Sorge um atomare Bedrohung
Iran fährt Uran-Anreicherung hoch

Wegen der angespannten Lage zum Westen rücken der Iran und Russland näher zusammen. Jetzt lassen die Mullahs noch mehr Uran anreichern – ganz zum Missfallen der USA. Das Weisse Haus reagiert mit Sanktionen.
Publiziert: 25.11.2022 um 20:59 Uhr
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US-Präsident Joe Biden hat Grund zur Sorge. Denn es kommt nicht wie beabsichtigt zum Atomabkommen mit dem Iran.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
Tanja von Arx

Die Lage spitzt sich zu. Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und die USA blicken mit grosser Sorge in den Iran. Dort wurde angekündigt, dass das Land noch mehr potenziell waffenfähige nukleare Stoffe herstellen wolle.

Am Dienstag sagte Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die Verantwortlichen hätten begonnen, an einem zweiten Standort Uran signifikant anzureichern – namentlich in Fordo südlich der Hauptstadt Teheran. Gerade dort habe man mit der Produktion von auf 60 Prozent angereichertem Uran begonnen. Zum Bau von Atombomben ist auf rund 90 Prozent angereichertes Uran notwendig. Der Iran beharrt darauf, dass sein Atomprogramm rein zivilen Zwecken diene.

Ein Affront gegenüber den USA. Denn US-Präsident Joe Bidens (80) Pläne, mit dem Iran ein neues Atomabkommen zu schliessen, sind dadurch hinfällig. Ein solches wurde noch bis im September verhandelt. Bereits ab 2015 gab es eine entsprechende Vereinbarung: Sie verpflichtete den Iran, das Nuklearprogramm zu beschränken und keine Atomwaffen zu bauen. Allerdings stieg die US-Regierung unter Präsident Donald Trump (76) vor vier Jahren aus. Die «New York Times» nennt diese Situation jetzt eine «neue Ära der direkten Konfrontation».

Sanktionen gegen den Iran verhängt

Auch Berlin, London und Paris verurteilten die Ausweitung des iranischen Atomprogramms in einer gemeinsamen Erklärung am Dienstag. Man würde nun darüber beraten, wie man darauf reagieren werde. Die USA haben bereits reagiert und Sanktionen gegen den Iran verhängt. Nicht nur angesichts der Uran-Produktion, sondern auch, weil das iranische Regime Russland im Ukraine-Krieg unterstützt. Die russische Regierung bekam Kamikaze-Drohnen geliefert, um die ukrainische Infrastruktur zu zerstören. Sehr zum Ärger der USA, die die stark westlich geprägte Ukraine passiv unterstützen, indem sie Waffen liefern und Hilfsgüter zur Verfügung stellen.

Der Iran sagte zwar, man habe die Drohnen vor der russischen Invasion gesandt. Allerdings sind auf der Krim iranische Militärberater getötet worden, wie kürzlich bekannt wurde. Laut dem «Guardian» haben sie die Russen bei der Bedienung der Drohnen unterstützt.

Den Iran und Russland eint der gemeinsame Hass gegen den Westen. Die vormals distanzierten Staaten spannen immer mehr zusammen, um insbesondere ihre diktatorischen Interessen zu verfolgen. Westliche Geheimdienste vermuten, dass der Iran für Russland auch Raketen produziert. Beweise gibt es allerdings nicht.

Der oberste Führer des Iran sieht eine Verschwörung

Ein gewichtiger Grund dürfte sein, dass das iranische Regime innenpolitisch unter Druck steht. Seit dem Tod von Mahsa Amini (†22) durch die Sittenpolizei durchziehen Proteste das Land, bei denen das Volk den Sturz der Regierung fordert – und diese lassen nicht nach. Der oberste Führer des Iran, Ali Chamenei (83), sieht in den Demonstrationen eine Verschwörung, für die vorderhand die USA verantwortlich zeichnen.

Vor diesem Hintergrund ist klar: Falls der Iran den Russen auch Raketen liefert, werden die USA nach Wegen suchen, um dies zu unterbinden. Das wiederum birgt allerdings das Risiko einer Eskalation des Ukraine-Kriegs. Denn Russland hat bisher gezögert, die westlichen Waffenlieferungen zu stoppen.

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