Ende 2022 war für die Ukraine noch klar: Um die russischen Linien durchbrechen zu können, brauchen sie die Abrams-Panzer der USA. Nach langen Diskussionen mit Washington konnten die Ukrainer die USA im Januar 2023 überzeugen: Im September desselben Jahres kamen daraufhin 31 der Panzer in der Ukraine an. Ein Abrams-Modell kostet etwa 10 Millionen Dollar (gut 9 Millionen Franken).
Weil Russland nun aber vermehrt Überwachungs- und Kampfdrohnen einsetzt, ist es für die Ukraine schwieriger geworden, die Panzer zu schützen. Im Gelände sind diese nämlich gut zu erkennen – und daher auch leichte Beute für mögliche russische Drohnenangriffe. Bereits fünf der 31 Panzer sind russischen Angriffen zum Opfer gefallen, wie Associated Press berichtete.
Neue Taktiken müssen her
Ein anonymer US-Verteidigungsbeamter äusserte sich zu der Problematik: Die Ukraine habe kaum «offenes Gelände, über das man einfach so fahren kann, ohne Angst haben zu müssen, entdeckt zu werden». Auch Christopher Grady, stellvertretender Vorsitzender der Generalstabschefs der US-Armee, äusserte sich zu den Entwicklungen an der Front. «Wenn man bedenkt, wie sich der Kampf entwickelt hat, können massive Panzer in einem Umfeld, in dem Drohnen allgegenwärtig sind, ein Risiko darstellen.» Längst ist der russische Einmarsch auch zu einem Kampf der Drohnen geworden.
Nichtsdestotrotz bleiben die Panzer wichtig. «Wir werden mit unseren ukrainischen und anderen Partnern vor Ort zusammenarbeiten, um ihnen dabei zu helfen, wie sie sie in diesem veränderten Umfeld, in dem alles sofort zu sehen ist, einsetzen können», ergänzt Grady.
Auch Russland verzichtet auf eine gefährliche Waffe
Aufgrund der überraschend starken Luftabwehr – so berichten verschiedene Medien immer wieder über erfolgreich abgewehrte Drohnenangriffe – verzichtet Russland bisher auch auf einen Einsatz ihrer Super-Waffen. Eine dieser wäre ihre Suchoi Su-57 – eines der modernsten Kampfflugzeuge der Welt.
Gegenüber dem «Business Insider» erklärte Mike Dahm, ehemaliger Geheimdienstoffizier der US-Navy, dass es dafür zwei Gründe gibt: «Zum einen geht es um das geopolitische Ansehen. Zum anderen aber auch um das Ansehen der russischen Rüstungsindustrie und die Frage, wie ein Abschuss auf potenzielle Käufer des Kampfjets wirken würde.»
Somit haben beide Parteien ihre Gründe, einige ihrer besten Kriegsgeräte nicht zum Einsatz zu bringen.