Der Konflikt im Nahen Osten spitzt sich zu. Der Westen unterstützt Israel im Kampf gegen Terrorismus, Nachbarländer wie Libanon, Syrien und der Iran verurteilen Israels Beschuss des Gazastreifens. Auch in deutschen Schulen sorgt die Situation für Emotionen. Vermittlungsstellen werden von E-Mails und besorgten Anrufen überflutet. Der Grund: Viele Schüler bejubeln die Hamas und äussern sich antisemitisch.
In einem Gymnasium im Berliner Stadtteil Neukölln kam es bereits z einer tätlichen Auseinandersetzung. Ein Schüler war mit einer Palästina-Flagge in den Unterricht gekommen. Nachdem ein Lehrer ihn aufgefordert hatte, die Flagge wegzulegen, mischte sich sein Kollege (15) ein und verpasste dem Pädagogen eine Kopfnuss. Daraufhin gab der Lehrer dem Schüler eine Ohrfeige – die Polizei musste schlichten. Der Vorfall werde aufgearbeitet, die Schule in Neukölln von Sicherheitsmitarbeitern bewacht, schreibt «Focus».
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Doch die Konflikte häufen sich auch an anderen Schulen in Berlin. «Die Telefone klingeln heiss, wir bekommen von allen Seiten E-Mails, Bitten um persönliche Gespräche», sagt Desirée Galert, Projektleiterin bei der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) zu «rbb». Seit Samstag haben sich die Beschwerden und Anfragen vervielfacht. «Ich bin eigentlich gerade ununterbrochen dabei, die zu beantworten, zu beruhigen. Da sind viele Emotionen und Chaos teilweise dabei», so Galert.
Lehrpersonal überfordert
Dass viele Schüler sich auf die Seite der Terroristen stellen, bringt Lehrpersonal zum Verzweifeln. «Wir müssen schauen: Wo sind die Emotionen gerade und wie bekommen wir die Situation in den Griff? Hilft da wirklich ein Tadel in dem Moment oder eher, Luft herauszunehmen, Gesprächsangebote für die Schüler zu schaffen», rät die Projektleiterin. Schliesslich handle es sich bei den Schülern um Kinder, die womöglich gar nicht genau wissen, wer die Hamas ist und was Terror bedeutet.
Die Situation im Nahen Osten beschäftigt Kinder in deutschen Schulen bereits seit längerem, weiss Neuköllner Bezirksbürgermeisters Martin Hikel. Vor allem Schüler aus Familien, in denen viel arabisches Fernsehen und Internetkanäle verfolgt werden, bewegt die Situation in Israel. Doch antisemitische Haltungen bedrohen Kinder aus jüdischen Familien.
Jüdische Kinder verlassen staatliche Schulen
«Wir hören immer wieder, dass Eltern jüdischer Kinder diese von staatlichen Schulen abmelden und sie in jüdischen Schulen anmelden», sagt Berlins Antisemitismus-Beauftragter Samuel Salzborn. Judenfeindlichkeit ist im Klassenzimmer schon vor den Angriffen am Samstag Thema gewesen.
Klar ist: Das Konfliktpotenzial wird sich in den kommenden Tagen und Wochen nicht legen, sondern eher steigern. «Sobald Israel die Offensive startet, werden wir sehen, dass noch mal eine neue Emotionswelle auf uns zukommen wird», warnt Dervis Hizarci, Vorstandsvorsitzender der KIgA. Salzborn fordert deshalb mehr Aufklärung über Antisemitismus im Stundenplan: «Es muss gelten: keine Toleranz den Intoleranten.» (jwg)