In voller Kampfmontur beobachten belarussische Soldaten das Geschehen. Sie notieren die Koordinaten für einen Angriff und geben einander per Funk Bescheid. Dann sprengen sie einen grossen Panzer in die Luft.
Mehrere Kämpfer steigen aus einem Panzer. An Ort und Stelle trainieren sie für den Nahkampf. Ausserdem schiessen sie mit Gewehren.
Das sind Szenen aus zwei Propaganda-Videos, die gerade im Netz kursieren. Die belarussische Armee macht sich darin einsatzbereit für den Krieg. «Solche Kurzfilme sollen die ukrainischen Truppen um Kiew in Alarmbereitschaft versetzen», sagt ETH-Strategieexperte Marcel Berni (34) zu Blick.
«Geniesst das willkürliche Chaos»
Allerdings sorgen die Clips in den sozialen Medien nicht gerade für Abschreckung – sondern eher für Spott. «Bisschen willkürliches Chaos», macht sich etwa ein Twitter-Nutzer lustig. «Geniesst es.»
Und er ist nicht der Einzige. «Ich habe ehrlich Angst», schreibt ein Nutzer zu dem «spektakulären Video». «Sie haben sogar eine gelbe Flagge, um das Startzeichen für einen Artillerieschuss zu geben.» Und weiter: «Schaut nur, wie diese mutigen Soldaten den Angriff mit fortschrittlichen Feldstechern beobachten.»
Seit Monaten wird immer wieder über ein mögliches Eingreifen von Belarus in den Ukrainekrieg spekuliert. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko (68) und Russlands Präsident Wladimir Putin (70) sind enge Verbündete. Seit Längerem stehen Pläne im Raum, eine gemeinsame regionale Kampftruppe aufzustellen.
Bereiten sie den Angriff schon vor?
Ausserdem soll Russland in Belarus einen Angriff auf die Ukraine vorbereiten. Militärexperte Berni sagt: «Die Präsenz Russlands in Belarus soll die Truppen um Kiew ebenfalls in Alarmbereitschaft versetzen.» Das Ziel sei, ukrainische Soldaten von den «heissen Fronten» abzuziehen und an der Grenze zu Belarus zu binden.
Ist ein Kriegseintritt der Belarussen denn wahrscheinlich? «Dagegen sprechen die langen Logistiklinien, die negativen russischen Erfahrungen im letzten Frühjahr und die mangelhafte militärische Ausrüstung von Belarus», sagt Berni. Dafür sprächen hingegen der Druck Putins und die mangelnden russischen Erfolge in der Ukraine. Der Strategieexperte: «Ich sehe künftige russische Offensiven jedoch viel eher im Donbass.»