Sicherheitsmann schlief besoffen ein
Besoffener blockierte Türe zum Schutzraum – drei Tote

Drei Menschen sind in Kiew bei einem russischen Angriff ums Leben gekommen. Ein Kind und zwei Frauen konnten sich nicht in einen Schutzraum retten, weil der zuständige Sicherheitsmann besoffen eingeschlafen war. Bürgermeister Klitschko fordert personelle Konsequenzen.
Publiziert: 01.06.2023 um 17:57 Uhr
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Jaroslaw hat in Kiew seine Frau beim Raketenangriff verloren – weil ein Besoffener die Tür zum Schutzraum nicht öffnete.
Foto: Telegram

«Es gab einen Alarm, die Leute rannten zum Schutzraum. Der Bunker öffnete sich einfach nicht, und das war es. Die Leute klopften und klopften sehr lange. Aber niemand öffnete. Es waren Frauen und Kinder da, und niemand öffnete. In diesem Moment schlug die Rakete ein», berichtet der am Boden zerstörte Ukrainer, dessen Frau bei einem russischen Angriff in Kiew in der Nacht ums Leben kam.

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Insgesamt starben drei Menschen bei der Attacke, darunter ein Kind (†9). Die Regierung räumte am Donnerstag ein, dass der Schutzraum tatsächlich verschlossen war. In der ukrainischen Hauptstadt laufen nun Ermittlungen.

Nicht das erste Mal, dass die Türe verschlossen war

Es wurde ein Strafverfahren wegen eines Amtsverschuldens gegen den Sicherheitsmann des Spitals, zu dem der Schutzraum gehört, eingeleitet. Das teilte Innenminister Ihor Klymenko (50) mit.

Der Security soll während des Luftangriffs besoffen eingeschlafen sein, berichtet das unabhängige russische Nachrichtenportal Meduza. Anwohner gaben gegenüber dem ukrainischen TV-Sender Suspilne an, dass es nicht das erste Mal sei, dass sie nicht in die Notunterkunft gelangen konnten.

Der Leiter wurde suspendiert

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (51) schrieb auf Telegram, er habe das Präsidialamt gebeten, den Leiter des betroffenen Stadtteils Desnjanski, Dmytro Ratnikow, für die Dauer der Untersuchungen von seinem Posten freizustellen.

«Der Leiter der medizinischen Einrichtung, der von der Bezirksverwaltung Desnjanski ernannt wurde, sollte ebenfalls suspendiert werden», forderte der frühere Profi-Boxer ferner. Klitschko kündigte ausserdem an, auch in allen anderen Kiewer Bezirken die Schutzräume überprüfen zu lassen. Erst vor einer Woche hatte die Militärverwaltung der Stadt Kiew versichert, dass «während des Luftangriffs keine Notunterkünfte für Kiewer geschlossen sein werden».

Russland beschiesst die ukrainische Hauptstadt derzeit besonders heftig. Im Mai wurden innerhalb eines Monats so viele Raketen, Marschflugkörper und Drohnen auf Kiew abgefeuert wie noch nie seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als 15 Monaten.

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