«Es hiess nur, sie würden eine Routinekontrolle in dem Haus durchführen», berichtet die Nachbarin Neriman I.* (51), die im selben Haus wohnt wie die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette (65). Das Mehrfamilienhaus in Berlin-Kreuzberg ragt unscheinbar in den Himmel auf – niemand hatte geahnt, dass eine der meistgesuchten Personen Deutschlands dort hauste. Denn nicht nur das Gebäude ist unauffällig, auch Klette führte ein ganz einfaches Untergrundleben, wie nun mehrere Nachbarn «Bild» erzählen.
Am Montagabend war Daniela Klette in ihrer Wohnung festgenommen worden. Die vermeintlich liebe Nachbarin – eine Terroristin. Von der Festnahme hatten die Nachbarn aber zuerst gar nichts mitbekommen. «Wir haben das dann erst durch die Presse vor Ort erfahren», so Neriman I. Sie kennt Klette nicht gut. «Wir haben uns ab und zu im Hausflur gesehen und gegrüsst, aber mehr Kontakt hatten wir nicht.»
Ehrenamtlich die Strasse geputzt
Auch weitere Hausbewohner beschrieben Klette als unauffällig und freundlich. Bei einer anderen Frau war sie hingegen öfters zum Kaffeetrinken vorbeigekommen. «Wir haben gemeinsam ehrenamtlich die Strasse gesäubert. Sie war meine Freundin. Sie ist keine Terroristin. Daran glaube ich nicht», sagte sie zu «Bild».
Klette nannte sich Claudia und war Nachhilfelehrerin. Dem Sohn der Kaffee-Nachbarin hatte sie angeblich schon beim Deutschlernen geholfen und auch einen Brief für die Familie verfasst.
Allein sei Klette ebenfalls nicht gewesen sein. «Sie hatte keine Kinder. Ihr Freund war hin und wieder da.» Neriman I. beschreibt den Lebensgefährten von Klette als einen ungefähr gleichaltrigen Mann mit langen Haaren, die er stets zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Auch soll Klette kein Auto gehabt haben, sondern stets mit dem Velo unterwegs gewesen sein.
Mehr als zwei Millionen Euro erbeutet
Daniela Klette soll Sprengstoffanschläge und Überfälle auf Geldtransporter verübt haben. Zusammen mit Burkhard Garweg (55) und Ernst-Volker Staub (69) soll sie dabei mehr als zwei Millionen Euro erbeutet haben. Dass die ehemalige RAF-Terroristin nicht ganz so harmlos war, wie von ihren Nachbarn angenommen, zeigte sich auch bei der Hausdurchsuchung am Donnerstag. Die Ermittler sollen mehrere gefährliche Gegenstände, darunter auch eine Granate gefunden haben, wie die «Zeit» berichtet.
30 Jahre lang hatten die Behörden nach dem RAF-Trio gesucht. Klettes Komplizen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Verden immer noch nicht gefunden worden.
* Namen bekannt