Am 26. Februar klingeln Beamte des Landeskriminalamts an der Türe von «Claudia Ivone» – in Wahrheit die seit 30 Jahren gesuchte Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette (65). Diese wehrt sich nicht gegen die Festnahme, aber fragt offenbar die Polizisten, ob sie nochmal aufs WC gehen könnte.
Sie durfte – und erhielt so die Gelegenheit, Burkhard Garweg (55) zu warnen, einen weiteren gesuchten Ex-RAF-Mann. Gemäss «Spiegel» soll sie sinngemäss geschrieben haben: «Sie haben mich.» Danach spülte sie die SIM-Karte die Toilette runter.
Garweg konnte untertauchen
Wenig später stürmte die Polizei einen Bauwagenplatz, der von Mitgliedern der alternativen Szene genutzt wird. Garweg aber, der sich dort als «Martin» ausgegeben hatte, war da schon über alle Berge. Seit der Warnung von Klette hat er sein Handy nicht mehr benutzt.
Zum «Spiegel» sagt der Chef des niedersächsischen Landeskriminalamts, Friedo de Vries, dass die drei untergetauchten RAF-Terroristen Klette, Garweg und Ernst-Volker Staub sich über 30 Jahre mit ihren jeweiligen Legenden befasst haben. «Garweg wird sich sehr genau mit der Frage beschäftigt haben, wie er im Falle einer Festnahme wie der Klettes reagiert. Er wird einen Plan für diesen Fall im Kopf gehabt haben.»
Der LKA-Chef vermutet, dass Garweg bereits eine neue Legende geschaffen hat, mit falschen Namen, konstruierten Lebenslauf und Kontaktpersonen, die diese Angaben bestätigen.
Raubüberfälle und Sprengstoffanschläge
Burkhard Garweg wird vorgeworfen, mit Klette und Staub bewaffnete Raubüberfälle verübt zu haben. Klette werden zudem versuchter Mord und Sprengstoffanschläge zur Last gelegt. Das RAF-Kommando «Katharina Hammerschmidt» führte am 27. März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die neu gebaute, aber noch nicht mit Gefangenen belegte Justizvollzugsanstalt Weiterstadt bei Darmstadt aus.
Zu dem Kommando zählten neben Klette unter anderem die gesuchten ehemaligen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Die Explosion mehrerer Sprengsätze im Gefängnis verursachte einen Schaden von 123 Millionen D-Mark. (neo)