Hannie R.* beschreibt ihre Tochter Oriya (†26) mit einem traurigen Lächeln. Es sei ziemlich schwer, in der Vergangenheitsform über sie zu sprechen. «Sie brachte Licht, wohin sie auch kam. Eine sehr glückliche junge Frau, die gerne feierte. Sie war die Kraft meines Lebens.» Oriya R. gehört zu den 260 Menschen, die beim Musikfestival-Massaker in Israel von Hamas-Terroristen getötet wurden.
Am Montag ist Hannie R. in Tel Aviv angekommen. Die ganze Zeit habe sie gehofft, Oriyas Namen auf der Vermisstenliste zu finden, sagt die Mutter dem US-Sender MSNBC. Ihre Hoffnung wurde enttäuscht. «Sie schrieb mir: ‹Mama, ich liebe dich!› Heute weiss ich: Das war ihr Abschieds-SMS. Sie wusste wohl, dass sie in Lebensgefahr ist», bemerkt Hanni gegenüber «Bild».
Trauer und Wut
Auch Oriyas ältere Schwester Yahali bekam am frühen Samstagmorgen eine Nachricht von Oriya. «Sie schiessen auf uns. Meine Freundin ist in meinen Armen gestorben.» In Tel Aviv heulten zeitgleich die ersten Sirenen.
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Wenig später sandte Oriya ein Bild von ihrer blutüberströmten Freundin, schrieb ihrer Schwester: «Ich liebe dich.» In die Trauer über den Verlust mischt sich inzwischen auch Wut. «Sie haben kein bisschen Menschlichkeit in sich», sagt Oriyas Mutter über die Hamaskämpfer. «Diese jungen Menschen gingen tanzen – und jetzt sind sie weg.»
Hannie R. kann nicht verstehen, warum noch immer Gelder der Vereinten Nationen nach Gaza fliessen. «Ich möchte, dass die Welt erfährt, dass jeder Dollar, den sie der Hamas geben, für den Terror verwendet wird – er geht nicht an die armen Menschen», so Oriyas Mutter. Sie hat Mitleid mit den Menschen im Gazastreifen. «Ich glaube, dass sie auch Geiseln der Hamas und des Irans sind.» Die Terroristen würden sie als menschliche Schutzschilde benutzen.
Hamas-Milizen stürmen Festivalgelände
Hannie R. will es sich jetzt zur Aufgabe machen, «überall hinzugehen, um über den Terrorismus im Gazastreifen zu sprechen». Zunächst muss sie aber ihre Tochter zu Grabe tragen. «Diese wunderbare, diese schöne, fröhliche, erstaunliche junge Frau ist jetzt tot und ich werde sie übermorgen begraben – mein Herz ist in Stücke gebrochen.»
Zahlreiche Musikbegeisterte waren am Samstag im Süden Israels, um gemeinsam am Festival nahe des Kibbuz Re'im zu feiern. Das eigentliche Friedensfestival endete in einem Massaker. Hamas-Milizen stürmten das Festivalgelände, töteten scheinbar wahllos unzählige Raver und verschleppten Dutzende weitere. (nad)
* Name bekannt