«Sie haben so viel in mir kaputt gemacht!»
Jetzt spricht das Opfer (12) der Wiener Gruppenvergewaltigung

Das Opfer der Gruppenvergewaltigungen in Wien hat erstmals über den monatelangen Missbrauch gesprochen. Währenddessen soll der Haupttäter nach Bulgarien geflohen sein.
Publiziert: 11.03.2024 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2024 um 13:31 Uhr
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In diesem Parkhaus soll alles mit einem einfachen Kuss angefangen haben – daraus wurde monatelange sexuelle Nötigung und Erpressung.
Foto: Google Maps

Nach der mutmasslichen Gruppenvergewaltigung in Wien spricht jetzt das Opfer. Die 12-Jährige und ihre Mutter (35) haben der «Kronen Zeitung» ein Interview gegeben. «Sie haben so viel in mir kaputt gemacht!», sagte das Mädchen. Seit den Vergewaltigungen und dem sexuellen Missbrauch leidet sie unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die Bande der 13- bis 18-Jährigen, die das Mädchen an diversen Orten über Monate sexuell missbraucht haben soll, ist auf freiem Fuss – für die Mutter ein Grund zur Sorge: «Das ist für meine Tochter und uns alle ein Alptraum. Wir haben Angst, dass sie ihr auflauern, sich erneut an ihr vergehen oder sie sogar töten.»

Der grösste Wunsch des Mädchens sei, «dass ich weit weg von Wien bin. Am Meer, in der Sonne – an einem einsamen Strand. Dort würde ich Sandburgen bauen, mit Türmchen und dicken Mauern drumherum.» Nun darf die 12-Jährige nicht mehr allein raus. Ihre Mutter erzählt von der Zeit, als ihre Tochter immer verschlossener wurde: «Nachts hörte ich sie durch die Wohnung schleichen und weinen. Ihre Leistungen in der Schule sackten ab.» Erst später erfuhr sie von den schrecklichen Erfahrungen ihrer Tochter. Lehrer und Lehrerinnen hatten sie nicht über Absenzen informiert. Die Taten sollen immer zur Schulzeit stattgefunden haben. Erst als ein Bekannter ihr sagte, einer der Täter habe ihm gegenüber angegeben, das Mädchen sei «über seine Vermittlung für jeden zu haben», erstattete sie Anzeige.

Gab es mehrere Opfer?

Weiter soll der Hauptverdächtige, ein 16-jähriger Bulgare, geflohen sein. Wegen «Angst vor Anfeindungen» sei er mit seiner Familie zurück nach Bulgarien, so der Anwalt des Teenagers, Manfred Arbacher (49), zur «Bild». Die jungen Männer sind nach einem Verhör alle wieder auf freiem Fuss – weshalb der Hauptverdächtige nun auch fliehen konnte. Wie hoch der psychische Druck auf das Opfer war, zeigten Chat-Nachrichten mit Inhalten wie: «Wenn du mir einen bläst, dann lösche ich das Video» – Vorwürfe, die laut Arbacher nicht stimmen. «Nicht er ist auf sie zugegangen, sie hat ihn angeschrieben», so der Verteidiger. In seiner Aussage soll sein Mandant gesagt haben, alles sei immer einvernehmlich gewesen, sie hätte den Sex ebenso gewollt und er hätte nicht gewusst, dass sie erst 12 ist. 

Laut Sascha Flatz (45), der Anwalt des Mädchens, unvorstellbar: «Sie wirkt kindlich, niemand kann behaupten, dass er sie für 15 oder 16 gehalten habe.» Er befürchtet derweil aufgrund von Aussagen seiner Mandantin, dass es weitere Opfer gibt: «Ich weiss, dass er und zwei seiner Freunde auch mit anderen Mädchen Sex hatten. Diese kenne ich aber nicht.» Einer der Beschuldigten, ein 16-jähriger Syrer, bestätigte, dass auch pornografische Bilder anderer Mädchen existierten: «Es gab eine Telegram-Gruppe, da wurde einiges geschickt und ich erhielt auch über Snap einiges. Ich kenne diese Mädchen aber selbst nicht.» Flatz wird die Höchststrafe fordern: siebeneinhalb Jahre Gefängnis. (zun)

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