Not macht erfinderisch: Die Redewendung hat wohl noch selten so gut gepasst, wie in diesem Fall. Da an der Front Munition ein knappes Gut ist, mussten sich die Ukrainer andere Methoden einfallen lassen, um den Gegner zu treffen und die Heimat zu verteidigen.
So greift die ukrainische Armee russische Stellungen jetzt mit speziellen Ballons an. Diese sind mit handelsüblicher Elektronik ausgestattet und werden über Satellitenkommunikation gesteuert, wie «Forbes» berichtet. Jüngste Fortschritte bei der Software und ein besseres Verständnis der Windverhältnisse würden zudem bedeuten, dass solche Ballons mit beträchtlicher Genauigkeit über grosse Entfernungen gesteuert werden können, um ihre tödliche Fracht abzuwerfen.
Unbekanntes Material
Hinzu kommt, dass die schwarzen, unbemannten Flugkörper nicht zu hören sind und nur geringe Kosten verursachen. Nach Angaben der russischen Nachrichtenseite Mash sind zwei solche mit Sprengstoff beladene Ballons auf halbem Weg zwischen der ukrainischen Grenze und Moskau abgeschossen worden. Dazu wurden unter anderem auch in den sozialen Medien Bilder von den Drohnen veröffentlicht. Auf diesen ist eine Aufhängevorrichtung zu sehen, an der eine Flasche, Sprengstoff und Elektronik montiert ist.
Aus was das Flugobjekt genau gefertigt ist, ist nicht ganz klar. Ballon-Experte Chris Hillcox sagt gegenüber «Forbes»: «Das schwarze Material ist kein Ballon, es sieht eher aus wie ein überdimensionaler Fallschirm.» Für Hillcox ähnelt das Material keinem bekannten, herkömmlichen Ballontypen.
Experte hat Zweifel am «Schildkrötenpanzer»
Dass der Erfindergeist auch auf der russischen Seite gross ist, zeigen Aufnahmen von Anfang April eines Angriffs auf die Stadt Krasnohoriwka im Donbass. Auf diesen war ein zusätzlich mit Platten an den Seiten und oben ausgestatteter Panzer zu sehen. Mit der Konstruktion Marke Eigenbau und Spitzname «Schildkrötenpanzer» versuchen die Russen sich vor Drohnenangriffen zu schützen.
Der amerikanische Journalist David Axe (46), der sich auf Militärthemen spezialisiert hat, bezweifelt jedoch die Wirksamkeit der zusätzlichen Panzerung. So seien die Drohnenpiloten mit grosser Wahrscheinlichkeit in der Lage, ihre unbemannten Flugobjekte unter die Platten zu manövrieren. (dmo)