine wahre Demokratie sei, führt Weber weiter aus. Jedoch: «Eine, die wirklich funktioniere, die – kurz gesagt – ‹liefert›. Die Demokratie in Europa wird als unzeitgemäss, chaotisch und fehlgeleitet dargestellt.»
«Verehrung für starke Männer»
Wie die chinesische Journalistin und Unternehmerin Franka Lu in der «Zeit» ausführte, spielt auch eine gewisse «Verehrung für starke Männer» eine Rolle, wie sie selbst schreibt. Die einen in China glauben an den Geschäftsmann in Trump, der besser als andere, Geschäfte mit Peking machen kann. Regierungskritiker hingegen hoffen, dass Trump der Einzige ist, der sich im Wettkampf gegen China behaupten kann.
Die Gründe für den Zuspruch sind demnach unterschiedlich. Auch Weber warnt davor, die Sympathie für den Westen zu einfach zu deuten. Auf die Frage, ob sich China generell nach starken und autoritären Politikern sehnt, antwortet er: «Man darf nicht vergessen, dass es in China jenseits des autoritären Einparteienstaats verschiedenste Ansichten und Wertvorstellungen gibt. Ich würde davor warnen, den Menschen in China eine uniforme und womöglich kulturalistisch verkürzte Sehnsucht zu unterstellen.»
Ein Ende von Trumps Kuschelkurs mit China und auch mit Russland ist aktuell nicht absehbar. Dennoch steht für Weber fest: «Trump ist letztlich Opportunist. Er verfolgt eine Anti-China-Politik nur, solange und insoweit sie ihm und seinen eigenen politischen Zielen nützt. Derzeit besteht eine höchst unübersichtliche Situation. Es ist unklar, wer hier wen zu spielen versucht und wem das Ganze nützen und wem schaden wird.»