Über 30 Jahre lebte die RAF-Terroristin Daniela Klette (65) versteckt in Berlin, bis Ermittler am Montagabend ihre Wohnung im fünften Stock eines Hauses in Kreuzberg stürmten und sie festnahmen. Anschliessend wurde das Versteck durchsucht. Bis zu 25 Beamte durchkämmten die Wohnung, wie der «Tagesspiegel» berichtet. Und doch dauerte es 40 Stunden, bis das Waffenarsenal von Klette gefunden wurde. In einem unverschlossenen Schrank wurden unter anderem eine Pistole, eine Kalaschnikow und sogar eine Panzerfaust entdeckt.
Eine anonyme Quelle berichtet der Zeitung, dass einiges nach der Festnahme von Klette «holprig» gelaufen sei. Details sind nicht bekannt. Klar ist nur: Kurz nach der Verhaftung hatten die Ermittler schon eine Pistole und Munition in der Wohnung gefunden. Warum der unverschlossene Schrank, in dem sich noch weitere Waffen befanden, nicht geöffnet wurde, ist ebenfalls unklar.
Komplizen sollen ebenfalls in Berlin sein
Wegen der Funde war das Wohnhaus von Klette evakuiert worden. Zeitweise wurden auch Menschen in einem gegenüberliegenden Gebäude in Sicherheit gebracht, die Strasse wurde teilweise gesperrt. Inzwischen konnten alle Anwohner in ihre Wohnungen zurückkehren.
Das LKA intensivierte unterdessen in und um Berlin die Fahndungsmassnahmen nach den beiden weiterhin gesuchten früheren RAF-Mitgliedern Burkhard Garweg (55) und Ernst-Volker Staub (70), mit denen Klette die Überfälle verübt haben soll. Die Ermittler vermuten demnach, dass sich die beiden Gesuchten in Berlin aufhalten könnten.
Terroristen werden unterstützt
Aufgrund der Waffen- und Sprengmittelfunde werde davon ausgegangen, dass auch von den zwei noch unbekannten Wohnungen der flüchtige Staub und Garweg eine Gefahr für die Bevölkerung ausgehen könnte. Die Staatsanwaltschaft Verden und das LKA Niedersachsen baten die Bevölkerung weiterhin um Mithilfe bei der Suche nach den flüchtigen Tatverdächtigen, riefen aber zugleich zur Wachsamkeit und Vorsicht auf.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) geht nach der Festnahme Klettes von Unterstützung für die 65-Jährige durch Linksextreme aus. Er halte es für «sehr wahrscheinlich», dass Klette während ihrer mehr als 30 Jahre währenden Flucht «Unterstützung aus dem linksextremistischen Spektrum bekommen» habe, sagte der BDK-Vorsitzende Dirk Peglow dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Ohne Unterstützung wäre Klette «vermutlich eher festgenommen worden». Dies gelte auch für Garweg und Staub.
Aus Sicht des BDK-Chefs ist eine logistische Unterstützung der drei ehemaligen RAF-Mitglieder wahrscheinlich. Diese könne in Form von Fahrzeugen, Waffen, Wohnungen und auch Geld geleistet worden sein, erklärte Peglow. «Das gilt es zu klären.» Dass die Strafverfolgungsbehörden «nicht locker» gelassen hätten, wertete der BDK-Chef als «Erfolg» und «gutes Zeichen». (jmh/AFP)